Beendet Almuth Schult ihre Karriere? Bleibt sie ihrer Sportart in anderer Funktion erhalten? Oder wechselt sie schlichtweg den Verein, nach neun Jahren beim VfL Wolfsburg? Seit am 31. Januar bekannt wurde, dass die Nationaltorhüterin das Angebot des Bundesligaklubs zu einer Vertragsverlängerung über den Sommer dieses Jahres hinaus abgelehnt hat, wurde über den nächsten Schritt der 31-Jährigen gerätselt. "Ich will die Zukunft nicht thematisieren", sagte sie noch vor ein paar Tagen. "Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem es etwas zu verkünden gibt."
Am Mittwochabend ist es soweit gewesen - und der Antwortgeber meldete sich aus den USA. "Willkommen im Team, Almuth! Wir sind so stolz, dich zu haben", schrieb der Angel City Football Club in sozialen Netzwerken, auf dessen Profil ein paar Stunden später ein Video von Schult veröffentlicht wurde. Auf Englisch schickte sie Grüße nach Kalifornien und konnte ihre Vorfreude kaum verbergen: "Ich bin stolz, mich Angel City im Sommer anzuschließen. Aber erst muss ich noch meine Saison mit dem VfL Wolfsburg beenden."
Champions League:Wolfsburg erreicht das Halbfinale
Die VfL-Fußballerinnen setzen sich souverän gegen Arsenal London durch. Nun geht es gegen Titelverteidiger Barcelona. Olympique Lyon gewinnt gegen Juventus Turin und trifft auf Paris Saint-Germain.
Für die Bundesliga ist der Weggang einer der bekanntesten deutschen Fußballerinnen ein herber Verlust. Die Europameisterin und Olympiasiegerin gewann mit dem VfL fünfmal die Meisterschaft, siebenmal den DFB-Pokal und in ihrer Premieren-Saison die Champions League. Schult trat seit jeher meinungsstark auf und hat sich zu einer vielbeachteten Stimme entwickelt. Sie ist Mitinitiatorin der sportpolitischen Fraueninitiative "Fußball kann mehr" und wurde gar als Kandidatin fürs Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gehandelt, den sie stark kritisierte und von dem sie mehr Gleichberechtigung einforderte.
Zu den Teilhaberinnen von Angel City gehören Tennisprofi Serena Williams und Ex-Skirennfahrerin Lindsey Vonn
Insofern kam es bei ihrer Wahl nicht allein darauf an, in einem neuen Land Erfahrungen zu sammeln. Der in Los Angeles ansässige und seit diesem Jahr in der National Women's Soccer League (NWSL) antretende Klub ist mehrheitlich in Besitz von Frauen. Hollywood-Star Natalie Portman zählt zu den Gründerinnen. Unter den zahlreichen prominenten Investorinnen und Investoren sind Schauspielerinnen wie Jennifer Garner und Jessica Chastain, frühere US-Fußball-Nationalspielerinnen wie Mia Hamm und Abby Wambach sowie Tennisprofi Serena Williams und Ex-Skirennfahrerin Lindsey Vonn. "Unser Traum ist es, dafür zu sorgen, dass Frauenfußball so wertgeschätzt wird, wie es der Männerfußball auf der ganzen Welt bereits wird", sagte Portman Mitte März dem Guardian. Ein Teil der Einnahmen fließt in soziale Projekte.
Sie habe immer in der NWSL spielen wollen, wird Schult in der Mitteilung des seit 21. Juli 2020 offiziell gemeldeten Vereins zitiert. Angel City FC sei "so beeindruckend und einzigartig. Es dreht sich nicht alles nur um Fußball, es geht um Einflussnahme und darum, Frauen zu unterstützen". Dem NDR erklärte sie zum sportlichen Reiz: "Die Liga dort ist so ausgeglichen wie keine in Europa. Man ist in jedem Spiel gefordert und weiß vorher auch nicht, welcher Klub Meister wird." Eniola Aluko, Sportliche Leiterin von Angel City, prognostizierte, dass Schult mit ihrer Erfahrung und ihrem Können "eine Siegermentalität in unsere Gruppe" bringen werde.
Den Start der US-Liga am 29. April wird die Mutter von Zwillingen verpassen. Sie wird nach der Europameisterschaft in England (6. bis 31. Juli) zum ACFC stoßen, in Wolfsburg übernimmt ihren Posten dann Merle Frohms, aktuell Nummer eins im deutschen Tor. Für Almuth Schult dreht sich noch alles um einen erfolgreichen Abschied aus Deutschland. Der VfL ist mit vier Punkten Vorsprung auf den FC Bayern auf Titelkurs in der Liga, im Pokal-Halbfinale treffen die Dauerrivalen am 17. April aufeinander. In der Champions League haben es die Wolfsburgerinnen ebenfalls unter die besten Vier geschafft und treffen dort auf den FC Barcelona. Das Hinspiel am 22. April im Camp Nou war in zwei Tagen ausverkauft. Wie viele Karten insgesamt abgesetzt wurden, gab Barça nicht bekannt. Im Viertelfinale gegen Real Madrid wurde mit 91 553 Fans bereits ein Weltrekord aufgestellt.