Friedhelm Funkel:Vom Savoy-Theater direkt auf die Couch

v.l. Lutz Pfannenstiel (Duesseldorf) und Cheftrainer Friedhelm Funkel (Duesseldorf) unterhalten sich beim Spiel Fortuna; Lutz Pfannenstiel und Friedhelm Funkel

Düsseldorfs Sportvorstand Lutz Pfannenstiel und Friedhelm Funkel bei einem Turnier im Januar 2019.

(Foto: imago images/Eibner)
  • Bundesliga-Schlusslicht Fortuna Düsseldorf trennt sich von Trainer Friedhelm Funkel und heuert Uwe Rösler als Nachfolger an.
  • Von Machtspielen und schlechter Kommunikation war zuletzt immer wieder die Rede gewesen über die Fortuna.
  • "Ich bin sehr enttäuscht, kann die Entscheidung nicht nachvollziehen und hätte mir gewünscht, noch drei oder vier Spiele zu bekommen", sagte Funkel.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Im Savoy-Theater nahe der Königsallee wurden am Dienstagabend Düsseldorfs "Sportler des Jahres" ausgezeichnet. Bei den Athleten gewann Timo Boll, bei den Trainern Friedhelm Funkel. Er hatte Fortuna Düsseldorf im vergangenen Jahr vor dem Abstieg bewahrt, nachdem er den Fußballklub ein Jahr zuvor in die Bundesliga geführt hatte. Diese Leistungen sind ähnlich ehrenwert wie die Tatsache, dass Boll mit fast 39 Jahren immer noch zur Weltspitze im Tischtennis gehört.

Doch im Fortuna-Vorstand war Funkel längst nicht mehr so gut gelitten wie bei den Fans und all jenen, die bei der Publikumswahl für ihn gestimmt hatten. Zuletzt hatte die Fortuna nur eines von neun Spielen gewonnen. Und so wurde Funkel ausgerechnet am Mittwochmorgen nach der Gala im Savoy freigestellt.

Am Wochenende war die Mannschaft auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Der Vorstand hat Funkel nicht zugetraut, am Samstag im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt das Ruder herumzureißen. Damit endet nach vier Jahren Funkels Engagement in Düsseldorf, vor allem aber endet nach 30 Jahren seine Trainerlaufbahn. Der 66-Jährige hat bestätigt, dass dies sein letzter Job war. "Meine Trainerkarriere ist beendet", sagte er am Mittwoch. Mit 509 Bundesliga-Spielen als Trainer steht er auf Platz sechs in einer Rangliste, die Otto Rehhagel mit 832 Spielen anführt.

Rösler stellt sich vor

Neuer Fortuna-Trainer ist der 51 Jahre alte Thüringer Uwe Rösler, der Mitte der Neunzigerjahre als Mittelstürmer bei Manchester City reüssierte und später als Trainer mehrere englische Klubs trainierte sowie bis Ende vergangenen Jahres Malmö FF in Schweden. Weil er in Deutschland zuletzt 2002 kurz für die SpVgg Unterhaching aktiv war, hielt er es bei seiner Präsentation am Mittwoch für nötig, sich vorzustellen, und so sagte er: "Mein Name ist Uwe Rösler, ich bin seit 16 Jahren Trainer im Ausland und finally in der Bundesliga gelandet." Dass ihn in Deutschland kaum jemand kenne, empfinde er für die taktische Ausrichtung der Mannschaft kurzfristig "als Vorteil".

Die Trennung von Funkel ist mithin endgültig. Diesmal hätten auch demonstrierende Fans keinen Einfluss mehr gehabt wie vor einem Jahr, als der damalige Vorstandsboss Robert Schäfer die Trennung von Funkel zum Saisonende angekündigt hatte. Damals machte der Aufsichtsrat einen Rückzieher, rehabilitierte Funkel und suspendierte später Schäfer. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst, ein Wirtschaftsanwalt, hat sich jüngst am Wochenende allerdings nicht als Vorsitzender wiederwählen lassen, sondern ist fortan nur noch reguläres Mitglied dieses Gremiums.

Von Machtspielen und schlechter Kommunikation war zuletzt immer wieder die Rede gewesen. Auch die Aufsichtsratsmitglieder Peter Frymuth, Vizepräsident beim Deutschen Fußball-Bund, und Martina Voss-Tecklenburg, Frauenfußball-Bundestrainerin, sollen nicht bereit gewesen sein, sich zum/zur Vorsitzenden wählen zu lassen. Stattdessen kürte man den Digitalunternehmer Björn Borgerding, 37.

"Wir waren in einer Abwärtsspirale und es war keine Entwicklung erkennbar"

Das zuletzt viel diskutierte und mysteriöse Zwei-Spiele-Ultimatum hat es also nicht gegeben - Funkel hat tatsächlich nicht einmal mehr zwei Partien bekommen, bevor man ihn rauswarf. Noch nach der jüngsten 0:3-Niederlage in Leverkusen hatte der Sportdirektor Lutz Pfannenstiel gesagt: "Es ist wichtig, ruhig zu bleiben und keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen." Diesen Ratschlag hat man im Klub ignoriert. Man ist nicht ruhig geblieben und scheute auch keine vorschnelle Entscheidung.

Von Pfannenstiel, glaubte Funkel zuletzt, war das konspirative Manöver indes kaum ausgegangen. "Nicht von denen, die verantwortlich sind im operativen Geschäft", hatte Funkel gesagt, "die dafür Verantwortlichen verstecken sich im Gebüsch." Kurz vor Weihnachten hatte man seinen Vertrag kurioserweise noch verlängert für den Fall des Klassenerhalts, nun trennte man sich gerade mal zwei Spiele später. Pfannenstiel begründete: "Wir haben den schlechtesten Angriff und die drittschlechteste Abwehr der Liga, wir waren in einer Abwärtsspirale und es war keine Entwicklung erkennbar."

Letzteres empfand Funkel anders. "Ich bin sehr enttäuscht, kann die Entscheidung nicht nachvollziehen und hätte mir gewünscht, noch drei oder vier Spiele zu bekommen", sagte er am Mittwoch, "aber die Verantwortlichen haben mir gesagt, dass sie einen neuen Impuls wollten, und so werde ich der Mannschaft und dem Trainer am Samstag von der Couch aus alle Daumen drücken, denn was wir hier in vier Jahren aufgebaut haben, das darf nicht kaputt gehen."

Uwe Rösler wird neuer Trainer bei Fortuna Düsseldorf

Endlich Bundesliga: Uwe Rösler ist jetzt Trainer in Düsseldorf.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Für Rösler ist es die erste Trainerstation in Deutschland. In England ist der frühere DDR-Nationalspieler viel bekannter. Bei Manchester City widmeten die Fans ihm einst einen Song, später spielte er auch für Southampton und West Bromwich. Als er 2003 bei Lilleström in Norwegen spielte und an Krebs erkrankte, war seine aktive Laufbahn beendet. Rösler wurde aber wieder gesund und etablierte sich als Trainer. Zwei Mal war er bereits nahe daran gewesen bei einem deutschen Klub zu unterschreiben.

"Trainer in der Bundesliga zu sein, war immer mein Traum", sagt Rösler, der als Spieler bei zwölf und als Trainer bei acht Vereinen war. In der vergangenen Saison führte er Malmö in die Zwischenrunde der Europa League. Sportdirektor Pfannenstiel lobt seinen Fußball als "aggressiv und sehr variabel, mit schnellem Umschaltspiel aus einer soliden Defensive heraus". Er gibt Rösler eine Garantie: "Wir würden mit ihm auch in die zweite Liga gehen."

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