Fürth steigt auf:"Asamoah hat das, was den jungen Wilden noch fehlt"

Wuchtig, willig und meist gut gelaunt: Gerald Asamoah hat den "unaufsteigbaren" Fürthern in die erste Liga geholfen. Er hat seine Mannschaft mitgerissen, gefoult und entscheidende Tore erzielt. Zwar ist Asamoah nicht mehr der beste Spieler dieser Elf, aber der wichtigste.

Christof Kneer

Als die ruhmreiche, aber heruntergekommene SpVgg Fürth und der weniger ruhmreiche, aber seriöse TSV Vestenbergsgreuth am 1. Juli 1996 zur SpVgg Greuther Fürth fusionierten, begann Gerald Asamoah gerade seine Profikarriere. Er war noch keine 18 Jahre alt, ein etwas ungelenker Kerl, aber wuchtig, willig und meist gut gelaunt. Wer will, könnte Asamoah nun vorwerfen, dass er sich nicht sehr weiterentwickelt habe im Laufe seiner Karriere. Denn heute, mit 33, ist er immer noch wuchtig, willig und meist gut gelaunt. Asamoah würde breit grinsen über diese Unterstellung, er kennt seine Grenzen, aber er kennt auch seinen Wert.

Greuther Fürth holt Ex-Nationalspieler Asamoah

Nicht der beste, dafür aber der wichtigste Spieler: Fürhts Gerald Asamoah

(Foto: dpa)

Gerald Asamoah, geboren in Mampong/Ghana, weiß, dass er schon jetzt mindestens so sehr im Geschichtsbuch des deutschen Fußballs steht wie die ehemals ruhmreiche SpVgg Fürth mit ihren Meistertiteln der Jahre 1914, 1926 und 1929. Asamoah ist: 43-maliger deutscher Nationalspieler, zweimaliger Pokalsieger (mit Schalke), WM-Zweiter (2002) und WM-Dritter (2006).

Einen Migrationshintergrund hatte er schon, bevor es das Wort gab, er war der erste gebürtige Afrikaner im deutschen Trikot. Bei der WM 2006 brachte er es zum Team-Discjockey, offiziell bevollmächtigt vom Trainer Klinsmann. Im "Sommermärchen"-Film rennt Asamoah deshalb dauernd durchs Bild. Er hat einen ganzen Sommer mit Musik unterlegt, seinetwegen musste Deutschland mehr Xavier Naidoo hören, als es jemals wollte.

Es ist nicht wenig, was Asamoah bislang geschafft hat. Aber jetzt hat er etwas erreicht, was als unerreichbar galt. Er ist mit einer Elf in die erste Liga aufgestiegen, für die extra das boshafte Attribut "unaufsteigbar" erfunden wurde. Gerald Asamoah ist sehr, sehr gut gelaunt gewesen, als der Fürther Aufstieg dank einer Niederlage des Rivalen Düsseldorf am Montagabend amtlich wurde.

Asamoah ist nicht mehr der beste Spieler dieser Elf, aber der wichtigste ist er trotzdem. Für ihn haben sie in Fürth extra ihre Prinzipien verraten, sie kicken dort sonst nur mit Spielern, die Xavier Naidoos Lieder schon für Oldies halten. Die Fürther werden landesweit geschätzt für ihre blutjungen, talentierten Teams, die kurz vor dem Aufstieg meist an ihrer Naivität scheitern und dann von den Erstligisten genüsslich leergekauft werden.

"Asamoah bringt das mit, was unseren jungen Wilden noch fehlt", sagte Fürths Sportmanager Rachid Azzouzi im Januar, als sie den seit sieben Monaten arbeitslosen Angreifer für die zweite Saisonhälfte verpflichteten. An den letzten vier, fünf Zweitliga-Spieltagen, meinte Azzouzi damals, gehe es "eher um Mentalität, weniger um Talent". Am vergangenen Wochenende, dem viertletzten Zweitliga-Spieltag, gewann Fürth das entscheidende Spiel gegen St. Pauli. Das entscheidende Tor schoss ein Mann, der in Mampong/Ghana geboren wurde.

Asamoah, der alte DJ, hat den Sound vorgegeben, er hat mitgerissen, vorgelebt, gefoult und in acht Spielen fünf Tore erzielt. Er hat den Unaufsteigbaren die Vorsilbe genommen, er darf noch mal hoch in die erste Liga. Er ist vielleicht kein Stammspieler mehr, aber wenn sie ihn brauchen, wird er wuchtig sein, willig und gut gelaunt.

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