Fürth - Regensburg:Mit der Ungeduld der Jugend

18 08 2019 Fussball Saison 2019 2020 2 Fussball Bundesliga 03 Spieltag SpVgg Greuther

Flanke, Kopfball, Tor: Julian Green (links) bringt Fürth im fränkisch-oberpfälzischen Duell gegen Regensburg den Sieg – und Tabellenplatz fünf.

(Foto: Sportfoto Zink/imago)

Nach den Pokalblamagen ist die große Frage am Sonntag, wie Greuther Fürth und Jahn Regensburg darauf in der Liga reagieren.

Von Thomas Gröbner

Es ist ja selten ein Kompliment, wenn ein Teenager hören muss, wie "frech" er aufgetreten sei. Aber im Falle von Jamie Leweling, U19-Spieler in Fürth, liegt der Fall anders, er wird sich nicht darüber ärgern. Es ist ja eine Auszeichnung und kein Tadel von seinem fußballerischen Ziehvater Stefan Leitl gewesen, der den 19-Jährigen nach dem knappen 1:0 Sieg über Regensburg ausführlich lobte: "Der ist frech, der macht sein Ding. Das ist schön zu sehen." Leweling hatte Regensburgs linke Seite durcheinandergewirbelt, und als er vom Platz ging, da standen die Zuschauer auf und klatschten.

Die U23 hat Leweling übersprungen, aus der U19 wurde er nach der Vorbereitung zu den Profis gezogen, wo er Leitl viel Freude bereitet hat. "Es spielt keine Rolle, wie alt er ist, sondern wie viel Potenzial er hat", sagt sein Trainer. "Mit seiner unbekümmerten Art hat er uns sehr gut getan." Denn das war ja die Ausgangslage in diesem bayerischen Derby: Beide Mannschaften waren bekümmert, ein wenig fassungslos nach ihren Pokal-Blamagen. Fürth war gegen den Drittligisten MSV Duisburg hilflos (0:2), Regensburg verlor gar gegen den Regionalligisten Saarbrücken mit 2:3. Eine Niederlage, die man nicht so einfach abhaken könne, hieß es aus Regensburg. "In aller Schärfe" habe man das aufgearbeitet, verkündete Fürths Trainer Leitl.

Wie Leitl und sein Gegenüber Mersad Selimbegovic ihre Mannschaft wieder aufbauen wollten, war also die große Frage am Sonntag. Leitl, der das Feuer vermisst hatte, setzte auf die Ungeduld der Jugend. Fünf Wechsel nahm er vor: David Raum, 21, Hans Nunoo Sarpei, 20, Jamie Jeweling, 18 und Marco Meyerhöfer, 23, sollten die Sache besser machen. Junge Leute, unbelastet, unbekümmert. Draußen blieben unter anderem die Stammspieler Marvin Stefaniak und Maximilian Wittek, was gleich Gerüchte aufkommen ließ. Dass nämlich Wittek, der nur auf der Tribüne saß, vor einem Wechsel zum Nachbarn Nürnberg stehen könnte. Fürths Geschäftsführer Sport Rachid Azzouzi widersprach diesen Vermutungen recht energisch.

Und Selimbegovic? Der ging einen anderen Weg, einen sanften Weg - er vertraute weiter auf seine Stammbelegschaft. Und so war dieser bayerische Vergleich auch eine Antwort auf die Frage, wer die Pokal-Blamage besser verarbeiten konnte. Das entschied sich erst nach der Halbzeit, kurz nachdem Jamie Leweling für einen anderen Neuen Platz machte, für den früheren Frankfurter Branimir Hrgota, der das Spiel gleich an sich riss. Genauer gesagt: in der 74. Minute. Zugang Havard Nielsen, für den Daniel Keita-Ruel ausgewechselt wurde, passte den Ball zu Hrgota, der verlud einen Gegenspieler flankte auf Julian Green, der den Ball per Kopf ins Netz wuchtete. Das brachte den Jahn aus der Fassung, Sekunden nach dem Anstoß verschluderten sie den Ball, Hrgota tauchte vor dem Tor auf, zielte aber daneben (76.).

Fast wäre Hrgota dann ein perfekter Einstieg bei seinem neuen Arbeitgeber gelungen. Doch nach seinem vermeintlichen Tor (81.) griff der Videoassistent ein und meldete eine Abseitsstellung. Und während man jetzt gut beobachten konnte, wie das Fürther Flügelspiel funktionieren soll, war die DNA des Jahn-Spiels in der zweiten Hälfte nicht mehr zu erkennen. Dieses ekelhafte Anlaufen der vordersten Angreifer, das Fürth anfangs regelmäßig in Verlegenheiten brachte; die langen Bälle auf Stürmer Grüttner. All das war in der zweiten Hälfte verschwunden.

Tatsächlich wirkten die Fürther nach der Pause plötzlich reifer, Regensburg fand kaum mehr den Weg nach vorne, während es immer häufiger zu tumultartigen Szenen um Jahns Torwart Alexander Meyer kam, immer wieder tauchte Hrgota dort auf. "Das war zu wenig, wir konnten keine Gefahr ausstrahlen. Fürth war näher am 2:0 als wir am Ausgleich", sagte Selimbegovic danach. Auch Oliver Hein gab sich selbstkritisch: "So wird es schwierig."

Für die Regensburger gab es am Ende dann doch noch eine gute Nachricht nach einem enttäuschenden Nachmittag mit dieser Niederlage. Nachdem es im vergangenem Jahr Zusammenstöße zwischen Jahn-Fans und der Polizei gegeben hatte und Regensburger den Ordnungskräften dann "Provokationen" und Unverhältnismäßigkeit vorwarfen, liefen die Regensburger Fans durch Fürth, an der Spitze den Präsidenten ihres Vereins, Hans Rothammer, und alles blieb ruhig.

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