3:0 für Wolfsburg:Glückliche Lebensphase

Borussia Moenchengladbach v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Schon der siebte Auswärtssieg: Die Treffer von Yannick Gerhardt in der 38. Minute und von Admir Mehmedi in der 68. und 83. Minute stürzen Gegner Gladbach in eine Ergebniskrise.

(Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Während Gladbach nach Erklärungen für die nächste Heimniederlage sucht, ist aus dem Abstiegskandidaten VfL Wolfsburg vorübergehend ein Anwärter auf die Europapokal-Plätze geworden.

Von Dominik Wolf, Mönchengladbach

Bruno Labbadia konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. Vergnügt tummelte er sich im Mittelkreis des Borussia-Parks. Er herzte Innenverteidiger Robin Knoche, seinem Torhüter Koen Casteels wuschelte er durch die Haare. Und er hatte offenkundig sehr viel Spaß in der Unterhaltung mit Stürmer Admir Mehmedi. 3:0 hatte seine Mannschaft gerade gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen.

Vor dem Spiel hatte Labbadia noch nachdrücklich vor der Borussia gewarnt und sie als "Anwärter auf einen Champions-League-Platz" bezeichnet. Das ist die Borussia trotz der zweiten 0:3-Heimniederlage in Serie zwar immer noch. Aber die überraschendere Entwicklung ist in diesen Tagen die der Wolfsburger, die vorübergehend am Tabellenfünften Bayer Leverkusen vorbeigezogen sind, seit vier Spielen nicht verloren und in dieser Saison schon sieben Auswärtsspiele gewonnen haben. Torwart Casteels hatte dem neuen Wolfsburger Selbstbewusstsein unter der Woche im Gespräch mit dem Kicker Ausdruck verliehen: "Der ganze Verein ist auf einem guten Weg. Am Ende werden wir sehen, ob es für Europa reicht."

Es ist die Fortsetzung der wundersamen Wandlung vom Abstiegskandidaten zum ernst zu nehmenden Europacup-Aspiranten. Vor fast genau einem Jahr hatte Labbadia den VfL Wolfsburg nach dem 23. Spieltag übernommen. Der VfL stand auf Platz 14 und drohte wie schon in der Vorsaison in den Abstiegskampf zu rutschen. Auch mit Labbadia gewann die Mannschaft bis zum Ende der Saison nur zwei Spiele und rettete sich erst in der Relegation - schon die zweite in seiner Trainerkarriere - vor der Zweitklassigkeit. In der Sommerpause konnte Labbadia die Mannschaft nach seinen Vorstellungen formen und gemeinsam mit Manager Jörg Schmadtke punktuell verstärken. So kam in Wout Weghorst der mit neun Toren treffsicherste Stürmer und Außenverteidiger Jérôme Roussillon, der es auf fünf Scorerpunkte bringt.

"Man kann so etwas nicht immer erklären. Im Saisonverlauf gibt es Phasen, in der die Bälle nicht reingehen", sagt Gladbachs Trainer Dieter Hecking

Gegen Gladbach setzte Labbadia zum dritten Mal in Serie auf dieselbe Startelf. Das bedeutete, dass auch Weghorst, um dessen Einsatz wegen Adduktorenproblemen gebangt wurde, von Beginn an auf dem Feld stand. Gladbach kontrollierte die Partie, Florian Neuhaus vergab früh gleich drei Chancen auf die Führung: Erst strich sein Schuss knapp über die Latte (23.), dann klatschte ein Drop-Kick an die Latte (26.) und schließlich klärte Robin Knoche einen Schuss per Kopf auf der Linie (27.). Bis kurz vor der Pause hatte Wolfsburg nicht einmal aufs Tor geschossen. Dann hinterlief Jérôme Rousillon seinen Teamkollegen Josip Brekalo, gab den Ball in die Mitte, wo sich Yannick Gerhardt mehr selbst anschoss. Der Ball kullerte ins lange Eck (38.). Um einen Impuls für das Spiel mit dem Ball zu setzen, brachte Dieter Hecking zur Halbzeit Jonas Hofmann. Doch bis auf die zehn Minuten nach dem Seitenwechsel blieb Gladbach blass. "Man kann so etwas nicht immer erklären. Im Saisonverlauf gibt es Phasen, in der die Bälle nicht reingehen", sagte Hecking. Sportdirektor Max Eberl sagte, er werde nun "nicht alles in Grund und Boden reden".

Labbadias Wechsel funktionierten dagegen besser: In der 64. Minute wechselte er Mehmedi für Josip Brekalo ein. Vier Minuten später schob Mehmedi den Ball an Yann Sommer vorbei zum 2:0 ins Tor. Zeichen wachsender Resignation machten sich nun breit: Gladbach hatte mehr Ballbesitz, öfter aufs Tor geschossen und mehr Pässe gespielt - die Tore aber erzielte der Gegner. Und der legte noch einen drauf. Nach einer Flanke übersah Oscar Wendt den in seinem Rücken einlaufenden Mehmedi, der robust über Sommer hinweg zum 3:0 per Kopfball traf (83.). Labbadia sagte nach dem Spiel: "Wir haben dann aber im richtigen Moment das Tor gemacht. Wir hatten eine wahnsinnige Effektivität und hatten auch das notwendige Glück."

Sein Vertrag in Wolfsburg läuft zum Saisonende aus. Eile sieht er trotzdem nicht geboten. Im Frühjahr wolle man sich zusammensetzen. "Ich bin in einer Lebensphase, in der es mir darum geht, glücklich zu sein mit dem, was ich mache. Gerade im Moment bin ich das", sagte er dem Kicker. Und zu den internationalen Ambitionen sagte Labbadia am Samstag: "Wenn wir eine Chance haben, dann werden wir zugreifen."

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