Fünfte BVB-Niederlage in Serie:Dortmund hat Angst

Borussia Dortmund's Weidenfeller reacts after Bayern Munich's Robben scored penalty in Bundesliga soccer match in Munich

Entsetzt in München: BVB-Torwart Roman Weidenfeller.

(Foto: REUTERS)

Erst unwiderstehlich, dann zerbröselt wie eine Sandburg: Die einst so selbstsicheren Dortmunder brechen in München zusammen. Besserung ungewiss. Es ist die Angst einer Mannschaft, die in der Tabelle unten drinhängt.

Ein Kommentar von Thomas Hummel

Da spielt Borussia Dortmund die beste erste Hälfte dieser Saison. Trainer Jürgen Klopp zeigt, dass er sein taktisches Gespür nicht verloren hat und dekodiert über weite Strecken den zuvor unwiderstehlichen Spielaufbau der Münchner. Da führen die Dortmunder 1:0 und könnten sich an alte, wunderbare Tage erinnern, an denen sie hier den FC Nimmersatt entmachtet hatten.

Doch was passiert? Dortmund zerbröselt nach der Pause wie eine Sandburg im Sturm.

Das Spiel am Samstagabend in München war ein Lehrbeispiel für die Bedeutung von Selbstsicherheit im Fußballsport. Hier eine Mannschaft, die zuletzt praktisch alles gewonnen hat. Und nicht nur das. Die Gegnern wie dem AS Rom sieben Stück verpasst, wenn dieser nicht aufpasst. Der FC Bayern hat vergessen, wie sich Misserfolg anfühlt, weshalb die Beteiligten gar nicht mehr merken, wenn einer droht. Rückstand? Trainer Pep Guardiola gibt dann in der Halbzeit das Motto der Offensive aus. Weiter nach vorne schieben! Drauf auf den Gegner! Hurra!

Was hat dem BVB den Mut genommen? War es der humpelnde Hummels?

Was in der Dortmunder Kabine vorging, ist nicht genau überliefert. Irgendetwas hat den Spielern jedenfalls den Mut genommen. Vielleicht war es der humpelnde Mats Hummels. Vielleicht die ersten aggressiven Zweikämpfe der Bayern nach der Halbzeit. Auf jeden Fall waren die Dortmunder nicht wiederzuerkennen. Sie zogen sich zurück, sie wollten im Spielaufbau den Ball nicht mehr haben. Sie hatten Angst. Die Angst einer Mannschaft, die in der Tabelle unten drinhängt. Die ihre Selbstsicherheit verloren hat nach vier Niederlagen am Stück. Es folgte die fünfte.

Wer ein solches Gefühl mit sich herumträgt, wen auch keine tolle erste Halbzeit aufbauen kann, um den muss man sich sorgen. Sieben von zehn Bundesligaspielen haben die Dortmunder verloren. Das nagt. Nächste Woche geht es wohl schon um die Chance, in dieser Saison noch um die Champions-League-Plätze mitzuspielen. Da geht es zu Hause gegen Mönchengladbach. Die dortige Borussia hatte vor einer Woche gegen die Bayern gezeigt, dass sie selbst eine schwierige erste Halbzeit nicht mehr umwirft. Mönchengladbach und die zunehmend starken Wolfsburger sind derzeit ernsthafte Kandidaten für die Plätze zwei und drei.

Und Dortmund? Ist nicht der BVB die zweitstärkste Mannschaft in Deutschland, wie die Gurus und Experten in alle Kanäle rufen? Eine Halbzeit in München gab den Gurus und Experten recht. Die andere Halbzeit aber zeigte, warum dieser Klub nach zehn Spieltagen 17 Punkte hinter den Bayern und bedenkliche 13 Punkte hinter dem beanspruchten zweiten Platz liegt. Auf Platz 17, Besserung ungewiss.

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