Führungdebatte bei 1860 München:Ismaiks Kehrtwende

Schneider, Ismaik und Maget

Geht es nun doch gemeinsam weiter? Die Verantwortlichen bei 1860 streiten um die Zukunft des Vereins.

(Foto: dpa)

Mitte der Woche drohte bei Zweitligist 1860 München alles zu scheitern - jetzt rudert Investor Hasan Ismaik zurück. Der jordanische Geschäftsmann bietet den "Löwen" einen Kompromiss an, der den Verein vermutlich überleben lässt. Dafür könnte Ismaik verstärkt sportlichen Einfluss fordern.

Von Gerald Kleffmann

Beim TSV 1860 München bahnt sich überraschend doch eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Verein und seinem Investor Hasan Ismaik an. Am Mittwochabend, zwei Tage nach einer gescheiterten Krisensitzung, trafen sich beide Seiten zu einem Schlichtungsgespräch. Dabei überreichte Hamada Iraki, der frühere Münchner Statthalter Ismaiks, den Vertretern des Fußball-Zweitligisten einen Kompromissvorschlag.

Nach SZ-Informationen fordert der jordanische Geschäftsmann aus Abu Dhabi, der am Montag sein Investment (bisher fast 30 Millionen Euro für Anteilskauf und Darlehen) als gescheitert betrachtete, nicht mehr den Rücktritt von Präsident Dieter Schneider. Zudem lehne er eine hohe Neuverschuldung ab.

Auch der im Sommer beschlossene Dreijahresplan, der drei Darlehenszahlungen Ismaiks bis 2015 vorsieht und in den Aufstieg der Mannschaft münden soll, habe wieder Bestand; kürzlich hatte Ismaik diesen aufgekündigt. Von Vereinsseite gab es auf Nachfrage am Donnerstag keine Stellungnahme. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit soll aber eine Entscheidung fallen.

Der Streit war über die richtige Zukunftsgestaltung entbrannt. Ismaik strebte neuerdings einen radikalen Strategiewechsel an. Sechzig könne schneller aufsteigen, urteilte er, nicht erst spätestens 2015. Der Verein müsse in einen teuren Trainer - wie den von ihm favorisierten Sven-Göran Eriksson - und in afrikanische Spieler investieren.

Ismaik riskiert viel

Wie der Großangriff finanziell abgesichert und gemäß den Statuten der Deutschen Fußball Liga (DFL) gestemmt werden sollte, ließ Ismaik offen. Dem Vernehmen nach wurden am Montag auch die Vereinsvertreter bei der Sitzung nicht aufgeklärt. Ismaik stieg vor gut zwei Jahren beim deutschen Meister von 1966 ein, er ist der erste arabische Investor im deutschen Fußball.

Insbesondere seine internen Rücktrittsforderungen sorgten für Schlagzeilen - wegen der 50+1-Regel. Diese besagt, dass Vereine die Hoheit bei der Zusammenarbeit mit Investoren behalten müssen. So sollen sie, anders als etwa in England, vor Fremdbestimmung oder gar Übernahme geschützt werden.

Dass sich nun beide Lager - Sechzig und Ismaik - wieder anzunähern scheinen, hat offenbar mit der intern gewonnenen Erkenntnis zu tun, dass bei einem Ausstieg Ismaiks der Verein spätestens in zwei, drei Jahren finanziell am Ende wäre. Allein die teure Miete in der Allianz Arena kostet den Verein jährlich um die fünf Millionen Euro. Ein Plan B, der beinhaltet, dass 1860 ohne den Investor klarkommen müsste, wäre wohl zum Scheitern verurteilt.

Ismaik würde somit sein komplettes eingezahltes Geld riskieren. Ob der Verein dem überbrachten Entwurf zustimmt und welches Kompromissangebot er seinerseits macht, ist noch offen. Möglich ist, dass sich Ismaik mit anderen Forderungen durchsetzt. So wünschte er sich zuletzt einen neuen, renommierten Trainer und einen erfahrenen Sportchef. Derzeit sind Alexander Schmidt und Florian Hinterberger in der Verantwortung.

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