FSV Salmrohr:Klein, kleiner, Salmrohr

FSV Salmrohr

Salmrohrs Spieler Marc Inhestern (links) zeigt sich hier im Spiel gegen Bochum angriffslustig. Auch im DFB-Pokalspiel gegen Holstein Kiel möchte sich der Sechstligist durchsetzen.

(Foto: Harald Tittel/dpa)

Der Sechstligist FSV Salmrohr ist der unterklassigste Teilnehmer in der DFB-Pokal-Hauptrunde und hofft gegen Holstein Kiel auf eine Überraschung. Die gelang dem Dorfklub schon einmal: beim Aufstieg in die zweite Bundesliga 1986.

Von Valentin Fackler

Es lief die 89. Minute des Rheinlandpokalfinales zwischen der TuS Koblenz und dem FSV Salmrohr. Gerade hatte Marc Richter das 2:0 für Koblenz erzielt. Das Spiel schien entschieden, die ARD rief bei ihrer Konferenz zum Finaltag der Amateure sogar fälschlicherweise den Schlusspfiff aus. Doch es folgte ein irrsinniges Comeback: Salmrohr-Spieler Peter Schädler schoss in der vierten Minute der Nachspielzeit den Anschlusstreffer, ehe es zwei Minuten später noch einmal Elfmeter für Salmrohr gab. FSV-Kapitän Michael Dingels trat an und verwandelte kühl ins linke Eck - 2:2, Verlängerung. "Als Kapitän muss ich natürlich vorneweggehen. Ich bin der älteste Spieler und hab die meiste Erfahrung", sagt Dingels. "Ich hab die Nerven behalten und war stolz, dass der Ball im Tor war." Auch im folgenden Elfmeterschießen traf Dingels, ehe Nico Toppmöller den entscheidenden Elfmeter für Salmrohr verwandelte.

Es war der neunte Titel für den FSV Salmrohr im Rheinlandpokal. Außerdem sicherte sich der Dorfverein aus Rheinland-Pfalz damit die 13. Teilnahme im DFB-Pokal, die erste seit 2015, als man in der ersten Runde gegen den VfL Bochum mit 0:5 ausschied. Somit ist der FSV Salmrohr als Sechsligist der unterklassigste Verein aller diesjährigen Pokalteilnehmer.

Bisher zwölf Teilnahmen im DFB-Pokal mit insgesamt 19 Pokalspielen, unter anderem gegen namhafte Gegner wie Werder Bremen oder Borussia Dortmund, lassen erahnen, dass in Salmrohr eine größere Fußball-Tradition existiert. Die goldenen Jahre des Vereins liegen jedoch einige Zeit zurück: Mitte der 80er-Jahre war der FSV bekannt als die "Macht vom Dorf". Als solche stieg man 1986 für eine Spielzeit in die zweite Bundesliga auf und stellte damit einen Rekord auf: Salmrohr, ein Ortsteil des 2400 Seelen-Dorfes Salmtal, ist bis heute der kleinste Zweitligastandort im deutschen Fußball. Selbst Hoffenheim, kleinster Erstligastandort Deutschlands, hat als Stadtteil Sinsheims gut 2000 Einwohner mehr. Auch in der Liste ehemaliger Spieler des Vereins findet man klangvolle Namen: Bernd Hölzenbein, Weltmeister von 1974, ließ in der Aufstiegssaison 1985/86 seine Karriere im Rheinland ausklingen. Wolfgang Kleff, Welt- und Europameister und ärgster Konkurrent von Sepp Maier, stand in der zweiten Liga für Salmrohr zwischen den Pfosten. Auch Klaus Toppmöller, Legende des 1. FC Kaiserslautern, spielte zwischen 1981 und 1987 für Salmrohr und übernahm anschließend für eine Saison als Trainer. Der erfolgreiche Elfmetrschütze Nico ist übrigens sein Neffe.

Eng verbunden sind die großen Jahre mit Peter Rauen, Bauunternehmer aus Salmtal und langjähriger Bundestagsabgeordneter, der zwischen 1971 und 1999 dem Verein vorsaß. Heute ist Rauen Ehrenpräsident und Förderer des Klubs. Besonders beim 2014 eingereichten Insolvenzantrag kam er zu Hilfe, sodass die Insolvenz nach einem außergerichtlichen Vergleich mit den Gläubigern verhindert werden konnte. Mittlerweile ist sein Sohn Christian erster Vorsitzender des Vereins und hat zusammen mit Trainer Lars Schäfer und dem sportlichen Leiter Karl-Heinz Kieren eine entwicklungsfähige Mannschaft aufgebaut, die mittelfristig in die fünftklassige Oberliga aufsteigen soll.

Zunächst steht am Sonntag aber die erste Runde des DFB-Pokals gegen Zweitligist Holstein Kiel an. Wenn es nach FSV-Kapitän Michael Dingels geht, sicher kein Wunschlos. "Ein Bundesligist wäre schon schön gewesen und natürlich hofft man immer auf Bayern oder Dortmund", sagt Dingels, "vor allem hätten wir aber gerne einen Gegner aus der Region gehabt, wie Mainz oder Köln, damit das Salmtalstadion voll wird." Nun rechne man im Verein nur mit zwei- bis dreitausend Zuschauern, statt den erhofften 7000. Trotzdem sei die Vorfreude auf das Pokalspiel groß, "schließlich ist das für viele Spieler das Spiel des Lebens", so Dingels. Trotz der Besonderheit des Spiels bereite sich die Mannschaft des TSV Salmrohr vor wie auf jedes andere Spiel. Zu den Chancen seiner Mannschaft gegen die von Ex-Gladbach-Trainer André Schubert trainierten Störche sagt Dingels: "Wir haben einen Plan. Überraschungen gibt's immer im Fußball. Was am Ende dabei rumkommt, sehen wir dann nach dem Spiel."

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