Süddeutsche Zeitung

FSV Mainz 05:Kluge Verkäufer

Die Mainzer verlieren immer ihre besten Leute, weil andere Vereine ihnen mehr Geld zahlen können. Trotzdem sind sie Jahr für Jahr erfolgreich. Dahinter steckt eine clevere Methode.

Von Tobias Schächter

Es ist vor jeder Saison das Gleiche: Immer werben größere Klubs die besten Spieler von Mainz 05 ab. Jetzt verließen zwei wichtige Spieler den Verein: Mittelfeldstratege Johannes Geis (Schalke) und Torjäger Shinji Okazaki (zu Leicester City/England) . Doch statt zu jammern, macht der pfiffige Klub aus Rheinland-Pfalz aus der Not eine Tugend. "Wir sind vom Ausbildungsverein zum Weiterbildungsverein geworden", sagt Manager Christian Heidel. Er ist 25 Jahre im Amt und hat den Klub von einer grauen Maus der zweiten Liga zur bunten Erstligamarke geformt. Fast jeden Sommer kann Heidel, früher mal Autoverkäufer, durch kluges Ein- und Verkaufen einen hohen Gewinn verkünden.Diesmal 17 Millionen Euro.

1. FSV Mainz 05 Stadion: Coface Arena Plätze: 34.000 Gegründet: 1905 Größte Erfolge: Qualifikation Uefa-Cup (2005, 2011, 2014), Aufstieg in die Bundesliga (2004, 2009)

Sieben Tore hat Ja-Cheol Koo vergangene Saison geschossen. Damit war er der zweitbeste Torschütze der Mainzer. Besser war nur Shinji Okazaki (14 Tore), der jetzt aber für Leicester City spielt.

U14-Prognose: Mainz ist dieses Jahr eine typische Bundesligamannschaft. Wenn es gut läuft, können sie Siebter werden. Läuft es schlecht, müssen sie vielleicht sogar absteigen. Wahrscheinlich wird es irgendwas dazwischen.

Mainz braucht das Geld auch, um Schulden abzuzahlen für das vor vier Jahren neu gebaute Stadion. Und sie bauen den Trainingsplatz mit Rasenheizung. Die neuen Spieler sollen jung sein und noch eine große Entwicklung vor sich haben - damit sie später mit Gewinn verkauft werden können. Diesmal könnten der Japaner Yoshinori Muto (22/kam aus Tokio) im Sturm und Fabian Frei (26/Basel) im Mittelfeld eine solche Entwicklung nehmen.

Die Mainzer verlieren zwar immer die besten Leute, spielen aber schon im siebten Jahr Bundesliga. Auch die Trainer nutzen die Mainzer Bühne zum Sprung zu größeren Klubs. Von hier gingen einst Jürgen Klopp und jetzt Thomas Tuchel zu Dortmund. Der aktuelle Trainer Martin Schmidt, ein Schweizer, hat nicht nur eine spannende Laufbahn außerhalb des Fußballs hinter sich, als Bergführer, Automechaniker und Textilunternehmer, sondern auch eine spannende Karriere in der Bundesliga vor sich.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2015
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