French Open in Paris:Turnier der Turbulenzen

French Open

Hat Konsequenzen gezogen: Julia Görges trennte sich nach der Auftaktniederlage von Coach Michael Geserer.

(Foto: Frank Molter/dpa)
  • Bei den French Open mussten einige Topspielerinnen ihre Matches absagen beziehungsweise aufgeben: die Australian-Open-Finalistin Petra Kvitova etwa oder auch Kiki Bertens.
  • Die Deutsche Julia Görges zog nach ihrem Ausscheiden Konsequenzen.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Als sei es nicht schwer genug, selbst für eine Nummer eins der Tenniswelt, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, muss Naomi Osaka, 21, eine Sache mit der Mutter ausfechten. "Sie ist hier", verriet die Japanerin nach ihrem mühevollen 0:6, 7:6, 6:1-Erstrundensieg gegen die Slowakin Anna Schmiedlova. "Aber ich habe sie nicht eingeladen. Sie hat sich eingeladen." Natürlich hatte sie das im Spaß gesagt. Dass Osaka, die bei den vergangenen Grand-Slam-Turnieren in New York und Melbourne triumphierte, nun hohe Ambitionen pflegt, versteht sich von selbst. "Ich will hier so sehr gewinnen", betonte sie aber vorsichtshalber auch. Nicht dass jemand auf die Idee käme, sie wegen ihres rumpeligen Auftaktmatches, bei dem sie zwei Punkte vom Aus entfernt war, abzuschreiben. Sand ist nicht ihr bevorzugter Belag. Und, auch das gab Osaka in Paris zu: "Hier ist es völlig anders als bei den Australian Open. Weil ich da das Gefühl hatte, dass ich gut spiele."

Osakas Leistungs- und Stimmungsschwankung schien sich auch am Donnerstag zu bestätigen. Sie hatte gegen die allerdings langsam wieder zur Form zurückfindende Viktoria Asarenka aus Weißrussland lange kein Gegenmittel, setzte sich in einem hochklassigen Duell aber 4:6, 7:5, 6:3 durch. Zumindest die Beste der Branche strauchelte bisher also noch nicht in letzter Konsequenz. Doch auch wenn gerade erst die zweite Runde des wichtigsten Sandplatzturniers absolviert ist, zeichnet sich ab: Das Frauenfeld erlebt Turbulenzen. Nicht nur sportlicher Natur.

Julia Görges suchte sich einen neuen Trainer

Einige Topspielerinnen mussten zurückziehen, mehr als gewohnt. Den Anfang machte Petra Kvitova, 29, Finalistin von Melbourne. Im Training hatte sie noch fröhlich gewirkt, dann die Meldung: eine Verletzung im linken Unterarm, dem Schlagarm, mache ihre Teilnahme unmöglich. Später wurde bei der Tschechin ein Muskelfaserriss diagnostiziert. "Es könnte schlimmer werden, wenn ich spiele", sagte sie. Es folgte eine nicht ganz so prominente Aufgabe, die Ukrainerin Kateryna Koslowa sagte ihr Match gegen die Landsfrau Elina Switolina wegen Rippenbeschwerden ab.

Noch mehr öffnete sich das Feld aber, als sich die nächste starke Spielerin während ihres Duells mit Viktoria Kuzmova aus der Slowakei beim Stand von 1:3 abmeldete: Kiki Bertens wurde auf einer Stufe mit Kvitova gesehen, was die Titelchancen betraf. Die Niederländerin hatte Mitte Mai das bedeutende Masters-Turnier in Madrid gewonnen. Bei Bertens lautete die Diagnose offenbar: Magen-Darm. Bianca Andreescu schließlich zwickte die rechte Schulter so sehr, dass das 18-jährige Talent seinen Rückzug nach der ersten gewonnenen Runde beschloss. Die Kanadierin hatte, zur Erinnerung, Angelique Kerber 2019 zweimal besiegt und die Deutsche so sehr gereizt, dass diese sie beim Handschlag als "größte Drama-Queen" bezeichnete. Pech für Kerber: Die dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin hat sich in Paris ja schon sportlich verabschiedet (wie auch die hoch eingestuften Aryna Sabalenka aus Weißrussland und Maria Sakkari aus Griechenland).

Das Feld wäre Drama-Queen-frei also ab jetzt - von Serena Williams mal abgesehen. Die 37-Jährige glänzt zwar nicht, hält aber immerhin die Stellung. In Runde eins mühte sie sich gegen die Russin Vitalia Diatschenko (2:6, 6:1, 6:0), in Runde zwei tat sich die Amerikanerin leichter: 6:3, 6:2 gegen die Japanerin Kurumi Nara.

Die deutsche Frauenbilanz fällt jetzt schon schlecht aus. Nur Andrea Petkovic überzeugte, die 31-Jährige gewann gegen Hsieh Su-wei aus Taiwan 4:6, 6:3, 8:6 und steht als einzige DTB-Spielerin in Runde drei. Konsequenzen zog Julia Görges, 30, die ihren Auftakt verpatzt hatte gegen die Estin Kaia Kanepi. Sie trennte sich von Coach Michael Geserer, 49, mit dem sie fünf ihrer sieben Turniersiege gefeiert hatte. Nachfolger wird Sebastian Sachs aus Stuttgart. Der 27-Jährige hatte als Hitting Partner im deutschen Fed-Cup-Team und für Asarenka gearbeitet.

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