French Open:Schmerzen bei jedem Rutsch

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Schmerzen schon im ersten Satz: Alexander Zverev. (Foto: Getty Images)
  • Alexander Zverev ist bei den French Open in Paris beeinträchtigt von einer Oberschenkelverletzung im Viertelfinale ausgeschieden.
  • Der 21-Jährige, der zuvor drei Fünfsatzmatches in Serie bestritten hatte, unterlag dem Österreicher Dominic Thiem (Nr. 7) mit 4:6, 2:6, 1:6.
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Von Gerald Kleffmann, Paris

Bei den French Open werden auf Monitoren die Spieler angezeigt, die zu Pressekonferenzen kommen. Zunächst stand dort am Dienstag: 17.15 Uhr Dominic Thiem, Main Room. Lange tauchte Alexander Zverev dagegen in dieser Liste nicht auf, und je mehr Zeit verstrich, umso mehr war zu befürchten: Vielleicht würde er nach diesem Match, in dem er sich verletzt hatte und beeinträchtigt gewesen war, nicht erscheinen, vielleicht sich per Attest entschuldigen lassen. Aber dann ging es rasch, plötzlich tauchte Zverevs Name statt Thiems auf, der kurz darauf dann dran war. Als Zverev pünktlich den Interviewraum betrat, mit Manager Patricio Apey im Hintergrund, der ihn bei solchen Auftritten stets begleitet, wirkte er doch schon wieder gefasst.

"Ich wollte nicht zum ersten Mal in meiner Karriere rausziehen, in einem Viertelfinale eines Grand Slams", sagte Zverev. "Ich wollte auch Dominic die Anerkennung geben." Er könne indes nicht sagen, was er genau für eine Diagnose habe, er konnte aber immerhin den Verlauf der Beschwerden rekonstruieren. "Am Anfang haben wir sehr gut gespielt", schilderte Zverev, ein erstes Ziehen im linken Oberschenkel habe er aber bereits "im vierten Game des ersten Satzes" gespürt. Nichts Schlimmes, dachte er da, morgens hatte er sich ja prächtig gefühlt und war bereit, notfalls "noch mal fünf Sätze zu spielen", so wie in seinen vergangenen drei Matches auf dem Weg ins Viertelfinale. "Aber mit jedem Rutschen wurde es stärker." Er meinte: das Ziehen.

French Open
:Linker Oberschenkel stoppt Zverev

Drei Fünf-Satz-Matches waren zu viel: Alexander Zverev bekommt im French-Open-Viertelfinale gegen Dominic Thiem früh körperliche Probleme - und verliert glatt in drei Sätzen.

So viele Erwartungen ruhten auf diese Partie. Thiem, 24, der Treibschlagspieler aus Wiener Neustadt, wollte zum dritten Mal in Serie das Halbfinale von Roland Garros erreichen. Zverev, 21, Nummer drei der Welt, wollte dem Erreichen des Viertelfinales einen noch größeren Erfolg hinzufügen. "Es hätte wirklich ein interessantes Match werden können", spekulierte er. "Leider hat mein Körper mich aufgehalten." Nun ist es Thiem, der im Halbfinale auf den Italiener Marco Cecchinato trifft - der krasse Außenseiter hatte überraschend Novak Djokovic geschlagen.

Zverev, der russische Eltern hat und am Dienstag ab und an auf Russisch mit sich haderte, durfte trotzdem zufrieden sein. "Die Sandplatzsaison ist sehr positiv verlaufen", stellte er fest. Und das war eine nette Untertreibung. Zverev hatte das kleinere Turnier in München und das große Turnier in Madrid gewonnen, dort noch gegen seinen Kumpel Thiem im Finale. In Rom war er abermals bis ins Finale gekommen, und bei den French Open gelang es ihm nun, einen "Talk" zu beenden, den er auch vernommen hatte: dass er, obwohl er schon bei drei Masters-Turnieren wie dem in Madrid reüssiert hatte, bei den vier wichtigsten Veranstaltungen den Belastungen nicht ganz standhalten könne. Erst ein Achtelfinale (Wimbledon 2017) hatte er bei den Grand Slams zuvor ja verbucht. Jetzt könne "dieser Talk aufhören", sagte Zverev.

"Wenn ich mal den Physio hole, habe ich auch wirklich etwas."

Das Wetter war am Dienstag etwas gekippt, die rote Asche rutschiger geworden nach den langen Schauern am Morgen. Dennoch hatte sich zunächst eine ausgeglichene Partie entwickelt, bei 3:3 nutzte Thiem die Chance und nahm Zverev dessen Aufschlagspiel ab. Als er im zweiten Satz 4:1 führte, ließ sich Zverev den Oberschenkel verbinden. Nach dem zweiten Satz verschwand er gar in die Kabine für eine dreiminütige Behandlungspause, auf diese Regel können Profis im Tennis zurückgreifen. "Ich mag es nicht, wenn Spieler bei jeder Kleinigkeit den Physio holen", sagte Zverev, betonte aber: "Wenn ich mal den Physio hole, habe ich auch wirklich etwas."

Das hatte auch niemand in Abrede gestellt, am wenigsten sein Kontrahent. "Sascha ist einer der Fittesten, aber vielleicht waren drei Fünfsatz-Matches auch für ihn zu viel", sagte Thiem, der die knifflige Situation seinerseits clever gemeistert hatte. Er servierte mit viel Winkel, streute Stopps ein, spulte sein Spiel herunter. "Er kann es ins Finale schaffen, er spielt großartiges Tennis", sagte Zverev.

Er werde nun nach Hause fahren, was in seinem Fall der Wohnsitz Monte-Carlo ist. "Ich denke, wenn ich wieder gesund bin, werde ich auch bereit sein, um eine gute Gras-Saison zu spielen." Sein nächster geplanter Auftritt in Halle übernächste Woche, hofft er, sollte nicht gefährdet sein. Letzte Deutsche im Einzel-Wettbewerb ist somit nur noch Angelique Kerber bei den Frauen, die zweimalige Grand-Slam-Siegerin von 2016 bestreitet an diesem Mittwoch ab 14 Uhr im Court Suzanne Lenglen ihr Viertelfinalduell mit der Weltranglisten-Ersten Simona Halep aus Rumänien.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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