French Open:Rafael Nadal erreicht Björn Borg

In einer hochklassigen Partie gewinnt Rafael Nadal gegen Roger Federer - und damit zum sechsten Mal die French Open. Nadal bleibt damit in der Weltrangliste vor Novak Djokovic, der im Halbfinale gegen Federer erstmals nach zuvor 41 Siegen in diesem Jahr wieder verloren hatte.

Milan Pavlovic, Paris

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In einer dramatischen Partie gewinnt Nafael Nadal gegen Roger Federer - und damit zum sechsten Mal die French Open. Nadal bleibt damit in der Weltrangliste vor dem Serben Novak Djokovic, der im Halbfinale gegen Federer erstmals nach zuvor 41 Siegen in diesem Jahr wieder verloren hatte. 30 Jahre später ist Björn Borg eingeholt worden. Rafael Nadal triumphierte bei den French Open bei seinem siebten Versuch zum sechsten Mal und schloss damit zum blonden Schweden auf, der zwischen 1974 und 1981 sechsmal in Roland Garros gewonnen hatte. Das Opfer des Spaniers am Sonntag: sein alter Rivale und Freund Roger Federer. Der sagt danach: "Er ist auf Sand einfach meistens der Bessere." War doch klar?

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Mindestens 38 Minuten lang sieht es nicht danach aus. Federer spielt zu Beginn magisches Tennis, so als habe es die zweitägige Pause zwischen dem Halbfinale gegen Novak Djokovic und dem Endspiel gar nicht gegeben und nur der Gegner sei ausgetauscht worden.

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Auf der anderen Seite steht nun Rafael Nadal? Der Mann, gegen den der Schweizer sechs von acht Grand-Slam-Finals, acht der vergangenen zehn Partien und alle vier Duelle bei den French Open verloren hatte? Ganz egal.

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Federer wirbelt, zaubert, attackiert unaufhörlich, ob nun von der Grundlinie oder am Netz. Er schlägt Asse, Volleywinner, verwandelt den dritten Breakball zur 2:0-Führung. Und vor allem auf der Rückhand, die Nadal in Paris so oft so gnadenlos auseinandergenommen hat, wirkt der Schweizer solide. Ach was: Er bringt den Seriensieger von Roland Garros auch mit diesem Schlag immer in Bedrängnis. 3:0.

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Nadal schaut sich das mit grimmiger Miene an. Zieht seine Schlüsse. Geht ab 1:3 beim Return noch ein Stückchen weiter zurück und fängt an, immer mehr Bälle zurückzubringen, einige im letzten Augenblick, bevor sie ein zweites Mal aufspringen, meistens so, dass Federer immer einen Schlag mehr ausführen muss. Bei 4:2 liegt Federer erstmals bei eigenem Service 15:30 zurück, macht aber drei starke Punkte. 5:2. Nadal lässt kurz den Arzt kommen und den Verband am linken Fuß verändern. Federer attackiert weiter.

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Bei Aufschlag Nadal, 40:30, trifft der Schweizer dreimal hintereinander die Linie, besorgt sich gleich danach den nächsten Breakball, der ein Satzball ist. Federer spielt ihn fast brillant: Er setzt einem Rückhandstopp an, der so viel Unterschnitt hat, dass er im Grunde kein zweites Mal auftischt - aber etwa einen Zentimeter seitlich im Aus ist. Satzball vertan. 24 Minuten später hat Federer den ersten Durchgang 5:7 verloren.

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Wie das passieren konnte? Federer hat das Biest geärgert, und Nadal revanchiert sich dafür. Holt sich das 3:5 mit einem Rückhand-Passierball, den er vier Meter hinter der Grundlinie spielen muss. Aufschlag Federer. Er ist gezwungen, immer mehr zu riskieren, weil der Gegner immer weniger Fehler begeht. Die Rückhand bröckelt. Und der erste Aufschlag verabschiedet sich im wichtigsten Moment.

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Bei Nadals erstem Breakball setzt er einen jener Vorhandpassierbälle, für die im Grunde Waffenscheinpflicht bestehen müsste. 4:5. Bei 5:5 gelingen dem Spanier sofort zwei monströse Vorhand-Passierbälle longline. Federer wehrt einen Breakpunkt mit einem Ball auf die Linie ab.

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Es folgt, bei 5:5 und Einstand, der charakteristische Ballwechsel für das Match und das Duell dieser Spieler an sich. Federer spielt nach einem guten Aufschlag einen unterschnittenen Stopp mit der Vorhand und rückt ans Netz nach. Nadal, der gerade noch hinten in der Nähe der Bande gestanden hat, erläuft den Ball und chippt ihn soeben noch über das Netz. Federer zieht den Rückhandpassierball voll auf den Körper des Spaniers, den dieser mit einem Reflexvolley lang zurückspielt. Der Schweizer eilt zurück und schickt - mit dem Rücken zum Netz - einen artistischen Vorhand-Passierball auf die Reise. Doch Nadal hat die Seite am Netz abgedeckt und verwandelt den Volley. Einen Punkt später ist das zweite, entscheidende Break perfekt.

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Als Nachwirkung verliert Federer sofort zu Beginn des zweiten Satzes seinen Aufschlag. Ist das schon das Match? Denn auch wenn der Schweizer nie aufhört zu kämpfen, läuft er fortan einem Rückstand nach. Einem ärgerlichen obendrein. Mitte des zweiten Satzes melden sich zwar Aufschlag und Rückhand zurück, etliche spektakuläre Punkte sind auch wieder drin; er kommt besser aus einer zwölfminütigen Regenpause zurück, wehrt insgesamt zwei Satzbälle ab und kann zweimal den Rückstand egalisieren - doch das kostet Kraft, zuviel Kraft, und Nadal ist insgesamt der bessere Spieler, minimal zwar nur, aber im Tie-Break begeht er nicht einen unerzwungenen Fehler, Federer hingegen drei.

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Erst als das Match entschieden zu sein scheint, wendet sich die Partie wieder. Dem Spanier gelingt das im dritten Durchgang das erste Break, zum 4:2. Doch wie so oft im Turnier hat Nadal zunächst Probleme damit, den Vorsprung zu verteidigen. Diesmal liegt es daran, dass Federer jetzt wie befreit durchschwingt. Sein Spiel sieht plötzlich wieder geschmeidig aus. Er gleicht aus, setzt Nadal zu und gewinnt den Satz 7:5.

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"Ich hatte das Gefühl, dass er müder wurde", sagte Federer. Gleich im ersten Spiel des vierten Satzes sieht sich Nadal drei Breakbällen in Serie ausgesetzt. "Da hoffte ich, mit dem vierten Satz davonlaufen zu und das gesamte Match noch einmal drehen zu können", sagte Federer zu dem Moment. Doch Nadal spielt danach: einen Rückhand-Winner, einen Vorhand-Winner ins entfernte Eck und ein Ass. Es sind Federers letzten Breakbälle in diesem Turnier, nach 3:40 Stunden hat der Spanier das Match gewonnen, sinkt auf die Knie und dann vornüber. Und sagt, als er aufsteht, die bekannten Nettigkeiten. Nadal in vier gegen Federer. War doch klar. Oder etwa nicht?

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