French Open - Match des Tages (5):Mit dem Notschlag ins Glück

2013 French Open - Day Five

Siegreich in die nächste Runde: Samantha Stosur.

(Foto: Getty Images)

Gegen die junge Französin Kristina Mladenovic ging Samantha Stosur natürlich als Favoritin ins Match. Doch es brauchte erst einen außergewöhnlichen Ballwechsel, um die Partie in die richtigen Bahnen zu lenken. Einen seltsamen Arbeitstag erwischte Philipp Kohlschreiber.

Von Milan Pavlovic, Paris

Match des Tages (5): Samantha Stosur (Australien/9) - Kristina Mladenovic (Frankreich) 6:4, 6:3

Als er am Donnerstagmorgen zur Tennis-Anlage am Bois de Boulogne aufbrach, musste der deutsche Profi Philipp Kohlschreiber damit rechnen, nicht auf den Platz zu kommen: Dauerregen war angekündigt. Tatsächlich spielte der Augsburger nicht einen Punkt, und dennoch erreichte er zum dritten Mal die dritte Runde der French Open. Er profitierte von der Absage seines Gegners Lu Yen-Hsun. Der Taiwanese hatte sich in seinem Erstrundenmatch eine Knöchelverletzung zugezogen.

Schon am Mittwoch hatte Lu im Doppel aufgeben müssen, deshalb war Kohlschreiber nicht ganz unvorbereitet. "Ich kenne Lus Fitness-Coach ganz gut", sagte der 29-Jährige, "ich wusste, dass es nicht gut aussieht." Auf den spielfreien Vormittag reagierte der Deutsche mit gemischten Gefühlen. "Es ist gut, Kraft zu sparen. Aber es hätte mir vielleicht geholfen, weiteres Selbstvertrauen zu holen."

Ins Kino wollte er trotzdem nicht, "ich muss trainieren, und es war gar nicht einfach, einen Platz zu bekommen. Der ist erst am Nachmittag frei, und dann werde ich auch erst gegen 17 Uhr hier wegkommen. Außerdem zeigen die doch nur Filme auf Französisch, oder?" Da konnte Herr Kohlschreiber aufgeklärt werden, dass Paris die Hauptstadt der Originalfassungen (mit französischen Untertiteln) ist, und sollte er lange genug im Turnier bleiben, könnte er sich außerdem in Paris außer den Filmen von Margarethe von Trotta sogar die herrliche deutsche Tragikomödie "Oh Boy" auf Deutsch anhören.

Tennis gespielt wurde in Paris dann wider Erwarten doch noch. Die pechschwarzen Regenwolken zogen eine Weile wie ferngesteuert links und rechts neben der Anlage vorbei, sodass Samantha Stosur auf den Court Central gelassen wurde. Die muskulöse Australierin stand hier 2010 immerhin unerwartet im Endspiel (das sie als leichte Favoritin gegen die Italienerin Francesca Schiavone verlor), und 2012 unterlag sie noch unerwarteterweise im Halbfinale gegen Schiavones kleine Landsfrau Sara Errani.

Kohlschreiber wartet auf Djokovic

Am Donnerstag dürfte ihre Ansetzung allerdings vor allem mit ihrer Gegnerin zu tun gehabt haben: Kristina Mladenovic, vor zwei Wochen 20 Jahre alt geworden, ist eine 1,84 Meter lange Französin mit langen blonden Haaren und einer neckischen Vanessa-Paradis-Zahnlücke.

Abgesehen davon hatte die in Saint Pol sur Mer geborene, aber in der Schweiz residierende Mladenovic ihre ansehnlichen Grundschläge und ihren Mut mitgebracht, was bis zum 4:5 für eine unerwartet knappe und hochklassige Partie sorgte. Die Französin kam zwar zu keinem Breakball, aber bei eigenem Aufschlag wehrte sie fünf Breakchancen ab, spielte dabei offensiv, mit ihrem guten Service traute sie sich sogar ans Netz, um der Australierin nicht die Chance zu geben, selbst vorzurücken. Bei 4:5 gab es das längste Spiel der Partie: Mladenovic verpasste zwei Chancen zum 5:5 (weil Stosur Winner von der Grundlinie schlug), meisterte drei Satzbälle und erreichte so zum fünften Mal Einstand.

Es folgte der entscheidende Ballwechsel der gesamten Partie: Als ein Notschlag von Stosur zu kurz geriet, rückte Mladenovic vor. Doch ihren harten Schlag in die Vorhandecke der Australierin wurde von der Gegnerin antizipiert, die ihre Volley-Fähigkeiten demonstrierte, indem sie den Ball noch in der Luft blockierte, wodurch dieser sein hohes Tempo behielt und fast ungebremst an der Nase der Französin vorbei flog, die sich erschrocken zurückzog. Der Ball landete dann - charakteristisches Glück der besseren Spielerin - haargenau auf der Grundlinie zum vierten Satzball für Stosur. Den verwandelte dann Mladenovic für sie mit einem Doppelfehler.

Der zweite Satz konnte mit dem ersten nicht mithalten. Schnell stand es 3:0 für die Favoritin, die nach einer 100-minütigen Regenpause den einzigen Breakball abwehren musste und letztlich ungefährdet die dritten Runde erreichte. Dort trifft sie auf die Serbin Jelena Jankovic, die als Einzige(r) das Kunststück fertig brachte, schon vor der ersten Regenpause gewonnen zu haben - sieht man einmal von Philipp Kohlschreiber ab, dem punktlosen Gewinner.

Für Kohlschreiber hielt der nasse Nachmittag übrigens noch eine Pointe bereit. Zwischen den Regenschauern spielten Victor Hanescu (Rumänien) und Dmitri Tursunow genau so lang, bis der Russe beim Stand von 4:6, 6:6 wegen einer Verletzung am Oberschenkel aufgeben musste. Bei einem Erfolg über Hanescu könnte Kohlschreiber ("Da bin ich leichter Favorit") im Achtelfinale auf den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic treffen. "Das ist eine große Chance, aber da darf man sich nicht verrückt machen", sagte der Augsburger.

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