French OpenEva Lys fehlt der Punch

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Warum sie die dritte Runde der French Open verpasste? „Timing nicht gefunden“, erläuterte Evy Lys, und außerdem „immer etwas zu spät“ dran gewesen.
Warum sie die dritte Runde der French Open verpasste? „Timing nicht gefunden“, erläuterte Evy Lys, und außerdem „immer etwas zu spät“ dran gewesen. (Foto: Julien De Rosa/AFP)

Die letzte deutsche Tennisspielerin bei den French Open muss sich der 18-jährigen Victoria Mboko geschlagen geben. Daniel Altmaier dagegen kämpft sich bei Wind und Nieselregen in die dritte Runde.

Von Barbara Klimke, Paris

Der Bundestrainer saß auf einem Tribünenplatz am Kopfende des Tenniscourts und klatschte noch einmal aufmunternd in die Hände, dann segelte unter ihm das letzte Ass an Eva Lys vorbei. Torben Beltz stand auf und hob bedauernd Schultern. „Natürlich ist es enttäuschend“, sagte er. „Wir hatten gehofft, dass Eva es in die dritte Runde schafft. Heute hat ihr ein wenig die Aggressivität gefehlt.“

Vierter Tag der French Open – und im Einzelwettbewerb der Frauen spielt keine Profispielerin des Deutschen Tennis Bundes (DTB) mehr mit. Das war im vergangenen Jahr in Paris nicht anders, aber Beltz, der  jahrelang als Trainer die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber betreute, erlebt es seiner neuen Funktion zum ersten Mal. Bei den Australian Open vor vier Monaten hatte sich Eva Lys noch überraschend bis ins Achtelfinale durchgeschlagen. Jetzt war die Reise für Lys, die Letzte aus dem deutschen Quartett, nach einer 4:6, 4:6-Niederlage gegen Victoria Mboko, die 18 Jahre alte Qualifikantin aus Kanada, schon in der zweiten Runde vorbei.

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In Melbourne hatte Lys noch zusätzliche Runden vor dem offiziellen Turnierbeginn absolvieren müssen, um Zugang zum Hauptfeld zu erhalten. Mittlerweile steht sie auf Platz 59 des Rankings und ist von der Qualifikation befreit. Aber die 23-Jährige ging lange genug durch diese Mühle, um zu wissen, dass die drei Extra-Schichten zwar ermüdend sind, aber auch Kraft verleihen. Bei den Australian Open ermöglichte ihr das, sich in eine Art Rausch zu spielen.

Altmaier trifft in der dritten Runde auf den 21-jährigen Serben Hamad Medjedovic

Lys war also gewarnt. Victoria Mboko mag zwar nur als Nummer 120 der Welt geführt werden, verblüfft aber mit einer bemerkenswerten Siegesserie: 37 Matches hat sie in diesem Jahr gespielt, die meisten auf der zweitklassigen ITF-Tour, und nur fünf davon verloren. Kürzlich in Rom ist es der jungen Kanadierin, deren Eltern einst aus Kongo nach Nordamerika flohen, sogar gelungen, der früheren US-Open-Siegerin Coco Gauff einen Satz zu stibitzen. Mboko befand sich also im „Flow“, wie es in der Sportpsychologie heißt, in einer Phase schwebender Leichtigkeit. Und Eva Lys? Hat das „Timing nicht gefunden“, wie sie erläuterte. War „immer etwas zu spät dran“. Kam überhaupt nur schlecht ins Spiel.

Sie lief schnell einem 0:2-Rückstand hinterher, und weil sie anfangs ein paar Bälle weit ins Aus semmelte, verschwand auch die Zuversicht. Sie sei „nicht so flink auf den Füßen wie im ersten Match“ gegen die US-Amerikanerin Peyton Stearns gewesen, sagte sie. Mboto, die über einen schnellen Antritt sowie einen wuchtigen Aufschlag verfügt und der die Experen eine große Zukunft zutrauen, nutzte das aus. Lys kann die Bälle ebenfalls enorm beschleunigen, aber sie zögerte, wie Beltz befand, zu häufig beim „ersten Punch“.

Wie ein Entfesselungskünstler aus allen Schlingen und Fallstricken befreit: Daniel Altmaier.
Wie ein Entfesselungskünstler aus allen Schlingen und Fallstricken befreit: Daniel Altmaier. (Foto: Frank Molter/dpa)

Entschlossener schritt am Mittwoch Daniel Altmaier, 26, zu Werke. Beflügelt vom Erstrundensieg gegen die Nummer vier der Welt, Taylor Fritz, kämpfte er bei Wind und Nieselwetter den Tschechen Vit Kopriva 6:2, 4:6, 6:3, 7:5 nieder. „Schwierige Bedingungen“, wie er fand. Dreieinhalb Stunden dauerte das Match, allein im vierten Satz hatte der deutsche Davis-Cup-Spieler neun Breakbälle samt Satzball gegen sich, befreite sich aber jeweils wie ein Entfesselungskünstler aus allen Schlingen und Fallstricken. Voraussichtlich am Freitag wird Altmaier sich in der dritten Runde mit dem 21-jährigen Serben Hamad Medjedovic am Netz duellieren.

Bei den Männer sind immerhin noch zwei Akteure in Paris gefordert: Alexander Zverev spielt am Donnerstag auf dem Court Simonne-Mathieu im zweiten Match des Tages gegen den Niederländer Jesper de Jong.

Und auch für den Bundestrainer der Frauen, Torben Beltz, gibt es nach der Niederlage der letzten Solistin im Feld noch einiges zu tun. Denn in Paris beginnt das Junioren-Turnier der French Open. Der DTB hat vier junge Spielerinnen angemeldet.

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