French Open:Kerber wagte zu selten Überraschendes

2018 French Open - Day Eleven

Gegen die Weltranglistenerste ist Schluss: Angelique Kerber verliert das Viertelfinale der French Open gegen die Rumänin Simona Halep.

(Foto: Clive Brunskill/Getty Images)
  • Angelique Kerber verliert das Viertelfinale der French Open gegen die Rumänin Simona Halep, obwohl sie zu Beginn schnell vorne lag.
  • Damit sind alle deutschen Profis im Einzel ausgeschieden.
  • Ein positives Fazit konnte Kerber trotzdem ziehen, "am Ende war es keine schlechte Sandplatzsaison", urteilte sie.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Geheimnisse? Nein, die gab es nicht zwischen den beiden, sie kennen sich bestens, aus nun schon neun Duellen, erst im Januar lieferten sie sich eine unvergessliche Partie. Mit 9:7 im dritten Satz hatte sich Simona Halep im Halbfinale der Australian Open durchgesetzt. Als Angelique Kerber vor diesem Viertelfinale am Mittwoch bei den French Open gefragt wurde, was sie erwarte, sagte sie: "Ein langes Match." So kam es, wenngleich es nicht mit der Dramatik von Melbourne mithalten konnte. Damals hatte Kerber sogar zwei Matchbälle vergeben und dementsprechend nicht das erste Grand-Slam-Turnier der Saison gewonnen wie 2016 in ihrem außergewöhnlich erfolgreichen Jahr.

Mit 6:7 (2), 6:3, 6:2 in 2:14 Stunden setzte sich in der zweitgrößten Arena, dem Court Suzanne Lenglen, die Weltranglisten-Erste aus Rumänien durch. Kerber war glänzend gestartet, führte dank zweier abgenommener Aufschlagspiele 4:0. "Sie hat anfangs einige Fehler gemacht", sagte sie später, sie wusste aber auch während dieser Phase: Diese Schwäche würde bei Halep nicht lange andauern, und tatsächlich kam sie heran. Bei 5:4 schlug Kerber dennoch zum Satzgewinn auf, bei 6:5 erneut, doch erst im Tiebreak sicherte sich die 30-Jährige aus Kiel den ersten Durchgang. Halep konterte mit einem entschlossenen zweiten Satz, wie eine Ballmaschine spulte sie ihre Kombinationen ab.

Alle deutschen Profis sind im Einzel ausgeschieden

Im dritten Satz glich Kerber ein früh verlorenes Aufschlagspiel umgehend aus, aber Halep blieb aktiver, Kerber wagte zu selten Überraschendes. Damit sind alle deutschen Profis im Einzel ausgeschieden. Halep, die zweimal in Roland Garros im Endspiel stand, der aber immer noch ein Grand-Slam-Titel fehlt, trifft im Halbfinale auf Garbiñe Muguruza, 24. Die Spanierin besiegte die Russin Maria Scharapowa, 31, in nur 70 Minuten mit 6:2, 6:1.

Immerhin blieb Kerber ihre beste Teilnahme in Paris seit 2012. Natürlich wäre sie gerne erstmals in Roland Garros ins Semifinale vorgedrungen. Aber sie erkannte auch, woran ihre Niederlage diesmal gelegen hatte. "Sie war aggressiver", sagte die zweimalige Grand-Slam-Siegerin, vor allem im dritten Satz "war ich immer zu spät am Ball und ich habe zu schnell den Fehler gemacht". Insgesamt fabrizierte sie sogar 53, das ist für jemanden wie sie, die von ihrer Sicherheit zehrt und die die Basis ihres Spiels darstellt, deutlich zu viel.

Ein positives Fazit konnte sie trotzdem ziehen, "am Ende war es keine schlechte Sandplatzsaison", urteilte Kerber. Die Tour wird in den nächsten Wochen auf Rasen wechseln. "Ich habe vom Kopf her den Sand akzeptiert, ich bin vom Spielen her geduldiger geworden", meinte sie, "das ist für meine Verhältnisse schon ein Schritt nach vorne." In den vergangenen beiden Jahren war Kerber stets in der ersten Runde in Paris gescheitert, das Bewegen auf der roten Asche lag ihr nicht besonders, "es nimmt Energie von mir", erklärte Kerber die Zusammenhänge. Wenigstens hat sie sich versöhnt mit dem von ihr nicht sonderlich geschätzten Untergrund. Aber sie sprach auch offen aus: "Ich freue mich, dass die Sandplatzsaison vorbei ist."

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