French Open:Brisante Information

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Wird ihr nächstes Grand-Slam-Turnier erst das in New York sein? Bei den French Open in Paris schied Naomi Osaka schon aus, und ob sie in Wimbledon antritt, ließ sie offen. Ohne Punkte sieht sie keinen großen Sinn für eine Teilnahme. (Foto: Christophe Ena/dpa)

Dass in Wimbledon keine Weltranglistenpunkte vergeben werden, spaltet weiter die Profiszene - Novak Djokovic macht derweil dem All England Club Vorwürfe.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Es war spät am Montagabend, als Novak Djokovic ins Medienzentrum kam, natürlich war er zufrieden mit seinem ersten Auftritt. Beim 6:3, 6:1, 6:0 gegen den bedauernswerten Japaner Yoshihito Nishioka hatte er demonstriert, wie gut er wieder in Form ist. Die ersten Monaten der Saison waren ja rumpelig für den Serben verlaufen, vor allem der Rauswurf aus Australien als Ungeimpfter hatte ihn sportlich zurückgeworfen. Tennis wäre eben nicht Tennis, würde es nicht dauernd auch um andere Themen abseits des Sportes gehen, bei den seit Sonntag laufenden French Open ist das nicht anders. Wann immer ein Spitzenspieler zu einer Pressekonferenz dieser Tage erscheint, taucht bald - und berechtigterweise - eine Frage zu Wimbledon auf. Auch Djokovic musste Stellung beziehen, und er hatte eine klare Haltung.

"Ich denke, es war eine falsche Entscheidung", sagte er zu dem Entschluss des All England Clubs in London. Das berühmte Rasenturnier hatte ja mit der Nichtzulassung russischer und belarussischer Profis für die Veranstaltung eine hitzig geführte Debatte ausgelöst, die an Intensität zunahm, als die ATP- (Männer) sowie die WTA-Tour (Frauen) am vergangenen Freitag im Zorn verkündeten, keine Weltranglistenpunkte in Wimbledon zu vergeben. Der Ausschluss von Profis aufgrund ihrer Nationalitäten wurde massiv verurteilt.

Auch Djokovic schloss sich dieser Haltung an. Er selbst ist ja massiv davon betroffen, wenn keine Punkte vergeben werden. Als Titelverteidiger wird er 2000 Punkte und damit den ersten Weltranglisten-Platz verlieren. Persönlich fände er es gut, dass die Profis zusammenrückten: "Wenn ein Fehler passiert, und es war einer seitens Wimbledon, müssen wir zeigen, dass das Konsequenzen hat."

In bestechender Form: Mühelos zog Novak Djokovic gegen den Japaner Yoshihito Nishioka in die zweite Runde ein. Danach ging es mal wieder um Sportpolitik. (Foto: Patrick Steiner/Gepa Pictures/Imago)

Für neuen Zündstoff dürfte seine sicher nicht zufällig erwähnte und durchaus brisante Information sorgen, dass die englische Regierung dem All England Club diverse Vorschläge übermittelt hätte, wie der Turnierklassiker auf den russischen Invasionskrieg gegen die Ukraine reagieren könne. Doch Wimbledon, so Djokovic, hätte das alles "mit niemandem" bei der Tennis-Organisationen besprochen. Sein Vorschlag nun, um die Lage zu befrieden und doch ein Zeichen zu setzen: "Sie hätten die Punkte für dieses Jahr streichen, vom letzten Jahr aber einfrieren können", sagte Djokovic.

Auch wenn der 35-Jährige von einer "Lose-Lose-Situation" für alle Parteien spricht, plane er einen Start in Wimbledon. Wie gespalten die Szene ist, zeigt sich in den vielen in Paris abgehaltenen Pressekonferenzen. Jeder Profi hat irgendwie eine andere Meinung. Die viermalige Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka aus Japan kündigte an, eventuell auf Wimbledon zu verzichten. Andere wollen spielen, etwa Benoît Paire, wobei der Franzose recht deutlich mit seiner Meinung wurde. Er wird antreten, aus einem Grund: "Ich fahre hin, um mein Preisgeld zu kriegen, wie bei einem Showturnier", sagte er ehrlich. Gleichzeitig kritisierte er die Streichung der Punkte hart. "Sorry, Russland und Russen, aber sie sind es, die die Probleme verursachen. Und alle ATP-Spieler zahlen jetzt den Preis. Medwedew wird die Nummer eins. Das ist absurd." Der russische Profi Daniil Medwedew wird Djokovic dann ablösen. "Ich will nicht sagen, welche Entscheidung richtig ist, aber in ihrer Begründung finde ich die ATP einfach logischer und konsequenter", sagte der 26-Jährige diplomatisch. Diese Debatten zeigen: Zum jetzigen Stand ist völlig offen, wie hoch der sportliche Wert sein wird, wenn Wimbledon am 27. Juni losgeht.

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