Freiburg - Wolfsburg 1:0:Platz im Jahrhundertbuch

SC Freiburg - VfL Wolfsburg

Jonathan Schmid bejubelt seinen Siegtreffer für Freiburg.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Durch den späten Sieg gegen den VfL Wolfsburg überholt auch der SC Freiburg den Meister FC Bayern. Wieder einmal ist der Schlüssel des überraschenden Freiburger Erfolgs die starke Defensive, die bald auch die Münchner knacken müssen.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Klar, der Freiburger Trainer Christian Streich wirkte nicht sonderlich überrascht, als er auf den Tabellenstand seiner Elf angesprochen wurde. Weiter kommentieren wollte er ihn aber partout nicht: "Ich freue mich immer über drei Punkte." Dass sein Team gerade einigermaßen glücklich gegen den VfL Wolfsburg gewonnen hatte, fand er jedenfalls viel bemerkenswerter als die Auswirkungen des 1:0-Sieges aufs Tabellenbild. "Wir hatten eine prima Zweikampfquote und haben Kopfbälle gegen Spieler gewonnen, die einen Kopf größer sind als unsere." Er selbst, so Streich, sei 1,82 Meter groß. "Wenn du neben denen Richtung Spielfeld gehst, wird`s dunkel. Deswegen hätte ich nicht gedacht, dass wir das von der Körperlichkeit so gut hinkriegen."

Das Spiel, das Streich sah, war über 90 Minuten allerdings mehr schlecht als recht anzusehen. Erst dieser famose Freistoß, den Jonathan Schmid kurz vor dem Ende passgenau aus 27 Metern in den Winkel nagelte, entschädigte die Zuschauer. Aus dem Spiel heraus war eigentlich auf beiden Seiten keine einzige Chance zu verzeichnen.

In Freiburg reichte es am Samstag trotzdem für den SC, weil eine starke Defensive manchmal ausreicht, um in der Bundesliga zu bestehen. Die Freiburger liefen sich die Lunge aus dem Hals, um von der eigenen Sturmreihe bis kurz vors eigene Tor die Räume dichtzuhalten und die gefürchteten Konter der Wolfsburger erst gar nicht entstehen zu lassen. Was Wolfsburg mehr oder weniger klaglos hinnahm und damit nach der vierten Niederlage im fünften Ligaspiel genug Nahrung für die altbekannte Debatte um die mentale Verfasstheit der hochbegabten Truppe lieferte. "So ein Spiel", fand jedenfalls Mittelfeldmann Josuha Guilavogui, "beendest du vielleicht mit einem Unentschieden, aber nicht mit einem Sieg." Ähnlich kritisch mit seinem Team war Trainer Oliver Glasner: "Wir sind nicht zum ersten Mal erst dann bereit, an die Leistungsgrenze zu gehen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht."

Die Freiburger haben dagegen mit Platz fünf derzeit eine Position inne, mit der sie vor der Saison nicht rechnen konnten und die am Samstag in der Freiburger Nordkurve für große Heiterkeit sorgte: Der Gladbacher 2:1-Siegtreffer gegen die Bayern wurde kurz vor Schluss dort einerseits so euphorisch gefeiert, weil einige SC-Fans im Glauben sind, der Sportclub unterhalte eine Fanfreundschaft mit dem Bayern-Konkurrenten Borussia Dortmund. Andererseits aber auch deswegen, weil der SC mit den Ergebnissen vom Samstag eben selbst ein Bayern-Konkurrent ist. Und zwar einer, der mit einem Zähler Vorsprung vor dem Rekordmeister geführt wird.

Was für Freiburgs Coach allerdings höchstens in ein paar Jahren interessant ist, wie er zu Protokoll gab. Dann nämlich, wenn in ferner Zukunft jemand ins "Jahrhundertbuch" schaut und sich der "historischen Nachbetrachtung" widmet. Dort, im Jahrhundertbuch wird der 7. Dezember 2019 allerdings auch in einem weiteren Zusammenhang vermerkt. Schließlich ist es der Tag, an dem Christian Streich zum ersten Mal seit Beginn seiner Trainerlaufbahn ein Heimspiel gegen den VfL gewinnen konnte. "Drei, vier Punkte zu viel" habe man vielleicht, fand Streich am Samstagabend. "Aber gestohlen haben wir unsere Punkte nicht. Die sind kein Zufall." Beim nächsten Heimspiel erwartet der SC Freiburg übrigens dann den direkten Konkurrenten FC Bayern München.

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