Bruno Labbadia:"Der VAR macht unseren Fußball kaputt"

Bruno Labbadia: Noch kein Sieg mit dem VfB, aber eine klare Meinung: Bruno Labbadia.

Noch kein Sieg mit dem VfB, aber eine klare Meinung: Bruno Labbadia.

(Foto: Grant Hubbs/Eibner/Imago)

Nach dem unglücklichen 1:2 in Freiburg gibt sich Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia als klarer Gegner des Videobeweises zu erkennen. Beide Gegentore resultieren aus Strafstößen, die der Schiedsrichter ursprünglich nicht erkannt hatte.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Natürlich hatte die Freiburger Fankurve nach dem Spiel schnell wieder vergessen, dass auch sie eigentlich gegen den Videobeweis ist und kurz zuvor noch aus Protest "Ihr macht uns'ren Sport kaputt" gerufen hatte - einen Satz, den später fast wortgleich der Stuttgarter Trainer Bruno Labbadia übernahm. Das war, als Schiedsrichter Sascha Stegemann eine quälend lange Zeitspanne am Spielfeldrand verbrachte, ehe er auch einen zweiten Elfmeter für Freiburg verhängte, der dann, wie bereits der erste, vom nahezu unfehlbaren Vincenzo Grifo verwandelt wurde. Alle Systemkritik auf Freiburger Seite versank danach im Torjubel (60./84.) - und wenig später in der ausgelassenen Freude über den sechsten Sieg im Baden-Württemberg-Duell hintereinander.

Beide Elfmeter hatte Stuttgarts Dan-Axel Zagadou verursacht, beide waren erst nach Intervention des Video-Assistenten gepfiffen worden - Schiedsrichter Stegemann hatte beide Szenen zunächst nicht als strafstoßwürdig erkannt. Und es gab nach dem Spiel nicht wenige, die zumindest den zweiten Elfmeter, bei dem Freiburgs Ritsu Doan ziemlich spektakulär im Strafraum fiel, auch nicht als solchen erkennen wollten. Zwar ließ sich nach der soundsovielten Beobachtung ein Kontakt erkennen, aber viel deutlicher war zu erkennen, wie dankbar Doan stürzte.

VfB-Trainer Labbadia gab sich daraufhin als grundsätzlicher Gegner des Videoschiedsrichterwesens zu erkennen: Der VAR sei schließlich mal eingeführt worden, "um krasse Fehlentscheidungen aufzudecken. Und dann braucht der Schiedsrichter gefühlt zehn Minuten, um sich festzulegen. Ich bleibe ein totaler Gegner des VAR. Er macht den Fußball kaputt". Zudem wies Labbadia zu recht darauf hin, dass Stegemann die Szene ursprünglich anders interpretiert und eine wegwerfende Handbewegung gemacht habe: weiterspielen. Wenn eine solche Entscheidung vom Keller ignoriert werde, sei der Schiri "enteiert", meinte Labbadia, und man könne "in jedem Spiel 20 bis 30 Szenen raussuchen, die ein Foul sind, wo ich pfeifen kann". Beim ersten der beiden spielentscheidenden Elfmeter hatte der bedauernswerte Zagadou den Freiburger Michael Gregoritsch allerdings tatsächlich am Fuß erwischt. Die Stuttgarter Führung hatte Chris Führich mit einem hübschen Gewaltschuss besorgt (30.).

Gut gespielt, nicht gepunktet: Für den VfB war wieder Murmeltier-Tag

Für den VfB war es also wieder ein "Murmeltier"-Tag, wie Labbadia anmerkte: gut gespielt, nicht gepunktet. Selbst die Labbadia-Skeptiker räumen inzwischen ein, dass im Abwehrverhalten und bei der Physis klare Fortschritte zu erkennen sind. Labbadia tut in Stuttgart das, was viele Trainer tun, die ein verunsichertes Team übernehmen: Er stabilisiert die Defensive und wählt vor allem auswärts eine vorsichtige Taktik. In Freiburg verzichtete der VfB wohl auch deshalb auf ein forscheres Auftreten, weil Serhou Guirassy, der einzige treffsichere Angreifer, mit einer Adduktorenverletzung noch ein Weilchen ausfällt. Auch am nächsten Spieltag gegen Köln, wenn das Murmeltier gerne mal anderswo grüßen darf.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungVfB Stuttgart in der Bundesliga
:Mit jeder Transferperiode ein bisschen schwächer

Talente holen, Talente verkaufen und nebenher noch Schulden abbauen: Am Stuttgarter Beispiel zeigt sich, wie fehleranfällig der Weg ist, den viele Bundesligisten gerade gehen müssen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: