Süddeutsche Zeitung

Freiburg siegt in Paderborn:Nach 1554 Tagen

Lesezeit: 2 min

Vier Jahre nach dem Abstieg erlebt Paderborn wieder Bundesliga-Fußball. Die Gastgeber hadern an ihrem Jubeltag jedoch mit zu vielen Fehler.

Von Ulrich Hartmann, Paderborn

"Erfolg ist kein Glück", heißt ein Lied, das sie vor jedem Heimspiel in der Arena des SC Paderborn abspielen. Die Textzeile folgt nicht nur dem Mantra des Trainers Steffen Baumgart, sondern gilt den Paderbornern auch als wichtige Botschaft an all jene 17 Bundesligisten, die in dieser Saison bei ihnen gastieren und sich wundern, dass das kleine Paderborn in der großen Bundesliga mitspielt. Erfolg mag kein Glück sein - aber Paderborns größtes Glück wäre momentan ein Erfolg. Sowohl bei der 2:3-Niederlage in Leverkusen als auch nun beim 1:3 (1:2) gegen den SC Freiburg haben die Paderborner eine respektable Leistung gezeigt, doch der besungene Erfolg war ihnen nicht vergönnt. Als übergeordneten Erfolg betrachtet man in Ostwestfalen allerdings weiterhin, überhaupt zum zweiten Mal in der ersten Liga mitspielen zu dürfen. "Und wenn wir so weiterspielen, dann werden wir auch irgendwann belohnt", sagte der Innenverteidiger Uwe Hünemeier.

1554 Tage war es am Samstag her, dass der SC Paderborn sein zuvor letztes von 17 Bundesliga-Heimspielen bestritten hatte, vier Jahre und 93 Tage, seit man am 23. Mai 2015 gegen den VfB Stuttgart mit 1:2 verloren hat und nach nur einer Saison wieder in die zweite Liga abstieg. Man muss nicht mehr erwähnen, dass die Paderborner in diesem Zeitraum bis in die vierte Liga abgestiegen sind, nur am grünen Tisch in der dritten Liga bleiben durften, dann zwei Mal aufstiegen und nun zum zweiten Mal in der Bundesliga mitspielen dürfen. "Ein Traum ist NOCH MAL in Erfüllung gegangen", schwelgte der Stadionsprecher vor dem Anpfiff.

Mamba trifft nach 122 Sekunden

1554 Tage auf ein Bundesliga-Heimspiel gewartet, und dann dauerte es nur 122 Sekunden, ehe der aus der vierten Liga von Energie Cottbus gekommene Streli Mamba in der gerade angebrochenen dritten Minute der Freiburger Abwehr davonlief, um das 1:0 zu erzielen. Paderborn zeigte sich wieder frisch und mutig. Mamba stand in der ersten Halbzeit noch zwei weitere Mal aussichtsreich vor dem Freiburger Tor und der aufgerückte Innenverteidiger Uwe Hünemeier köpfelte den Ball gegen den Außenpfosten, doch die unaufgeregten Freiburger drehten das Spiel bereits bis zur Pause durch zwei Treffer: Luca Waldschmidt verwandelte einen Handelfmeter (21.) und Nils Petersen vollendete einen Konter (40.).

Die Freiburger, sonst in der Bundesliga auch oft Außenseiter, spielten die Partie diesmal mit der Gelassenheit und Souveränität eines erfahrenen Teams zuende. Die Paderborner versuchten, mit langsam schwindenden Kräften weiterhin ihr offensives Tempospiel abzuspulen, doch die hochkarätigen Chancen wurden weniger. In der 90. Minute schloss der eingewechselte Changhoon Kwon für den SC Freiburg einen Konter zum 3:1-Endstand ab. Dieser Sieg war seriös herausgespielt, doch die leidenschaftlichen Paderborner hätten sich durchaus einen Punkt verdient gehabt. Die Freiburger aber waren einfach cleverer.

So stehen sie nach zwei Spielen plötzlich auf einem Champions-League-Platz, dabei findet der Torwart Alexander Schwolow vor allem super, "dass wir gegen zwei Gegner gewonnen haben, die wie wir gegen den Abstieg kämpfen". Man hört da sehr schnell heraus, dass die Freiburger nicht davon ausgehen, sich in diesen oberen Tabellenregionen etablieren zu können. "Aber wenn das eine Welle sein sollte", sagt Schwolow, "dann werden wir sie reiten."

Freiburgs Trainer Christian Streich war voll des Lobes über starke Paderborner. "Sie waren sehr gut und hatten viel Tempo", sagte er in der Pressekonferenz. "Viel Tempo, ja, aber auch viele Fehler", antwortete darauf lakonisch Steffen Baumgart und erkannte bereits nach dem zweiten Spiel: "Wir wollen nicht jedes Wochenende Blumen bekommen, sondern Punkte - trotzdem werden wir diesen Fußball, wie wir ihn uns vorstellen, weiterspielen."

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Quelle:
SZ vom 25.08.2019
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