Süddeutsche Zeitung

Nächster Freiburg-Sieg:Weiter, immer weiter

Mit dem 5:0 gegen den 1. FC Köln gelingt dem SC Freiburg der fünften Erfolg in Serie - ein Vereinsrekord. Vor dem anstehenden Duell beim FC Bayern gibt sich Trainer Christian Streich gelassen.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Florian Müller zog den einzig logischen Schluss aus der Szene, die er gerade in 90 Metern Entfernung gesehen hatte. "Weiter machen", rief Freiburgs Torhüter seinen Vorderleuten zu, die gerade mal wieder ohne erkennbaren Kölner Widerstand ein Tor durch Philipp Lienhart erzielt hatten (69.). Es war der Treffer zum 4:0, und auch den feierten die Spieler nur kurz. Dann taten sie das, was ihr Torwart ihnen in Oliver-Kahn-Manier lautstark empfohlen hatte. Sie machten weiter, immer weiter - und erzielten das 5:0 (Lucas Höler/79.).

Der dezente Hinweis des Freiburger Keepers, dass man gegen diesen Gegner ruhig auch noch mehr fürs Torverhältnis tun könne, wurde also beherzigt. Beim fünften Freiburger Sieg in Serie, der einen Vereinsrekord bedeutete, überraschte vor allem, wie hoch er ausfallen durfte. Schließlich hatte Freiburg den 1. FC Köln eigentlich als Mannschaft erwartet, die offensiv gewisse Probleme hat, aber strukturiert und engagiert verteidigt. Letzteres war am Samstag allerdings rein gar nicht zu erkennen. Stattdessen verteidigte der FC bei zwei der fünf Gegentoren schlampig, schenkte zwei andere sogar regelrecht her und tat spätestens nach dem 0:3 nicht einmal mehr so, als wolle er in diesem Spiel noch mehr erreichen als einen möglichst baldigen Schlusspfiff.

Nur vier Mannschaften in der Liga haben mehr Tore erzielt als Freiburg

Beim 1:0, das aus Freiburger Sicht dramaturgisch geschickt schon nach 18 Minuten fiel, produzierte Keeper Timo Horn beim Versuch, einen Steilpass von Roland Sallai zu klären, eine Kerze, die Ermedin Demirovic ins Tor köpfte. Beim 2:0 ließ sich Salih Özcan in Strafraumnähe den Ball von Nicolas Höfler abluchsen, der frei vor Horn einschieben konnte (39.) und beim dritten Freiburger Treffer konnte sich Demirovic wie im Training in Richtung Kölner Tor dribbeln, so dass Roland Sallai nur noch den Fuß hinhalten musste (59.). Beim vierten und fünften Gegentreffer applaudierte dann selbst die Freiburger Delegation nur noch routiniert. Kölns Trainer Markus Gisdol setzte sich derweil schon nach einer Stunde auf die Bank und tauchte bis zum Schlusspfiff nicht mehr am Spielfeldrand auf. Köln kassierte letztlich mehr Gegentreffer als in allen vorherigen Auswärtspartien dieser Saison zusammengenommen. Und das Team lief fünf Kilometer weniger als die fleißigen Freiburger.

Mit tiefsitzendem Frust oder gar einer nur mühsam zu kontrollierenden Wut auf seine passive und unkonzentrierte Mannschaft hatte Gisdols zurückhaltendes Coaching allerdings offenbar nichts zu tun. Dazu wirkte der Kölner Trainer auch nach der Partie zu gefasst. "Tore fallen meistens durch individuelle Fehler, und da hat heute der ein oder andere ein paar zu viel gemacht", resümierte er, um die nüchterne Feststellung flugs ins Große und Ganze einzubetten. "Uns ist bewusst, dass wir die ganze Saison kämpfen müssen, um die Liga zu halten." Das dürfte allerdings nur klappen, wenn der FC in dieser Spielzeit noch eine etwas bessere Balance zwischen Offensive und Defensive hinbekommt. Zu oft standen im bisherigen Saisonverlauf einer konzentrierten Abwehrleistung dürftige Offensivaktionen gegenüber. In Freiburg klappte am Samstag in der Verteidigung nicht viel.

Gisdols Kollege Christian Streich freute sich nach der Partie eher dezent über den fünften Sieg nacheinander. Zumal ihm in den zuvor sieben Partien, in denen die jeweiligen Mannschaften von Gisdol (Hoffenheim, HSV, Köln) und Streich (Freiburg) bislang aufeinandergetroffen waren, noch nie ein Sieg gelungen war. Nun belegt der SC, der nach den ersten Saisonspielen sehr ernsthafte Fragen nach seiner Bundesligatauglichkeit beantworten musste, den achten Platz und hat nach 15 Spieltagen schon 16 Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Zudem haben nur vier Mannschaften in der Liga mehr Tore erzielt als Freiburg (28).

Das sind allesamt so erfreuliche Parameter, dass selbst ein nachgewiesenermaßen eher ehrgeiziger Trainer wie Streich vor dem kommenden Wochenende eine recht gelassene Prognose abgab: "Jetzt fahren wir zu Bayern München. Und wenn wir da verlieren, verlieren wir halt."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5169405
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/jki/bkl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.