SC Freiburg:Pragmatismus siegt

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Badischer DReizack: Lukas Kübler jubelt mit Lucas Höler (Mitte) und Vincenzo Grifo.
Badischer DReizack: Lukas Kübler jubelt mit Lucas Höler (Mitte) und Vincenzo Grifo. (Foto: Silas Stein/Silas Stein/dpa)

Der SC Freiburg schiebt sich durch den Sieg gegen Hoffenheim wieder in Richtung Europa. Trainer Julian Schuster darf sich in seinem Ansatz bestätigt sehen. Besonders deutlich wird der am Zugang Niklas Beste.

Von Christoph Ruf

Nachdem der Schlusspfiff die 2:3-Niederlage seiner Hoffenheimer in Freiburg besiegelt hatte, drosch Oliver Baumann wütend den Ball auf die Tribüne. Kurz zuvor hatte er beim letzten Eckball des Spiels versucht, als stürmender Torwart sein 400. Pflichtspiel für Hoffenheim wenigstens noch mit einem Remis zu krönen. Doch es nützte nichts. Am Ende durften sich die Freiburger minutenlang bejubeln lassen. Und Baumann erinnerte daran, dass man trotz der acht Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang noch nicht durch sei: „Ich hasse es, wenn ich auf andere Mannschaften schauen muss. Wir müssen noch ein paar Punkte holen, damit wir einen Haken dranmachen können.“

Derweil hat der Sportclub nach dem verdienten Sieg in Gladbach erneut ein wichtiges Spiel gewonnen und ist somit der Gewinner des Samstags. Während Mainz, Leipzig und Stuttgart nur Unentschieden spielten, setzt sich Freiburg auf Platz fünf fest. Die Europa League ist eine reale Option, die Champions League keine Utopie.

Den Freiburger Lauf kann sich der Trainer Julian Schuster als Bestätigung seiner Arbeit gutschreiben lassen. Zuletzt musste er sich in zwei Punkten kritischen Nachfragen stellen. Beide beantworteten sich am Wochenende in seinem Sinne. Da wäre zum einen die Tatsache, dass die vier Freiburger Angreifer bis dato in dieser Spielzeit nur sieben Treffer zustande gebracht haben und auch unabhängig von der Torquote selten überzeugten. Schuster hatte immer wieder betont, dass ihm – hier seinem Vorgänger Christian Streich nicht unähnlich – deren Arbeit gegen den Ball mindestens genauso wichtig sei wie die Treffsicherheit. Und nun zeigte Lucas Höler, als einzige Sturmspitze aufgeboten, dass doch tatsächlich beides geht. Fleißig wie eh und je beschäftigte er im Zusammenspiel mit dem jungen Johan Manzambi die Hoffenheimer Defensive, riss Lücken für Vincenzo Grifo und Torschütze Ritsu Doan (36.) – und traf dann auch noch gleich zwei Mal selbst (28./57.). Grund genug für Höler, die Dinge eloquent ins Schustersche Universum einzuordnen: „In Freiburg hat ein Stürmer halt auch andere Aufgaben. Das soll aber keine Ausrede sein. Ich will auch möglichst viele Tore schießen.“

Trainer Schuster durfte sich derweil noch in einem zweiten, ganz grundsätzlichen Punkt bestätigt sehen. In der jüngeren Vergangenheit waren die Freiburger Heimspiele selten sonderlich mitreißend oder gar schön anzusehen. Schuster verfolgt einen pragmatischen Ansatz, der auf einer soliden Defensive und geringem offensivem Risiko beruht. Und der erfolgreich ist. Das Wichtigste sei, „über die Intensität Dominanz zu entwickeln“, und wenn dies nicht gelinge, müssten wenigstens die Gegentore verhindert werden, sagte er vor dem Spiel: „Es geht nur darum, ein Spiel zu gewinnen. Das hier ist Bundesliga.“

Niklas Beste überzeugt nach seinen Einwechslungen, in die Startelf hat er es trotzdem noch nicht geschafft

Genau das gelang gegen Hoffenheim, das in der Nachspielzeit der ersten Hälfte binnen drei Minuten zwei Tore durch Marius Bülter und Andrej Kramaric erzielte, danach aber keine dicken Chancen mehr bekam. Verdient wäre ein Punkt dennoch gewesen. Freiburg bekam im zweiten Durchgang kaum noch Entlastung und hatte insgesamt nicht einmal 40 Prozent Ballbesitz.

Der Sportclub leistet sich dennoch den Luxus, dass der schnelle und fußballerisch überdurchschnittlich veranlagte Niklas Beste bislang kein einziges Spiel von Beginn an absolviert hat. Man kann das überraschend finden, zumal er bei seinen Kurzeinsätzen meist überzeugt. Doch so lange Schuster nicht sicher ist, dass der Hochbegabte auch die feinsten Verästelungen der Freiburger Defensivstrategie verinnerlicht hat, wird er sich wohl mit einem Stammplatz gedulden müssen. Anderorts würde so etwas möglicherweise für Konflikte sorgen, in Freiburg ist der dominierende Eindruck eines Fußballnachmittags in der Arena ein anderer. Die Mannschaft wirkt hundertprozentig bei sich und scheint die Herangehensweise des Trainers aus Überzeugung tief verinnerlicht zu haben.

Dass sie in den kommenden Wochen noch einiges vorhat, ist sowieso offensichtlich: „Wir wollen diese Saison unbedingt mit etwas Zählbarem abschließen“, sagte Höler. Und tatsächlich könnte es, wenn am letzten Spieltag dieser Saison Eintracht Frankfurt nach Freiburg kommt, nicht nur für die Hessen noch um richtig viel gehen. Ganz pragmatisch gesehen.

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