Süddeutsche Zeitung

Frauenfußball:Wiedersehen in Budapest

Der VfL Wolfsburg trifft im Viertelfinale der Champions League am Mittwoch auf Pernille Harder und Chelsea. Zwei Tage, nachdem die englische Frauen-Liga einen großen TV-Deal bekanntgegeben hat.

Von Anna Dreher

Pernille Harder dürfte in den vergangenen Tagen sehr oft an diesen Mittwoch gedacht haben. Das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League steht an, und statt auf den FC Barcelona, Paris Saint-Germain oder sonst einen qualifizierten Klub trifft sie mit dem FC Chelsea auf den VfL Wolfsburg. Jener Verein, für den sie bis zum vorigen Sommer dreieinhalb Jahre lang eine der wichtigsten Spielerinnen war. Am Tag vor dem Finale der Königsklasse 2020 wurde ihr Wechsel für eine kolportierte Rekordsumme von 350 000 Euro Ablöse bekannt. Das Endspiel verlor Wolfsburg dann 1:3 gegen Olympique Lyon - und Harder wie auch der VfL trauerten einer großen Chance nach. Zumindest die Wolfsburgerinnen ordneten das Finale ein in die Kategorie "Kommt vielleicht so bald nicht wieder."

Auf der einen Seite hinterließ Harder eine große Lücke, auf der anderen fand sie einen Kader vor mit Weltklassespielerinnen wie die Australierin Sam Kerr, die Engländerin Fran Kirby oder die Schwedin Magdalena Eriksson - Harders Lebensgefährtin - sowie den beiden Deutschen Melanie Leupolz und Torhüterin Ann-Katrin Berger. Die englische Profifußballliga der Frauen investiert viel, sie hat sich längst den Ruf einer Top-Adresse erarbeitet und wird in dieser Woche weiter an Beliebtheit dazugewonnen haben. Denn wie der englische Fußballverband FA am Montag mitteilte, sicherten sich die Fernsehsender Sky Sports und BBC einen Teil der Übertragungsrechte für die Women's Super League (WSL) ab der nächsten Saison bis zum Sommer 2024. Zum ersten Mal sind die TV-Rechte an der WSL unabhängig vom Männerfußball verkauft worden - und das laut britischen Medien für umgerechnet rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Sky wird bis zu 44 Partien pro Saison zeigen, die BBC 22, davon 18 auf frei empfangbaren Kanälen. Alle anderen der insgesamt 132 Begegnungen werden auf der Online-Plattform der FA übertragen.

"Das ist ein Meilenstein, der die WSL verändern wird", sagte Kelly Simmons, die für den Profifußball der Frauen zuständige FA-Direktorin, die von einem wegweisenden Deal für den gesamten Frauenfußball sprach: "Es ist ein sehr emotionaler Moment. Wenn wir uns die Einschaltquoten anschauen, wird uns das ohne Zweifel zur meistgesehenen Frauensportliga der Welt machen." Dabei geht es natürlich ums Geld - aber ebenso um die dadurch erhoffte steigende Aufmerksamkeit, die auch hinsichtlich der 2022 in England stattfindenden Europameisterschaft genutzt werden soll.

Wenn Harder am Mittwoch um 17 Uhr gegen den VfL Wolfsburg antritt - aufgrund der geltenden Quarantäne-Bestimmungen finden Hin- und Rückspiel in Budapest statt - können die englischen Fans das nur im Pay-TV und auf der Website des FC Chelsea sehen. In Deutschland hingegen überträgt Sport 1 die Partie, wie auch um 19 Uhr das Spiel des FC Bayern München gegen den FC Rosengård.

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