Frauenfußball:Ohne Trainer

FC Bayern München - TSG 1899 Hoffenheim

Die Pause scheint ihnen gut getan zu haben: Im Duell gegen den direkten Tabellenverfolger Hoffenheim gewinnen die Bayern mit 3:0.

(Foto: Adam Pretty/dpa)

Beim Neustart der Frauen-Bundesliga zeigen sich die spezifischen Schwierigkeiten im Umgang mit den Corona-Hygienevorgaben.

Von Anna Dreher

Erst ließ sich Lina Magull noch mitreißen. Kathrin Hendrich hatte gerade die Führung für den FC Bayern München gegen die TSG Hoffenheim erzielt. Magull sprang Hendrich vor Freude auf den Rücken, aber schon bei der Landung war ihr bewusst geworden, dass sie da gerade etwas Verbotenes tat. Und so wurde Magull gleich von einer Feiernden zur Mahnerin. Sie drückte die sich umarmenden Hendrich und Melanie Leupolz auseinander, und als Linda Dallmann jubelnd auf Magull zugerannt kam, wurde sie ebenso energisch weggeschoben.

Am Pfingstwochenende erlebten nun auch die Bundesliga-Fußballerinnen nach der wegen des Coronavirus eingelegten Saisonpause erstmals einen Spieltag unter besonderen Bedingungen. Es gelten die gleichen Hygienevorschriften wie bei den Männern. Und wie diese, so hatten auch die Frauen da und dort noch Schwierigkeiten bei der konsequenten Umsetzung.

89 Tage nach der letzten Ligapartie, nach wochenlangem Training individuell zu Hause, dann in Kleingruppen und schließlich wieder als Mannschaft sowie einer Hotel-Quarantäne hatten am Freitag der VfL Wolfsburg und der 1. FC Köln den Neustart eingeläutet. "Als Trainerin finde ich es natürlich toll, dass wir wieder über Fußball auf dem Platz sprechen können. Der Start ist gut gelungen", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im ZDF-Sportstudio. Das Interesse war groß, die Bilder wurden in 16 Ländern im Fernsehen übertragen. Und nach dem 4:0-Heimsieg von Wolfsburg am Freitag lag der Fokus vor allem auf München.

Das Topspiel zwischen dem zweitplatzierten FC Bayern und Verfolger Hoffenheim war wegweisend für die Qualifikation zur Champions League. Die Meisterschaft ist ja so gut wie entschieden: Wolfsburg führt die Liga mit acht Punkten Vorsprung bei noch fünf Spieltagen an. Den Zweiten und Dritten aber trennte vor der Geisterspielpremiere nur ein Punkt. Da den Puffer durch ein 3:0 auszubauen, kann einen schon mal die Abstandsregeln vergessen lassen: Nach Hendrichs Tor in der 84. Minute erhöhte Jovana Damnjanovic (87.) und verschwand unter Mitspielerinnen, bevor Magull (90.+3) per Freistoß das Siegtor erzielte und nach intensiven Minuten nicht mehr ans Wegdrücken dachte.

Der Neustart soll für eine Rückkehr zur Normalität mit Signalwirkung stehen, soweit das in der Frauen-Bundesliga eben geht. Einige Spielerinnen hatten Kritik geäußert, nicht zuletzt angesichts der Wettbewerbsverzerrung. Das Spiel zwischen der SGS Essen und dem FF USV Jena wurde verschoben, Jena darf aufgrund der Bestimmungen in Thüringen erst vom 5. Juni an als Mannschaft trainieren; zur Quarantäne ist das Team nach Hessen umgezogen. Überhaupt stellen die Umstände eine Herausforderung für viele dar, die neben dem Fußball zur Schule gehen, studieren oder arbeiten. Hoffenheim musste gegen Bayern gar auf Trainer Jürgen Ehrmann verzichten, der sich als Berufschullehrer nicht im Hotel isolieren konnte.

Manche Unterschiede können eben selbst mit dem größten Bemühen nicht aufgehoben werden. Das dürfte sich auch im Pokal-Viertelfinale in dieser Woche zeigen: Am Mittwoch trifft Wolfsburg auf den FSV Gütersloh 2009 und der SC Sand auf Arminia Bielefeld - Gütersloh und Bielefeld spielen in der zweiten Liga, deren Saison bereits abgebrochen worden ist.

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