Frauenfußball:Hrubesch lächelt

Beim letzten Auftritt ihres Trainers spielt das Frauen-Nationalteam 0:0 in einem Freundschaftsspiel gegen Spanien. Chancen gibt es auf beiden Seiten, am Ende rettet die deutsche Torhüterin Frohms das kleine Abschiedsgeschenk.

Von Anna Dreher, Erfurt

Horst Hrubesch kam als Letzter auf den Platz. Er lief entspannt hinter seinen Spielerinnen, die sich eine nach der anderen zur Nationalhymne aufreihten, und wirkte sehr zufrieden. Ein wenig Sentimentalität schwang auch mit in seinem Blick. Diesen Moment, das Betreten des Platzes vor einem Länderspiel, den würde er so ja nicht mehr erleben. Wie auch diese Anspannung, ob der Plan aufgehen würde, den er sich überlegt hatte. Das Länderspiel gegen Spanien am Dienstag ist sein letztes gewesen als Interims-Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen, sein letztes als Trainer überhaupt. Es sollte der schöne Abschluss einer bewegten Karriere werden, und wie schön dieses schön sein würde, bemaß sich für Hrubesch an Toren und einem gelungenem Spielaufbau. Andere Abschiedsgeschenke wollte er nicht, auf keinen Fall, hatte der 67-Jährige gesagt. Also dachten seine Spielerinnen an einen Sieg.

Das mit dem achten Erfolg im achten Spiel ist dann aber deutlich schwieriger geworden bei diesem 0:0 (0:0) als in den sieben Spielen zuvor. Was am Gegner lag, dem bisher spielstärksten in der Hrubesch-Zeit, der unnachgiebig in die Zweikämpfe ging und den Deutschen wenig Möglichkeiten ließ, sich das Spiel so zurechtzulegen, wie sie sich das gedacht hatten. Was aber auch an den Spielerinnen selbst lag, die aufgeregt wirkten, teils überraschend fahrig spielten, nachdem Hrubesch doch wieder Ruhe und Selbstbewusstsein in das Team gebracht hatte, und sich nicht wirklich durchsetzen konnten. In der elften Minute waren es dann folgerichtig die Spanierinnen, die die erste gefährliche Chance dieses Nachmittags hatten: Die gegen Italien am Samstag so überragende Lina Magull verlor im Zweikampf den Ball und gab Amanda Sampedro die Chance zum Abschluss, Torhüterin Merle Frohms klärte in ihrem erst dritten Länderspiel abgeklärt. Später zirkelte Sampedro einen Freistoß aus 20 Metern gefährlich über die Mauer, den Frohms gerade noch so vom Tor weglenken konnte.

Und Hrubesch? Der konnte nur selten wirklich entspannt am Seitenrand stehen, an hinsetzen war gar nicht erst zu denken. Er rief Anweisungen auf den Platz ("He! Nicht nur zugucken!"), gestikulierte mal ruhig und mal wild, seufzte auf, schüttelte den Kopf. Zufrieden war er jetzt nicht mehr. Denn schöne Szenen gab es in der ersten Halbzeit von seinen Spielerinnen nur selten zu sehen. Ideenlos waren die Versuche, ein Tor zu schießen, nicht, aber eben nicht konsequent genug und zu unpräzise ausgeführt. Wie nach knapp einer halben Stunde, als Leonie Maier hektisch und dadurch harmlos aufs Tor schoss. Hrubesch blieb seiner Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen treu. Gegen Italien hatte das wunderbar geklappt. Und es brauchte die Halbzeitpause, bis sich zeigte, dass die Integration der Neuen gelungen ist - und sich die Mannschaft in einem besser werdenden Spiel steigerte.

An Chancen mangelte es in der zweiten Hälfte nicht, auf beiden Seiten. Wenn Frohms nicht mutig und fehlerfrei aus den verschiedensten Positionen geklärt hätte, wäre es mit dem kleinen Abschiedsgeschenk nichts mehr geworden. So ärgerten sich zwar die Spielerinnen, Horst Hrubesch aber lächelte.

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