Frauenfußball:Hohes Niveau, auch beim Meckern

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Drei Mal erfolgreich: Nationalspielerin Klara Bühl (in Rot) überwindet Meppens Torhüterin Laura Sieger beim 7:1 so oft wie sonst keine Bayern-Spielerin am Sonntag. (Foto: Eduard Martin /imago)

Das 7:1 gegen den SV Meppen zeigt, dass es die Flexibilität im Angriffsspiel ist, die die Fußballerinnen des FC Bayern besonders unangenehm macht.

Von Anna Dreher

Für Laura Benkarth war der Sonntag ein eigentlich recht ruhiger Arbeitstag. Ein paar Szenen gab es, in denen die Torhüterin eingreifen musste. Aber die Abwehr erledigte ihre Arbeit zuverlässig, und überhaupt spielten die Fußballerinnen des FC Bayern geordnet und hatten die Partie gegen den SV Meppen unter Kontrolle. Und so sah es zunächst ganz danach aus, als würde auch dieses erste Bundesligaspiel nach der Winterpause ohne ein Gegentor von den Münchnerinnen beendet werden können. Bislang war ja einzig Lena Goeßling vom VfL Wolfsburg im November ein Treffer gelungen, und das per Elfmeter. Aber nach 36 Minuten war es dann doch so weit, der Drittletzte Meppen beendete diese Serie und in der Statistik verdoppelte sich der Wert der Münchner Gegentore.

Nach einem Konter konnte Carina Wenninger Meppens Maike Berentzen nicht stoppen, Benkarth kam raus aus dem Tor, stellte sich in den Weg, doch auch an ihr schnellte Berentzen links vorbei und schoss den Ball ins lange Eck über die Linie. Ein Makel für die Bayern, allerdings nur ein kleiner. Denn es blieb bei diesem einen Gegentor, und als Meppen seine Premiere feierte, stand es bereits 3:1 für die Gastgeberinnen, die am Ende so souverän, wie sie in die Partie gestartet waren, 7:1 (5:1) gewannen. Die Mannschaft von Trainer Jens Scheuer bleibt damit in der Liga seit 13 Spielen ungeschlagen bei einer Torbilanz von 47:2. So gut wie die Defensive des Tabellenführers verteidigt sonst kein Team. Und auch die Offensive ist unangefochten am erfolgreichsten in ihren Abschlüssen. Doublesieger Wolfsburg folgt auf Platz zwei mit fünf Punkten Abstand und 42:11 Toren.

Lea Schüller erfüllt ihre Aufgabe: viel Wirbel machen

Fünf Minuten dauerte es, dann brachte Lea Schüller den FC Bayern in Führung. Nach einer Ecke köpfelte sie den Ball zum 1:0 ins Netz. Die 23-Jährige hatte vor einer Woche bereits maßgeblich für den guten Start ins neue Jahr gesorgt - mit fünf Treffern beim 13:0 im Pokalachtelfinale gegen den Walddörfer SV. Sie erfüllte nun erneut genau jene Aufgabe, für die sie von der SGS Essen im Sommer verpflichtet worden war: im Angriff viel Wirbel machen. Und während auf der Tribüne diverse Offensivkräfte verletzt zuschauen mussten, zeigte noch ein anderer Sommerzugang, dass es die Flexibilität im Angriffsspiel ist, die den FC Bayern besonders unangenehm macht: Klara Bühl erhöhte auf 2:0 (12. Minute) und in der 25. Minute mit einem krachenden Distanzschuss aus 18 Metern auf 3:0. Die frühere Spielerin des SC Freiburg erlebte bei der Weltmeisterschaft 2019 einen steilen Aufstieg, den sie in München fortgesetzt hat.

Nach dem Tor zum 3:1 legte Berentzen noch nach, allerdings unfreiwillig in Form eines Eigentores (39.). Dass dem Aufsteiger nach der ersten Überraschung noch die ganz große gelingen würde, war spätestens jetzt ausgeschlossen und wenig danach pure Fantasie. Bayerns Kapitänin Lina Magull traf in der Nachspielzeit der ersten Hälfte mit ihrem ersten Saisontreffer zum 5:1. "Heute hätten es eigentlich drei sein müssen", sagte sie angesichts der sich ihr später noch bietenden Chancen. "Aber wer die Tore schießt, ist bei uns ja wirklich egal und das macht uns auch aus."

Scheuer ließ sein Team hoch verteidigen und schickte wie so oft stets mehrere Spielerinnen in torgefährliche Bereiche, hinzu kam die grundsätzliche Rotation in der Offensive. Das Konzept ging erneut auf. "Wir sind nicht angewiesen auf nur die eine Spielerin, die trifft", sagte er, "sondern wir verteilen das gut."

"Bei der Chancenverwertung müssen wir noch einen drauflegen", sagt Klara Bühl

Auf der Anzeigetafel tauchten am Sonntag dann aber wieder dieselben Namen auf: In der 46. Minute erzielte Schüller nach einer Ecke per Kopf das 6:1, in der 51. Minute schlenzte Bühl von rechts den Ball zum 7:1 ins linke Eck. Magull vergab noch gute Möglichkeiten, Schüller traf nach einem Solo den Pfosten und schoss einen Foulelfmeter in der 85. Minute völlig übers Ziel hinaus. "Wir sind froh, dass wir so einen Auftakt hingelegt haben", sagte Bühl. "Aber bei der Chancenverwertung müssen wir noch einen drauflegen. Das hat man heute auch wieder gesehen, dass mehr drin gewesen wäre." Und auch wenn die 20-Jährige Meckern auf hohem Niveau eingestand, so war ihre Kritik also durchaus berechtigt.

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