Frauenfußball:FC Breisgau München

Jens Scheuer Trainer Cheftrainer Freiburg und Thomas Wörle Tom Wörle Trainer Cheftrainer FCB; Jens Scheuer Trainer SC Freiburg Frauenfußball

An das Vereinslogo im Rücken wird er sich gewöhnen: Jens Scheuer, noch Trainer des SC Freiburg.

(Foto: Oliver Zimmermann/imago/foto2press)

Der neue Trainer Jens Scheuer genießt den Ruf, Talente gut entwickeln zu können - künftig wird er vor allem mit etablierten Nationalspielerinnen arbeiten.

Von Anna Dreher

Sie hätten schon sehr gerne weiter gearbeitet mit ihm, es gibt ja noch dieses eine große gemeinsame Ziel, das der Trainer genau so gerne erreichen will wie der Verein. Es trägt die Überschrift: SC Freiburg, deutscher Meister in der Fußball-Bundesliga der Frauen. Ein schönes Ziel. Aber schwer zu erreichen. Im November 2017 bekamen Jens Scheuer, der Trainer, und seine Spielerinnen einen Vorgeschmack darauf, wie es sich wohl anfühlen würde, am Ende einer Saison mehr Punkte als alle anderen zu haben. Nach zwei Wochen war die Ordnung der vergangenen Jahre zwar wieder hergestellt und der VfL Wolfsburg vor dem FC Bayern München an der Tabellenspitze - wie auch nach dem letzten Spieltag. Der SC Freiburg aber hatte als Dritter das Gefühl, auf einem sehr guten Weg zu sein, der in dieser Konstellation vielleicht sogar schon bald zum Erreichen des Ziels führen würde.

Bald muss nun wirklich ganz bald sein, wenn Trainer und Verein noch gemeinsam die Meisterschaft gewinnen wollen. Vor zweieinhalb Wochen hatte der SC Freiburg das Ende der Zusammenarbeit nach dieser Saison gemeldet, und seit Mittwoch ist auch bekannt, was Scheuer vom 1. Juli 2019 an macht: Er wird Nachfolger des aufgrund seiner kontinuierlichen Erfolge doch etwas überraschend entlassenen Thomas Wörle als Cheftrainer des FC Bayern. Der bisherige Coach der SGS Essen, Daniel Kraus, wird künftig in Freiburg arbeiten.

An Scheuers alter Wirkungsstätte bedauern sie die Entscheidung des 40-Jährigen. Aus der Vorstellung einer längerfristigen gemeinsamen Geschichte wird nun nichts werden. "Die Pläne von Jens Scheuer sind andere, das ist zu akzeptieren", wurde Birgit Bauer in der Mitteilung Ende November zitiert. Für Freiburgs Managerin setzt sich mit diesem Abschied eine Wanderungsbewegung fort, mit der sie seit Jahren umzugehen gelernt hat. Was die Akzeptanz ebendieser nicht unbedingt leichter macht. Den Fußballerinnen geht es ja nicht anders als den Fußballern dieses Vereins: Der SC Freiburg kann nicht mit großem Geld oder Titelgarantien locken. Er entdeckt und entwickelt Talente so gut wie wenige andere Klubs und muss dann viel Energie investieren, um sie zu halten, wenn andere ihr Interesse anmelden.

Im Gegensatz zu den Männern aber haben sich die Frauen seit 2015 mit Scheuer, der unter dem Profitrainer Christian Streich die Jugendabteilung des Sportclubs durchlief, in der oberen Tabellenregion etabliert. Auf Platz vier in den Jahren 2016 und 2017 folgte 2018 Platz drei mit so vielen gesammelten Punkten wie noch nie in 17 Jahren Bundesliga bei einer stark verbesserten Defensivleistung. Weil Scheuer als Trainer vor allem eines auszeichnet: Er kann nicht nur spielerisch mit seinem großen Fachwissen, sondern auch emotional viel aus einem Team herausholen.

Das hat sich in Freiburg im besten Sinne auf das Selbstbewusstsein der Spielerinnen übertragen. Im Rahmen der Möglichkeiten hat Scheuer die Arbeit in der Abteilung Frauenfußball beim SC Freiburg weiter professionalisiert mit einer intensiveren Leistungsdiagnostik und einem erweiterten Trainerteam. Alles, um bei einem von Ballbesitz geprägten Spielstil vor allem eines zu haben: Spaß am Fußball.

In München werden sie wegen genau dieser Herangehensweise und den ausgezeichneten Ergebnissen auf Scheuer aufmerksam geworden sein. Karin Danner, Managerin der Bayern-Frauen, wollte sich auf Anfrage nicht äußern. In der Vereinsmitteilung wird sie so zitiert: "Wir freuen uns, dass sich mit Jens Scheuer ein sehr ambitionierter Trainer für den FC Bayern München entschieden hat. Wir sind überzeugt, mit ihm unsere Frauenabteilung erfolgreich weiterentwickeln zu können."

Es ist eine Entwicklung auf hohem Niveau. Thomas Wörle, seit 2010 Trainer der Münchnerinnen, gewann mit seiner Mannschaft den DFB-Pokal (2012) und zwei Mal die Meisterschaft (2015, 2016). Weitere Erfolge wurden oft nur knapp verpasst, trotz teils großer Umbrüche in dem inzwischen mit vielen Nationalspielerinnen besetzten Kader. Wörle hat den FC Bayern zur festen zweiten Größe im deutschen Frauenfußball hinter dem VfL Wolfsburg entwickelt. Nur konnte er bisher nicht nachhaltig etwas an der Rangordnung ändern. Großer Favorit war und ist nach wie vor der VfL Wolfsburg, der den Bayern vor allem mit seinen zwei Titelgewinnen in der Champions League etwas voraus hat: Er wird auch international zur ernst zu nehmenden Konkurrenz gezählt. Das wollen die Bayern auch - und in Jens Scheuer scheinen sie nun den richtigen Trainer dafür zu sehen.

Der Freiburger Anteil im Team des FC Bayern wird mit Scheuer wachsen. Die früher im Breisgau von Talenten zu National- und etablierten Bundesliga-Spielerinnen entwickelten Melanie Behringer, Sara Däbritz, Verena Schweers, Melanie Leupolz, Lina Magull und Laura Benkarth spielen bereits in München. Es wird also ein Wiedersehen von alten Bekannten geben. Die Zielsetzung ist ohnehin die gleiche.

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