Frauenfußball:Champions-League-Finale im vierten Monat

FFC Frankfurt's Marozsan fights for the ball with Paris St Germain's Alushi during their UEFA Women's Champions League final soccer match in Berlin

Fatmire Alushi (rechts) ist im vierten Monat schwanger und sagt die WM-Teilnahme ab

(Foto: REUTERS)
  • Der Konkurrenzkampf unter den europäischen Spitzenklubs im Frauenfußball wird härter.
  • FFC-Manager Siegfried Dietrich will deshalb die finanziellen Möglichkeiten seines Klubs ausbauen. "Der Champions-League-Titel ist dafür natürlich Gold wert", sagt er.
  • Fatmire Alushi fährt nicht mit zur WM nach Kanada. Mit ihrer Absage beschleunigt sich der Erneuerungsprozess beim Nationalteam.

Von Kathrin Steinbichler, Berlin

Wenn Frauen Männer zum Weinen bringen, muss etwas Besonderes passiert sein. "Wir Männer geben ja oft nicht gerne zu, wenn wir berührt sind. Aber als endlich der Schlusspfiff kam . . . das war ein sehr spezieller Moment", sagte Siegfried Dietrich und gab dann zu: "Ich habe über die Augen dehydriert." Dem Manager des 1. FFC Frankfurt schossen nach dem aufwühlenden 2:1 (1:1)-Erfolg der Frankfurterinnen gegen Paris Saint-Germain ebenso Tränen in die Augen wie seinem Trainer Colin Bell. "Ich bin einfach nur dankbar", meinte der Engländer, "und ich werde diesen wunderbaren Mädels ewig dankbar sein." Denn der Gewinn der Champions League, der vierte Europapokaltitel in der Vereinsgeschichte, sicherte dem Verein nicht nur doch noch einen Titel in dieser Saison, sondern auch "eine Perspektive", wie es Verónica Boquete nannte.

"Wir haben die Saison nicht immer gut gespielt", sagte die spanische Regisseurin, "wir wollten dem Klub mit diesem Spiel jetzt etwas zurückgeben, und wir sind stolz, dass wir das geschafft haben." Schließlich wird der Konkurrenzkampf unter den europäischen Spitzenklubs im Frauenfußball härter: Seit ein, zwei Jahren ist spürbar mehr Geld im Wettbewerb, was sich am Transfermarkt bemerkbar macht. Begehrte Spielerinnen können längst zwischen den Kontinenten wählen; die mit den professionellen Bedingungen zunehmende Dynamik und Härte im Spiel der Frauen beantworten diejenigen Klubs am besten, die eine kluge, für die Belastung mehrerer Wettbewerbe angelegte Kaderpolitik betreiben.

Verbleib von Nationalstürmerin Sasic ist ungewiss

Die Topspielerinnen selbst schauen bei ihrer Vereinswahl nicht mehr nur auf das Geld, sondern auch auf die Möglichkeiten der Infrastruktur und der Weiterentwicklung. Daneben haben sich Marktführer wie Olympique Lyon, der VfL Wolfsburg oder eben auch das aufstrebende Paris Saint-Germain mit seinem international besetzten Team in der Wahrnehmung ihrer Klubvorstände etabliert: Die Außenwirkung eines vielleicht sogar europäisch erfolgreichen Teams wird inzwischen bei mehr und mehr Männerklubs gern gesehen und unterstützt.

FFC-Manager Dietrich deutete daher auch den Titel der Frankfurterinnen als Zeichen an die Konkurrenz: "Es ist so ein wichtiger Sieg und mit Blick auf unsere Zukunft auch ein Ausrufezeichen", betonte er nach dem späten Siegtreffer durch die eingewechselte Mandy Islacker in der Nachspielzeit (90.+2). Reine Frauenfußballklubs wie Frankfurt oder etwa auch Turbine Potsdam hätten es im verschärften Wettbewerb zunehmend schwerer und müssten künftig härter arbeiten, um nicht den Anschluss an die Frauen-Filialen finanzkräftiger Klubs zu verlieren. "Was wir in letzter Zeit von den Männerklubs gefordert haben, nämlich mehr in die Frauen zu investieren, müssen wir jetzt von uns selbst fordern - wir müssen unsere finanziellen Möglichkeiten ausbauen", sagte Dietrich, "und dafür ist der Champions-League-Titel natürlich Gold wert." Ob Frankfurt bei der Titelverteidigung in der nächsten Saison auch wieder auf Boquete oder Nationalstürmerin Célia Sasic setzen kann, die den FFC mit ihrem 14. Champions-League-Treffer dieser Saison in der 32. Minute per Kopfball in Führung gebracht hatte, ist allerdings ungewiss. Die 28-jährige Boquete, die verschiedene Angebote hat, will sich nun mit den FFC-Verantwortlichen besprechen und "in den nächsten Tagen, auf alle Fälle vor der WM", eine Entscheidung fällen. Sasic, die ihren Vertrag in Frankfurt aufgekündigt hat, um sich in Ruhe Gedanken über die Zukunft machen zu können, hielt sich auch in der Euphorie des Titelgewinns bedeckt. Sie wolle jetzt "noch einmal alle Kräfte mobilisieren" und sich "erst einmal voll auf die Weltmeisterschaft konzentrieren", alles andere "ist jetzt kein Thema".

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