Frauenfußball:Aus der Leihe wird ein Wechsel

Frauenfußball: Die langjährige Bayern-Fußballerin Carina Wenninger (re.) spielt seit Sommer 2022 bei AS Rom, ihre früheren Titelkonkurrentinnen aus Wolfsburg um Alexandra Popp hat sie trotzdem wieder getroffen - in der Champions League.

Die langjährige Bayern-Fußballerin Carina Wenninger (re.) spielt seit Sommer 2022 bei AS Rom, ihre früheren Titelkonkurrentinnen aus Wolfsburg um Alexandra Popp hat sie trotzdem wieder getroffen - in der Champions League.

(Foto: Susanne Hübner/Imago)

Nach 15 Jahren verabschiedet sich Carina Wenninger vom FC Bayern. Die österreichische Nationalspielerin wird bei AS Rom bleiben.

Von Anna Dreher

Dass es Carina Wenninger in Rom gefällt, ließ sich in den vergangenen Monaten bestens beobachten. Die 32 Jahre alte Österreicherin teilte auf sozialen Medien immer wieder Fotos von touristischen und kulinarischen Erkundungstouren durch die ewige Stadt: Kolosseum, Trevi-Brunnen, Pizza, Pasta, Gelato, alles dabei. Und weil sie Fußballerin und keine Reisebloggerin ist, sah man zwischen diesen Impressionen natürlich auch Bilder mit Ball.

Wie gut es Wenninger in ihrer italienischen Wahlheimat gefällt, wurde nun bekannt: Sie wird nicht zum FC Bayern zurückkehren, sondern bei AS Rom bleiben. Aus der einjährig geplanten Leihe, die im Sommer 2022 auf ihren Wunsch hin begann, wird ein Wechsel. Nach 303 Einsätzen in 15 Jahren mit drei Meistertiteln (2015, 2016, 2021) und einem Pokalsieg (2012) verabschiedet sich jene Spielerin, die so lange für die Münchner auflief wie sonst nur Thomas Müller.

"Welche besondere Rolle der FC Bayern für mich spielt, kann ich nur schwer in Worte fassen", leitete Wenninger ihre lange Abschiedsnachricht ein und sprach davon, "eine sehr besondere Beziehung zueinander aufgebaut" zu haben. Die AS Rom verbinde wie der FC Bayern den Erfolgsanspruch mit familiären Werten, und die neue Umgebung habe ihren Horizont erweitert: "Mir ist in den vergangenen Wochen bewusst geworden, dass ich den FC Bayern so in Erinnerung behalten möchte wie zu dem Zeitpunkt, als ich ihn verlassen habe."

In Rom ist sie gesetzt, in München würde sie sich erst wieder einarbeiten müssen

Ihren Worten ist die Wertschätzung für den FC Bayern ebenso zu entnehmen wie ein gewisses Fragezeichen um ihre Einsatzchancen bei einer Rückkehr. In Rom ist sie als Innenverteidigerin gesetzt, in München würde sie sich trotz großer Reputation und bekannter Kolleginnen einarbeiten müssen in ein Gefüge, das der norwegische Trainer Alexander Straus sortiert hat. Er übernahm das Team, als Wenninger ging. Die Defensive aus Carolin Simon, Maximiliane Rall, der derzeit verletzten Giulia Gwinn, Glodis Viggosdottir sowie den Zugängen Tainara, Emilie Bragstad und Tuva Hansen ist mit nur vier Gegentreffern die bislang stabilste der Bundesliga, knapp vor dem VfL Wolfsburg (5), auf den der Tabellenzweite fünf Punkte Rückstand hat. Wobei Stammspielerin Hanna Glas den Verein im Winter Richtung USA verließ.

Wenninger kam 2007 vom LUV Graz nach München, da war sie gerade 16 Jahre alt. Fast ihr halbes Leben verbrachte sie in dieser Stadt. Nach dem Start in der Regionalliga gab sie 2008 gegen den SC Freiburg ihr Bundesligadebüt und wuchs in der Defensive bald in eine zentrale Rolle hinein. Die Kapitänin Österreichs sah in all den Jahren wenige Alternativen zu München - und so wurde Wenninger mit ihrer Loyalität zu einer Spielerin mit Seltenheitswert. Bei Thomas Wörle war sie gesetzt, unter dessen Nachfolger Jens Scheuer veränderte sich der Konkurrenzkampf. "Aber solche Veränderungen helfen einem ja auch, selbst zu wachsen", sagte Wenninger damals.

Doch offensichtlich wuchs in dieser Zeit der Wunsch nach Erfahrungen in einer anderen Umgebung und Veränderungen in der sportlichen Karriere. Ihre Entscheidung, in Italien zu bleiben, zeigt neben dem Wunsch nach neuen Erfahrungen auch, dass sich dieser Standort neben Frankreich, Spanien und England zu einer attraktiven Alternative entwickelt hat. Und Ambitionen hegt sie auch dort: Im November gewann sie mit Rom die Supercoppa. Die Hauptrunde der Serie A femminile beendete der Klub am Sonntag als Tabellenführer vor Titelverteidiger Juventus Turin, in der Meisterrunde winkt also die nächste Trophäe. Und in der Champions League trifft das Team im Viertelfinale (21./29. März) auf den FC Barcelona. Das Hinspiel findet im Stadio Olimpico mit Platz für mehr als 70 000 Zuschauer statt. Noch ein gutes Motiv für das Fotoalbum von Carina Wenninger.

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