Japanische Zeitungen bringen nach dem Erfolg der Frauen-Nationalelf bei der WM Sonderausgaben heraus, die Fans feiern auf den Straßen von Tokio. US-Präsident Barack Obama verfolgt das WM-Endspiel im Weißen Haus und schrreibt unentwegt auf Twitter. Reaktionen zum WM-Finale. Tausende Fans feierten am frühen Montagmorgen in Tokio den Sieg ihrer Frauen bei der WM in Deutschland. In dunkelblauen Trikots - den Farben ihrer Nationalmannschaft - tanzten sie, sangen und umarmten sich.
Auf der Internet-Plattform Twitter schrieben zahlreiche japanische Fans zum Erfolg ihrer Nationalelf: "Ich freue mich aus tiefstem Herzen, gerade jetzt, da Japan so harte Zeiten durchmacht. Danke!" "Danke, dass Ihr an die Gefühle der Menschen in Tohoku gedacht habt. Danke, dass Ihr Japan Hoffnung gegeben habt." "Ich habe das Gefühl, Japan ist eins geworden."
"Historische Leistung" stand auf einem Plakat im Studio eines japanischen Privatsenders. "Sie haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben", kommentierte ein Sprecher des Senders NHK.
Japans Trainer Norio Sasaki sagte nach dem Spiel: "Wir würden gern die Nacht durchmachen, aber leider müssen wir Montagmittag schon abreisen und die Frauen am Wochenende in der Liga spielen. Deshalb wird es bei einem Glas deutschen Biers bleiben."
Japans Spielführerin Homare Sawa ergänzte: "Wir haben alle unser Selbstvertrauen bis zum Ende bewahrt, an uns geglaubt und deshalb haben wir am Ende gewonnen. Wir sind total glücklich über diesen WM-Titel. Jetzt sind wir die Nummer eins in der Welt."
Die japanische Torfrau Ayumi Kaihori, die überall als Heldin des Spiels - sie hatte zwei Elfmeter gehalten - gefeiert wurde, gab sich bescheiden. "Ich habe sehr gute Mitspielerinnen, das ist alles dank meiner guten Mitspielerinnen passiert. Im Elfmeterschießen wurde mir auch geholfen, weil die US-Amerikanerinnen verschossen haben, das war ja auch Hilfe."
Die japanischen Spielerinnen bedankten sich nach dem Finale - wie schon bei jeder Partie zuvor - mit einem Plakat, auf dem zu lesen war: "Für unsere Freunde in aller Welt - vielen Dank für eure Unterstützung."
Beim Anstoß um 3.45 Uhr Ortszeit waren viele Bars und Restaurants im Zentrum von Tokio überfüllt. Hunderte Fans, die keinen Platz mehr bekamen, standen auf der Straße und versuchten wenigstens noch einen Blick durch die Fenster auf die Fernseher in den Kneipen zu erhaschen. Nach dem Spiel brachten die großen Zeitungen des Landes Sonderausgaben heraus.
In der Mainichi Shimbun war zu lesen: "Trainer Sasaki hat das Herz der Frauen gepackt und sich als großartiger Führer erwiesen." Auch die Yomiuri Shimbun, die auflagenstärkste Tageszeitung der Welt, lobte den Erfolg der Fußball-Frauen und berichtete, dass sich der unter Rücktrittsdruck stehende Regierungschef Naoto Kan überlegt haben soll, ob er nicht auch nach Deutschland fliegen und das Endspiel anschauen soll - am Ende aber darauf verzichtete.
US-Präsident Barack Obama sah das Spiel mit seiner Familie im Weißen Haus. Hier sind einige seiner Twitter-Einträge: Vor dem Spiel: "Zu den Frauen der Nationalelf: Sorry, dass ich nicht da sein kann - aber ich feuere Euch von hier aus an!" Nach dem 1:0: "Erstaunliches Tor von Alex Morgan. 1:0 USA!" Nach dem 1:1: "Denkt an das Viertelfinale, dieses Team ist unbezwingbar." Vor dem Elfmeterschießen: "Unglaubliche Vorstellung der Mannschaft, egal was nun passiert." Nach dem Spiel: "Ich könnte nicht stolzer auf die Elf sein nach diesem harten umkämpften Spiel. Gratulation an Japan, den Weltmeister der Fußball-Frauen."
Bundeskanzlerin Angela Merkel verfolgte das Spiel im Stadion und sagte danach: "Die Japanerinnen haben unglaublich gute Nerven bewiesen. Am Ende zählt nur der Ball, der drin ist."
Tom Hanks wurde auf seiner Twitter-Seite poetisch: "Team USA, wir lieben euch. Vielen Dank Boxx, Rapino, Wambach, Solo und allen anderen. Was für eine große Leistung."
Auch die Basketballer Dirk Nowitzki und LeBron James hatten etwas zum Finale zu sagen. Nowitzki schrieb von einer "herzzerreißenden Niederlage für die US-Ladies. Sie hatten trotzdem einen unglaublichen Lauf. Glückwunsch an Japan, sie haben trotz der Rückstände nie aufgegeben." James gab an zu wissen, wie es sich anfühlt, ein Finale zu verlieren, war er doch in den NBA-Endspielen kürzlich mit den Miami Heat Nowitzkis Dallas Mavericks unterlegen. "Es war großartig, die US-Frauen zu verfolgen. Egal ob Sieg, Niederlage oder Unentschieden, ihr habt unser Land gut vertreten. Ihr werdet den Titel beim nächsten Mal holen", schrieb James.
"US-Hoffnungen zerschmettert", titelte das Boulevardblatt New York Post. Der San Francisco Chronicle, sprach von einer "vernichtenden Enttäuschung" und zeigte eine fassungslos dreinschauende Hope Solo.
In der New York Times (im Bild: ein Fan während des Finales in einer Bar in New York) stand: "Japan gewinnt seinen ersten Titel mit einem Triumph, der auf Hoffnung, Erneuerung, Geduld, Gelassenheit und einer nicht geringen Portion Glück aufgebaut ist. Sie heben ein verwundetes Land in die Höhe und gewinnen irgendwie eine Partie, die die USA dominierte, jedoch nie kontrollierte."
Die Los Angeles Times kommentierte: "Vor 20 Jahren gab es noch keine Frauen-WM, vor 15 Jahren gab es kein olympisches Turnier. Es ist eine Sportart, die noch in den Kinderschuhen steckt - die jedoch bereits eine reiche und bunte Tradition hat. Dieser Tradition wurde nun ein ruhmreiches Kapitel hinzugefügt."
Japanische Fernsehsender dagegen überschlugen sich am frühen Morgen vor Freude über den Sieg. Immer wieder strahlten sie die schönsten Spielszenen und den Siegerpokal in die Wohnzimmer der gebeutelten Nation. Kameras in den Heimatorten der Spielerinnen hielten fest, wie die daheimgebliebenen Angehörigen und Fans in blauen Trikots vor den Fernsehern jubelten, aus voller Kehle schrien und vor Freude weinten.