Die ganze kollektive Verkrampfung zeigt sich an der Art und Weise, wie die deutsche Frauen-Elf vor der WM vermarktet wird. Die Botschaft ist eben nicht: Auch Frauen können gut Fußball spielen. Sondern: Auch Frauen, die Fußball spielen, können gut aussehen. Die WM-Sponsoren und diverse Trittbrettfahrer glauben offensichtlich, diese Mannschaft einer geneigten Öffentlichkeit nur zumuten zu können, nachdem die immergleichen fünf Spielerinnen durch die Abteilungen Frisur, Make-up und Garderobe geschleust wurden.
In Fernsehspots sieht man sie nun mit Lippenstift und Puderquaste hantieren, auf Plakaten machen sie einen schön glossigen Schmollmund, in einer Frauenzeitschrift führen sie Designermode vor ("Viel schöner als jede Viererkette") - und das einzig Empörende daran ist, wie hilflos, humorfrei und letztlich unselbstbewusst das alles daherkommt. Wie wenig das behauptete Glamour-Image auch zu genau diesen Frauen passt.
Es ist natürlich das olle Klischee vom kickenden Mannweib, das der Nation bei diesem Turnier jetzt aber ein für alle Mal ausgetrieben werden soll. An seine Stelle haben die beflissenen Promoter nun das dribbelnde Superweib gesetzt, das von der Realität ganz genauso weit entfernt ist. Kein Mensch glaubt im Ernst, dass die doch eher bodenständige deutsche Elf in der Kabine erst von den Highheels heruntersteigen muss, bevor sie die Fußballschuhe zuschnürt.
Man mag es so sehen, dass sich die Frauen lediglich professionalisieren und langsam zu den Beckhams, Ballacks und Ronaldos aufschließen, deren gut ausgeleuchtete Sixpacks längst ganze Produktpaletten schmücken. Man kann sich aber auch fragen, was für eine Verklemmtheit eigentlich dahintersteckt, wenn der deutsche Frauenfußball überwiegend über die gefällige Optik verkauft werden muss und - was vielleicht schlimmer ist - ablehnende Haltungen kaum aushält.
"Wir möchten unseren Sport vermarkten, nicht unseren Hintern." Das hat die fast schon rührend ernsthafte Birgit Prinz gesagt. Auch ein paar andere Spielerinnen haben zumindest durchblicken lassen, dass ihnen die Rolle als Girlies der Nation ein wenig suspekt ist. Gebracht hat es wenig. 2006 war die Welt zu Gast bei Freunden, diesmal haben sich der DFB und die Fifa auf den wirklich selten bescheuerten Slogan geeinigt: "20Elf von seiner schönsten Seite".
Das Präsidium und der Vorstand des DFB übrigens bringen es zusammen auf 47 Mitglieder, eine einzige Frau ist darunter, zuständig für Mädchen- und Frauenfußball. Und das erklärt nicht alles, aber dann doch so einiges.