Frauen-WM: Englands Kapitänin Faye White:Immer wieder auf die Nase

Englands Kapitänin Faye White spielt nach 14 Jahren im Nationalteam ihre letzte Weltmeisterschaft. Sie hofft, mit einem Sieg im Viertelfinale gegen Frankreich ihren endgültigen Abschied hinauszögern zu können - und beim größten Erfolg des britischen Frauenfußballs dabei zu sein.

Ulrich Hartmann

Am Rhein wird gerade für das Frankreich-Fest geworben. An einigen Straßen, die nach Düsseldorf führen, stehen Plakate, und vielleicht ist es gut, dass die Engländerinnen ihnen keine große Aufmerksamkeit schenken. Sie bewohnen in Düsseldorf dasselbe Hotel wie die Französinnen, mit denen sie es an diesem Samstag (18 Uhr, ZDF) in Leverkusen im Viertelfinale der Weltmeisterschaft zu tun bekommen.

England v Japan: Group B - FIFA Women's World Cup 2011

Jubeln über den Einzug des englischen Teams ins Viertelfinale: Faye White, Rachel Unitt und Casey Stoney.

(Foto: Getty Images)

Nach zwei Viertelfinal-Niederlagen (1995 und 2007) bei den zuvor einzigen WM-Teilnahmen will England endlich ins Halbfinale - vor allem Faye White vom FC Arsenal London. Die 33- jährige Verteidigerin und Kapitänin spielt nach 14 Jahren im Nationalteam ihre letzte WM und hofft, mit einem Sieg gegen Frankreich ihren endgültigen WM-Abschied noch hinauszögern und den größten Erfolg des britischen Frauenfußballs feiern zu können. "Das würde schon sehr helfen", sagt sie über den erhofften Einfluss eines Sieges auf die Akzeptanz des Frauenfußballs in England.

Faye White ist gewissermaßen die Personifizierung des schwierigen Wegs, den der Frauenfußball jenseits des Kanals hat gehen müssen. Immer wieder gab es etwas auf die Nase. Dass White sich seit ihrem 14. Lebensjahr schon fünf Mal die Nase gebrochen hat, ist zwar Zufall, aber eine passende Metapher für die steten Widerstände im fußballerischen Entwicklungsprozess.

"Als ich 1997 im Nationalteam angefangen habe, haben die großen Mannschaften uns nicht gerade ernst genommen", erinnert sie sich, "heute sehen sie uns mit anderen Augen." Nur ein einziger Sieg trennt England jetzt noch davon, auch im Frauenfußball in die Weltspitze vorzurücken.

"Hart wird es", sagt White über die Partie gegen Frankreich, "und eng." Aber die Verwirklichung eines Traumes scheint nahe. Das wäre ein tolles Gefühl, sagt die britische Kapitänin, zumal die Freunde und Verwandten aus England stolz berichten, dass die Frauen es schon auf die hinteren Sportseiten der britischen Zeitungen geschafft hätten.

Das lag vielleicht, wenn auch nicht ausschließlich, am Alkohol-Geständnis der Stürmerin Kelly Smith. Nach einem mäßigen 1:1 zum Auftakt gegen Mexiko und einem 2:1 gegen Neuseeland ließen die Engländerinnen im letzten Gruppenspiel mit einem 2:0 gegen Japan aufhorchen und vermieden dadurch das Viertelfinalduell mit jenen deutschen Frauen, denen sie vor zwei Jahren im Finale der Europameisterschaft in Helsinki mit 2:6 unterlagen.

"Es wäre super, wenn wir die Deutschen bei dieser WM von der Stange stoßen könnten", sagt Stürmerin Smith, aber dazu müssten sie nun erst Frankreich und dann auch noch Brasilien oder die USA ausschalten. Erst im Endspiel könnten sie auf Deutschland treffen.

"Es war auch so schon ein weiter Weg bis hierhin", sagt Faye White. Sie wird in ihrer Heimat als Entwicklungshelferin des Frauenfußballs berühmt bleiben und ihre krumme Nase nicht als mahnende Erinnerung tragen. "Wenn ich mit dem Fußball aufgehört habe, lasse ich mir die Nase wieder richten", sagt sie. Aber erst dann. Wer weiß schon, was vorher passiert. Womöglich im Viertelfinale gegen Frankreich.

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