Frauen-WM 2011: Célia Okoyino da Mbabi:Endlich mehr als ein Versprechen

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Sie galt lange als Talent, schon vor Jahren sah Bundestrainerin Silvia Neid in ihr bereits die kommende Regisseurin. Es hat etwas länger gedauert, aber bei der Frauen-WM zieht Célia Okoyino da Mbabi im deutschen Mittelfeld jetzt routiniert-raffiniert die Fäden. Und sie übernimmt Verantwortung - auch neben dem Platz.

Claudio Catuogno, Wolfsburg

Célia Okoyino da Mbabi, 23, wird auch weiterhin "die Frau Neid" sagen, wenn sie über die Bundestrainerin spricht. Und nicht "die Silv". Durch die Nationalelf verläuft ja dieser Förmlichkeits-Graben: Wer noch mit Silvia Neid zusammengespielt hat oder zumindest in Neids Co-Trainerinnen-Jahren schon dabei war, darf sie duzen.

Celia Okoyino da Mbabi jubelt nach ihrem Treffer gegen Frakreich - auch abseits des Platzes übernimmt sie Verantwortung. (Foto: Getty Images)

Und weil traditionell eine Menge Spitznamen kursieren in so einem Team, von "Natze" (Nadine Angerer) über "Tussi" (Lira Bajramaj) bis zu "Mel B." (Melanie Behringer), ist Silvia Neid für die Älteren eben auch bei dieser WM: die Silv.

Für Célia Okoyino da Mbabi ist sie nicht die Silv. Dabei kennen sich die beiden auch schon ewig. 2004 coachte Neid die deutschen U-19-Juniorinnen zum WM-Titel, damals waren fünf Spielerinnen dabei, denen Neid bis heute vertraut: Annike Krahn, Simone Laudehr, Melanie Behringer, Lena Goeßling - und Célia Okoyino da Mbabi. Die war damals erst 16, aber Neid sah in ihr bereits die kommende Mittelfeld-Regisseurin. Sie sollte Recht behalten. Es hat nur etwas länger gedauert als erwartet.

Ein Schienbeinbruch, eine Virusinfektion, Pfeiffersches Drüsenfieber, es kam vieles zusammen, was verhinderte, dass Neids Lieblingsspielerin tatsächlich spielte. Bis kurz vor der WM galt sie als ewiges Talent, als Turnier-Stammkraft hatten sie nur wenige auf der Rechnung. Dann kamen die langen Wochen im Trainingslager, die Testspiele, und endlich war Okoyino da Mbabi nicht mehr bloß ein Versprechen.

Sondern auch die nüchternen Fakten sprachen für sie: "Wir stellen ja nach dem Leistungsprinzip auf", sagte Neid nach dem Eröffnungsspiel gegen Kanada in Berlin (2:1), "und gemessen an den Trainingsleistungen mussten wir die Célia einfach bringen." Ihre WM-Bilanz bisher: dreimal in der Startelf, zwei Tore, dazu eine so routiniert-raffinierte Spielgestaltung, als ziehe sie schon seit den alten Silv-Tagen die Fäden im Mittelfeld. Neids Entscheidung für Okoyino da Mbabi war richtig, das kann man schon vor dem Viertelfinale am Samstag gegen Japan (20.45/ZDF) festhalten. Sie hat aber auch einiges durcheinandergewirbelt.

Wie viel, das haben sich die Spielerinnen am Donnerstag im Fernsehen angesehen. Die Pressekonferenz ihrer Kapitänin wurde live ins Hotel übertragen. Birgit Prinz war zweimal früh ausgewechselt worden, und neben der sportlichen Enttäuschung darüber warf sie das Medienecho aus der Bahn, das darauf folgte. Eine Woche lang hatte Prinz erst um Fassung, dann um Worte gerungen.

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Nun berichtete sie eindrücklich über ihre Gespräche mit "der Silv", die dazu führten, dass Prinz sich freiwillig auf die Bank setzte. Die Verteidigerin Linda Bresonik berichtete am Freitag, sie habe "Gänsehaut" bekommen bei diesem Auftritt, er habe das Team und seine Kapitänin noch enger zusammengeschweißt.

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Fußball ist allerdings auch Wettbewerb. Oft hieß es, Prinz habe ihren Stammplatz an Inka Grings verloren, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Sie hat den Platz in der Sturmspitze, wo sie gegen Kanada und Nigeria spielen musste, an Grings verloren - aber die Rolle ganz vorne lag ihr ohnehin nicht. In der Zentrale, wo Prinz sich besser aufgehoben fühlt, spielte von Anfang an: Okoyino da Mbabi. Das vermeintlich ewige Talent vom SC 07 Bad Neuenahr.

Célia Okoyino da Mbabi verfügt auch über das Talent, die Dinge nicht allzu schwer zu nehmen, das ist wohl - neben der Fähigkeit, ein Spiel schnell zu machen - ihre zweite große Stärke. Dieser Druck, von dem immer alle sprechen? Okoyino da Mbabi hat eher das Gefühl, "als hätte ich Ballons unter den Füßen".

Es ist auch diese Leichtigkeit, die ihr jetzt hilft, denn wenn man heißt wie sie, dunkelhäutig ist und seine Sätze gleichzeitig in feinstem Rheinländisch formuliert, bekommt man mehr auf die Schultern gepackt als nur sportliche Verantwortung. Sie ist auch Integrationsbotschafterin des DFB. Mädchen mit Migrationshintergrund sind in den Vereinen nach wie vor unterrepräsentiert. Auch das ist jetzt ihr Thema.

Sie ist in Bonn aufgewachsen, der Vater aus Kamerun, die Mutter Französin. Und als sie kürzlich mal mit Angela Merkel beim Integrationsgipfel im Kanzleramt zusammensaß, fasste sie ihre Geschichte in folgenden Kernsatz: "Ich habe eigentlich alles immer so gemacht, wie meine Freunde."

Sie folgte ihrem Bruder zum Training bei TuS Germania Hersel, fiel auf, wurde zu Lehrgängen berufen, "und dann hat mir jemand gesagt, dass ich einen deutschen Pass brauche, um im Jugendnationalteam zu spielen". Also hat sie sich den "halt besorgt". Dann hat es auch nicht mehr allzu lange gedauert, bis die Frau Neid kam und sie in ihr Herz geschlossen hat.

© SZ vom 09.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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