Célia Okoyino da Mbabi, 23, wird auch weiterhin "die Frau Neid" sagen, wenn sie über die Bundestrainerin spricht. Und nicht "die Silv". Durch die Nationalelf verläuft ja dieser Förmlichkeits-Graben: Wer noch mit Silvia Neid zusammengespielt hat oder zumindest in Neids Co-Trainerinnen-Jahren schon dabei war, darf sie duzen.
Celia Okoyino da Mbabi jubelt nach ihrem Treffer gegen Frakreich - auch abseits des Platzes übernimmt sie Verantwortung.
(Foto: Getty Images)Und weil traditionell eine Menge Spitznamen kursieren in so einem Team, von "Natze" (Nadine Angerer) über "Tussi" (Lira Bajramaj) bis zu "Mel B." (Melanie Behringer), ist Silvia Neid für die Älteren eben auch bei dieser WM: die Silv.
Für Célia Okoyino da Mbabi ist sie nicht die Silv. Dabei kennen sich die beiden auch schon ewig. 2004 coachte Neid die deutschen U-19-Juniorinnen zum WM-Titel, damals waren fünf Spielerinnen dabei, denen Neid bis heute vertraut: Annike Krahn, Simone Laudehr, Melanie Behringer, Lena Goeßling - und Célia Okoyino da Mbabi. Die war damals erst 16, aber Neid sah in ihr bereits die kommende Mittelfeld-Regisseurin. Sie sollte Recht behalten. Es hat nur etwas länger gedauert als erwartet.
Ein Schienbeinbruch, eine Virusinfektion, Pfeiffersches Drüsenfieber, es kam vieles zusammen, was verhinderte, dass Neids Lieblingsspielerin tatsächlich spielte. Bis kurz vor der WM galt sie als ewiges Talent, als Turnier-Stammkraft hatten sie nur wenige auf der Rechnung. Dann kamen die langen Wochen im Trainingslager, die Testspiele, und endlich war Okoyino da Mbabi nicht mehr bloß ein Versprechen.
Sondern auch die nüchternen Fakten sprachen für sie: "Wir stellen ja nach dem Leistungsprinzip auf", sagte Neid nach dem Eröffnungsspiel gegen Kanada in Berlin (2:1), "und gemessen an den Trainingsleistungen mussten wir die Célia einfach bringen." Ihre WM-Bilanz bisher: dreimal in der Startelf, zwei Tore, dazu eine so routiniert-raffinierte Spielgestaltung, als ziehe sie schon seit den alten Silv-Tagen die Fäden im Mittelfeld. Neids Entscheidung für Okoyino da Mbabi war richtig, das kann man schon vor dem Viertelfinale am Samstag gegen Japan (20.45/ZDF) festhalten. Sie hat aber auch einiges durcheinandergewirbelt.
Wie viel, das haben sich die Spielerinnen am Donnerstag im Fernsehen angesehen. Die Pressekonferenz ihrer Kapitänin wurde live ins Hotel übertragen. Birgit Prinz war zweimal früh ausgewechselt worden, und neben der sportlichen Enttäuschung darüber warf sie das Medienecho aus der Bahn, das darauf folgte. Eine Woche lang hatte Prinz erst um Fassung, dann um Worte gerungen.