Frauen-WM 2011: Birgit Prinz:Problemfall Weltfußballerin

Unglücklich, bedient und torlos: Die WM im eigenen Land sollte der schöne Abschied in der beispiellos erfolgreichen Karriere der Birgit Prinz sein. Doch ausgerechnet jetzt will sich die 33-Jährige neu erfinden - und hat es bislang nicht geschafft.

Carsten Eberts, Frankfurt

Immer wieder schwenkte die Kamera auf die deutsche Ersatzbank, zoomte unerbittlich auf Birgit Prinz. Es war die 60. Minute des WM-Vorrundenspiels gegen Nigeria, eigentlich keine Zeit, zu der eine Birgit Prinz auf der Bank sitzt. Dort starrte sie, wütend und bedient. Ihre Kapitänsbinde hatte die 33-Jährige kurz zuvor einfach auf den Rasen geknallt.

Fussball-WM: Deutschland - Nigeria

Allein und hilflos: Birgit Prinz im Spiel gegen Nigeria. 

(Foto: dapd)

Es ist bislang nicht ihre WM, das weiß Prinz selbst genau. Es wird ihre letzte sein, sie hat den Rücktritt aus der Nationalmannschaft längst angekündigt, nach zwei WM-Siegen, fünf EM-Titeln, zwei olympischen Bronzemedaillen und drei Auszeichnungen als Weltfußballerin des Jahres. Die Heim-WM zum Abschluss, hier soll sich der Kreis schließen.

Und ausgerechnet jetzt trifft sie nicht mehr. Prinz hat seit Herbst 2010 in der Nationalmannschaft nicht mehr getroffen, ihre selbstverordnete neue Rolle als Ballverteilerin, die Tore vorbereitet statt sie selbst zu erzielen, scheint im Team noch nicht angekommen. Prinz war stets eine wuchtige, gnadenlose Stürmerin. Ausgerechnet zum Karriereende versucht sie, sich neu zu erfinden. Das hat bei dieser WM noch nicht geklappt.

Schlimmer noch: Keine zwei Minuten nach ihrer Auswechslung gegen Nigeria wurde das deutsche Spiel nicht besser, jedoch erfolgreicher. Inka Grings, für Prinz eingewechselt, brachte den Ball per Hacke aufs Tor, über Alexandra Popp gelangte der Ball zu Simone Laudehr, die mit Wucht zum 1:0-Siegtreffer vollstreckte. Prinz jubelte pflichtbewusst, von der Bank aus. Manche Tage laufen einfach verdammt mies.

Zum mäßigen Spiel ihrer Mannschaft befragt, antwortete Prinz später mit deutlichen Worten. "Ich bin nicht glücklich, wie wir gespielt haben", sagte Prinz: "Wir haben relativ wenig Fußball gespielt und das fand ich ein wenig enttäuschend."

Nicht eine echte Torchance

Doch die Menge der wartenden Journalisten wollte auch wissen, was Prinz von ihrer eigenen Leistung hielt. Zwei schwache deutsche Spiele, dazu eine Kapitänin im Angriff, die noch nicht eine echte Torchance hatte - das wird zwangsläufig zum öffentlichen Thema. Prinz blieb schmallippig: "Glücklich war ich nicht, aber das ist man auch nicht, wenn man nach 50 Minuten ausgewechselt wird." Dann stapfte sie davon.

Ob gewollt oder ungewollt, der Vorwurf an Bundestrainerin Silvia Neid schwang mit. Neid hatte Prinz erneut nicht auf ihrer Lieblingsposition als hängende Spitze aufgestellt, sondern in der zentralen Offensive, sie dazu nicht bereits in der Halbzeit ausgewechselt, sondern acht Minuten danach. Neid erklärte hinterher: "Dass sie wütend ist, verstehe ich. Es ist schließlich für keine Spielerin angenehm, wenn sie ausgewechselt wird."

Auch wollte sich Neid nicht festlegen lassen, wie es mit Prinz in den kommenden Spielen weitergeht. "Das weiß ich nicht. Gesetzt sind bei mir ja die seltensten Spielerinnen." Für die vorerst verletzte Melanie Behringer könnte Célia Okoyino da Mbabi auf links rücken. Eine Alternative für die Sturmspitze ist das eingespielte Duisburger Duo mit Alexandra Popp und Inka Grings.

Allzu groß wollte Neid das Thema trotzdem nicht werden lassen. "Auch andere Spielerinnen hatten nicht ihren besten Tag", sagte sie: "Deshalb müssen wir die Birgit auch mal in Ruhe lassen. Sie hat gearbeitet, wie die anderen auch und war so glücklos, wie die anderen auch." Sturmkonkurrentin Grings betonte: "Birgit weiß selbst, dass sie gerade nicht gut ins Spiel findet. Wir müssen alles daran setzen, dass sie wieder auf die Beine kommt."

Bis zur Partie am Dienstag gegen Frankreich hat Bundestrainerin Neid spielerische Trainingsformen angekündigt - und vor allem Einzelgespräche. Ein etwas längeres dürfte das Gespräch mit Birgit Prinz werden.

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