Eine Woche lang hatte Birgit Prinz geschwiegen, zumindest der Öffentlichkeit gegenüber. Sieben Tage hatte sich die Kapitänin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft zurückgezogen, so weit das eben geht bei einer laufenden Weltmeisterschaft im eigenen Land.
Bemerkenswerter Auftriit: Birgit Prinz spricht auf der Pressekonferenz über ihre Rolle in der Nationalelf.
(Foto: Getty Images)Keine Interviews, keine Fernsehauftritte, selbst nach dem 4:2 gegen Frankreich, das Prinz nur von der Bank aus erlebte, fand sie an den Medien vorbei aus dem Stadion, indem sie die Fifa-Regel beiseite schob, wonach jede Spielerin durch die Mixed Zone zu laufen hat. Sie ging einfach nicht durch, sondern dran vorbei.
Birgit Prinz wollte nicht reden, und sie wollte nicht gefragt werden. Noch nicht. Die 33-Jährige musste nachdenken. Nachdenken über das, was da gerade passierte mit ihr als Sportlerin und mit ihr als Mensch. Und wie sie diesen Geschehnissen begegnet, als Sportlerin, vor allem aber als Mensch.
"Ich habe versucht zu verstehen: Was trifft mich jetzt so arg?", erzählt Prinz jetzt und blickt an diesem Donnerstag vom geschwungenen Pressepodium des deutschen Teams über die gut gefüllten Sitzreihen in der weiß getünchten Turnhalle des VfL Wolfsburg. Sie wollte diesen Termin, diese Gelegenheit, sich zu erklären, und so blickt Prinz ruhig, aber konzentriert durch ihre kleine ovale Brille in die Menge.
Allein die verschränkten Hände verraten in diesem Moment die Anspannung der an Titeln derzeit erfolgreichsten Fußballerin der Welt. Zwei Tage sind es noch bis zum WM-Viertelfinale gegen Japan, und die etwas mehr als 15 Minuten, die nun folgen, sind die stärkste Pressekonferenz, die eine Kapitänin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft je hingelegt hat.
Es ist gerade eine Woche her, da wurde Prinz in Frankfurt im zweiten WM-Vorrundenspiel der Deutschen gegen Nigeria zum zweiten Mal in diesem Turnier ausgewechselt. In der 52. Minute, als Spielführerin und Rekord-Nationalspielerin. Schon im Auftaktspiel gegen Kanada hatte Prinz nach 56 Minuten für Sturmkollegin Inka Grings weichen müssen.
Früh genug also, um zu wissen, dass die Trainerin keinen taktischen Kniff ausprobieren will, sondern schlichtweg mit ihrer Leistung unzufrieden ist. Jeder im Stadion wusste es, und jede im deutschen Team war unzufrieden mit dem eigenen Spiel, Birgit Prinz selbst am meisten, und so stapfte sie sichtbar wütend vom Platz.