Das Wetter im Allgäu war durchwachsen, berichtete Markus Gaugisch, was aber kein großes Problem war, schließlich bereitete der Bundestrainer die deutschen Handballerinnen in Oberstaufen auf die Olympischen Spiele in Paris vornehmlich in der Halle vor. Die Auswahl des Deutschen Handballbunds (DHB) hat sich erstmals seit 16 Jahren wieder für die Spiele qualifiziert, von einer Medaille zu sprechen, wäre trotz der aufsteigenden Form der vergangenen Monate vermessen. Es gibt beim DHB aber eine Sparte, da sähe dies ganz anders aus: im Beachhandball. Dort sind die deutschen Frauen das Maß aller Dinge.
Gerade hat die Auswahl von Bundestrainer Alexander Novakovic ihren Weltmeistertitel verteidigt und das Finale im chinesischen Pingtan, einer Insel an der Südostküste Chinas, gegen Argentinien mit 2:0 Sätzen gewonnen. Es werden jeweils zwei Halbzeiten gespielt, gewinnt jeweils eine Mannschaft einen Satz, geht es direkt ins Shootout. Das aber war für die deutsche Mannschaft nicht notwendig, denn Argentinien wurde mit 24:16 und 21:18 klar geschlagen.
Wie groß die Dominanz der deutschen Frauen im Beachhandball ist, beweist nicht nur die Titelverteidigung nach dem Triumph vor zwei Jahren auf Kreta. Auch bei den beiden vergangenen Europameisterschaften (2021 und 2023) haben die DHB-Frauen jeweils triumphiert.
In China war das Wetter im Übrigen ungleich besser als im Allgäu, die Spielerinnen um Kapitänin Kirsten Walter, die wie Novakovic vom TSV Ismaning kommt und zu starken bayerischen Fraktion zählt, mussten nicht nur Temperaturen jenseits der 30-Grad-Celsius-Marke trotzen, sondern auch einer kurzen Vorbereitung sowie einiger Verletzungsprobleme. „Wir sind völlig losgelöst, man findet keine Worte“, erklärte Trainer Novakovic auf der DHB-Homepage: „Was die letzten Jahre passiert ist, kann man einfach nicht beschreiben, ich habe großen Respekt vor dieser willensstarken Mannschaft und bin einfach überglücklich.“
Beachvolleyball war 1992 in Barcelona Demonstrationssport – damit begann der rasante Aufstieg der Variante
Komplettiert wurde der Erfolg durch das Männerteam, das Bronze nach einem nervenaufreibenden Duell gegen Portugal zwar knapp mit 24:25 und 18:19 verlor, als Vierter dennoch zur Weltelite zählt – bei der EM im Vorjahr hatten die Beacher noch Silber gewonnen. Die Kollegen von der Hallenabteilung warten seit dem Titelgewinn 2016 auf Edelmetall, immerhin holte Deutschland bei den Olympischen Spielen 2016 Bronze, davon wiederum sind die deutschen Beachhandballer weit entfernt, denn die Sand-Variante ist bei Olympischen Spielen nicht im Programm.
Aber es gibt es einen Silberstreif am olympischen Horizont: Zwar wurde 2020 der Antrag auf Aufnahme vom IOC noch abgelehnt, nun aber kann sich die rasante Sandvariante in einem sogenannten Showcase, der vom 27. bis zum 29. Juli im Pariser Vorort Créteil stattfindet, auf der großen Bühne vorstellen. Jeweils 32 Handballerinnen und Handballer aus 18 Nationen werden in den drei Tagen ihren Sport präsentieren – und zwar länderübergreifend in je drei internationalen Männer- und Frauen-All-Star-Teams. Zudem nehmen die beiden französischen Nationalteams teil. Für Deutschland sind Bundestrainer Alexander Novakovic, als einer der sechs Trainer der Auswahlteams, sowie die Nationalspielerinnen Lucie-Marie Kretzschmar, die Tochter von Handball-Idol Stefan Kretzschmar, und Isabel Kattner dabei. Bei den Männern wird der DHB von Moritz Ebert und Severin Henrich vertreten.
Nicht nur DHB-Präsident Andreas Michelmann erhofft sich den nächsten Schub für den Beachhandball: „Das ist ein starkes Signal für die steigende Bedeutung des Beachhandballs und ein weiterer wichtiger Zwischenschritt dafür, dass Beachhandball perspektivisch in das olympische Programm aufgenommen wird“. Als Vorbild könnte Beachvolleyball dienen, das 1992 Demonstrationssportart in Barcelona war. Damit begann der steile Aufstieg der Sandvariante, vier Jahre später war Beachvolleyball olympisch und ist seither fest im Programm verankert.