Handball:Eine beispiellose Dominanz im deutschen Sport

Handball: In Bietigheim wissen die Handballerinnen, wie man eine deutsche Meisterschaft feiert.

In Bietigheim wissen die Handballerinnen, wie man eine deutsche Meisterschaft feiert.

(Foto: Marco Wolf/Imago)

55. Bundesliga-Siege in Serie, zwei Jahre ohne Niederlage: Die Bietigheimer Handballerinnen sind wieder deutscher Meister, verlieren aber Trainer Markus Gaugisch. Bleibt noch ein großes Ziel: der Gewinn der Champions League.

Von Ulrich Hartmann

Ein dreistöckiger Servierwagen war akkurat vorbereitet: zuoberst zwei Kartons Sekt, in der Mitte zwei Kästen Bier, unten mehrere Dosen mit Mischgetränken. In der Sporthalle am Viadukt im schwäbischen Bietigheim-Bissingen war die Schlusssirene noch nicht verklungen, da wurde der für die individuellen Bedürfnisse der Spielerinnen zusammengestellte Servierwagen bereits aufs Feld geschoben. Sekunden später spritzte der Schaumwein durch die Halle.

Dieser vierte deutsche Meistertitel kam kein bisschen überraschend für die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim; der ganzen Liga war klar, dass sie ihren Titel aus der vergangenen Saison verteidigen werden. Die Bietigheimer Dominanz in der Handball-Bundesliga der Frauen hat eine Dimension erreicht, die in der deutschen Sportlandschaft beispiellos ist.

Drei Spieltage vor Saisonschluss haben sie mit einem 34:21-Sieg gegen die HSG Bensheim/Auerbach ihre Bilanz auf 46:0 Punkte ausgebaut, nachdem sie bereits in der vergangenen Saison mit 52:0 Punkten Meister geworden waren. Der Erfolg am Samstag war der 55. Bundesliga-Sieg in Serie für die Bietigheimerinnen. Ihre bislang letzte Niederlage in der Bundesliga datiert vom 31. März 2021, als sie beim damaligen Meister Borussia Dortmund verloren.

An der Spitze einer hochkarätigen Mannschaft mit den deutschen Nationalspielerinnen Julia Maidhof, Xenia Smits, Jenny Behrend und Antje Döll, den niederländischen Nationalspielerinnen Kelly Dulfer und Inger Smits sowie internationalen Stars wie den Däninnen Trine Östergaard und Annika Meyer, der Spanierin Kaba Gassama sowie den Polinnen Karolina Kudlacz-Gloc und Melinda Szikora ist der Trainer Markus Gaugisch der Architekt des Erfolgs. Für den 49 Jahre alten Schwaben endet in Bietigheim eine dreijährige Erfolgsära. Bereits seit einem Jahr Klub- und deutscher Nationaltrainer in Doppelfunktion, fokussiert er sich fortan auf die Position des Bundestrainers.

"Die Mädels haben es toll gemacht über all die Jahre", brüllte Gaugisch am Samstag mit sektnassem Schopf in ein Mikrofon, während die extrovertierten Fans buchstäblich auf die Pauke hauten: "Ich kann einen Haken dran machen, ich habe die Zeit sehr genossen, und insofern ist es okay, dass es jetzt zu Ende ist."

Gaugischs Nachfolger wird der Däne Jakob Vestergaard, 48, der 2015 auch mal für ein Jahr deutscher Bundestrainer war. Während in Julia Maidhof (Ramnicu Valcea/Rumänien), Kim Naidzinavicius (Bensheim), Trine Östergaard (Bukarest) und Kerstin Kündig (Thüringer HC) vier Abgänge bereits feststehen, verstärkt sich der Klub mit den Nationalspielerinnen Klara Birtic (Kroatien), Dorottya Faluvegi (Ungarn) sowie Isabelle Andersson und Sofia Hvenfelt (beide Schweden). Damit erscheint nicht nur eine weitere Saison in der Bundesliga ohne Niederlage möglich, sondern auch die K.-o.-Phase in der Champions League, die die Bietigheimerinnen in dieser Saison verpasst hatten.

Unter Gaugisch gewann man drei Mal den nationalen Pokal, zwei Mal den Meistertitel und im vergangenen Jahr die European League. Der Champions-League-Triumph ist der letzte noch unerfüllte Traum.

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