Frauen-Fußballnationalmannschaft:Mitspielerin gesucht

Gegen Italien hoffen die DFB-Fußballerinnen auf Birgit Prinz. Die Stürmerin hat ihre Verletzung auskuriert und könnte nun zur erfolgreichsten Schützin überhaupt werden.

Von Kathrin Steinbichler

Der Rasen vor dem Preston Mariott im britischen Lancashire ist akkurat gestutzt und gepflegt, drinnen im Vier-Sterne-Hotel herrscht die gedämpfte Atmosphäre englischer Landsitze. Ruhe genug also, um das mäßige Auftaktspiel der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft bei der Frauenfußball-EM einzuordnen.

Frauen-Fußballnationalmannschaft: "Ich brauche Typen, die nicht zurückziehen, nicht wehleidig sind, nach hinten arbeiten und Biss haben. Und ich bin mir sicher, dass die Spielerinnen das zeigen werden."

"Ich brauche Typen, die nicht zurückziehen, nicht wehleidig sind, nach hinten arbeiten und Biss haben. Und ich bin mir sicher, dass die Spielerinnen das zeigen werden."

(Foto: Foto: ddp)

"Wir haben den Norwegerinnen zu viel Raum gelassen und sind selbst schlecht ins Spiel gekommen", sagt Bundestrainerin Tina Theune-Meyer zum 1:0 des Titelverteidigers im ersten Gruppenspiel gegen Norwegen. Aber "wir haben nicht schlecht gespielt, sondern uns falsch verhalten", findet sie, "wir haben zu wenig zusammengespielt". "Jede von uns hat nur für sich gekämpft", kritisierte auch Spielmacherin Renate Lingor, "da ist spielerisch zu wenig gelaufen."

Während die deutsche Nationalmannschaft noch nach ihrem Zusammenspiel sucht, haben die englischen Medien bereits den Carney-val ausgerufen.

Karen Carney, 17-jährige Stürmerin im englischen Nationalteam, hat mit ihrem Siegtreffer zum 3:2 gegen Finnland in der Nachspielzeit für Euphorie gesorgt. Knapp 30.000 Zuschauer bejubelten das späte Tor, nach dem England nun vom ersten Titel träumt.

Seitenweise analysiert die englische Presse nun die Mannschaft von Nationaltrainerin Hope Powell, selbst die Ehemänner der Spielerinnen wurden bereits ausführlich vorgestellt.

Theune-Meyer sieht das wachsende Selbstbewusstsein von Gegnern wie England und Frankreich (3:1-Erfolg gegen Italien) gelassen: "Die haben gute Nachwuchsarbeit geleistet und fühlen sich jetzt in ihrer Arbeit bestätigt", sagt die 51-Jährige, aber "ich mache mir keine Sorgen, dass wir da nicht dagegen halten können".

Für das zweite Gruppenspiel heute Abend gegen Italien (18.15 Uhr MEZ, Eurosport) steht zudem wieder Stürmerin Birgit Prinz zur Verfügung. Die Muskelzerrung im rechten Oberschenkel der Weltfußballerin ist auskuriert.

"Im Training war Birgit schon wieder voll dabei", sagt Theune-Meyer, "sie ist heiß auf die Spiele." Prinz, 27, zweimalige Weltfußballerin und wuchtiges Element in der Offensive der Deutschen, "hat uns schon gefehlt", meinte denn auch Stürmerin Conny Pohlers, die gegen Norwegen zum Sieg traf.

Sollte Prinz heute gegen Italien ihr 84. Länderspieltor erzielen, überholte sie Sturmlegende Heidi Mohr und würde im gesamten DFB (inklusive der Männerlisten) endgültig zur erfolgreichsten Schützin überhaupt aufsteigen.

"Doch an Statistiken bin ich nicht interessiert", sagt Prinz gelassen. Auch Tina Theune-Meyer denkt weniger an Einzelne, sondern an die gesamte Mannschaft: "Ich brauche Typen, die nicht zurückziehen, nicht wehleidig sind, nach hinten arbeiten und Biss haben. Und ich bin mir sicher, dass die Spielerinnen das zeigen werden."

Klingt nach dem, was die Engländer an ihrer Mannschaft so mögen. In Preston ist ja der "Carney-val" eingezogen.

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