Frauen-Einzel:Swiatek im Finale der French Open

Frauen-Einzel: Überraschung in Paris: Iga Swiatek, Nr. 54 der Welt, spielt sich als Ungesetzte – und als erste Polin seit 1939 – ins Finale der French Open.

Überraschung in Paris: Iga Swiatek, Nr. 54 der Welt, spielt sich als Ungesetzte – und als erste Polin seit 1939 – ins Finale der French Open.

(Foto: Christophe Ena/AP)

Die erst 19 Jahre alte Polin Iga Swiatek hat den Höhenflug der Argentinierin Nadia Podoroska gestoppt - und ist damit erst die zweite Polin nach Jadwiga Jedrzejowska 1939 im Finale von Paris.

Von Gerald Kleffmann, Paris/München

Als sich Iga Swiatek um 17.18 Uhr im "Press Room Chatrier 1" niederließ und anfing, die ersten Fragen zu beantworten, klang ihre Stimme immer noch zittrig. Verständlich. Erst 19 Jahre alt ist die Polin, sie wird in der Weltrangliste bislang auf Platz 54 geführt, mitnichten zählte sie zu den Mitfavoritinnen, auch wenn ihr Talent längst sichtbar geworden war. Bei den Australian Open im Januar hatte sie das Achtelfinale erreicht. Aber nun saß sie vor einem großen Monitor, der unterteilt war in viele kleine Monitore. Per Video-Pressekonferenz sollte Swiatek Journalisten in aller Welt kundtun, wie sie das geschafft hatte, diese Überraschung: Sie steht ja nun nach einem klaren 6:2, 6:1-Sieg gegen die Qualifikantin Nadia Podoroska aus Argentinien im Finale von Roland Garros.

"Es fühlt sich unwirklich an", gab Swiatek als Erstes zu, und "verrückt", sie sei überwältigt von diesem Moment, der eine sporthistorische Größe besitzt. Die bisher einzige Polin im Endspiel der French Open war Jadwiga Jedrzejowska, die 1939 gegen die Französin Simonne Mathieu verlor.

Swiatek, die aus einer Sportfamilie stammt (ihr Vater war Olympia-Ruderer 1988), hat sich mit sechs blitzschnellen Siegen dank ihrer aggressiven Spielart genau so weit vorgekämpft. In keinem Match gab sie mehr als fünf Spiele ab, die Topgesetzte Rumänin Simona Halep fertigte sie 6:1, 6:2 ab. Sich selbst beschrieb Swiatek als "hungrig nach Wissen", so arbeite sie mit einer Sportpsychologin zusammen, was sich in Paris auszahlt. Schon als sie das Halbfinale erreicht und ihr halb Polen inklusive Bayern-Fußballer Robert Lewandowski gratuliert hatte, blendete sie die sie umgebende Euphorie aus. Swiatek zieht die Kappe dann gerne weit ins Gesicht und stellt sich vor, sie bestreite ein Erstrundenmatch.

Am Samstagnachmittag ab 15 Uhr (live in Eurosport) dürfte es ihr schwerer fallen, die Bühne kleiner zu machen, als sie ist. Sie wusste auch, dass ihre Gegnerin eine "viel erfahrenere" sein wird. Es ist die aktuelle Australian-Open-Siegerin Sofia Kenin. Die Amerikanerin setzte sich mit 6:4, 7:5 gegen die zweimalige Wimbledon-Gewinnerin Petra Kvitova durch.

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