Frauen des FC Bayern:Schwierige Einladung

FC Bayern München  - SGS Essen

Im Reisestress: Melanie Leupolz, Melanie Behringer und Lena Lotzen (v. li.) sind zur Nationalelf eingeladen - und zur Titelfeier auf dem Balkon.

(Foto: Stefan Matzke/sampics)

Die Balkonfeier mit den Männern ist für die Bayern-Frauen fast so kompliziert wie die Kaderplanung.

Von Kathrin Steinbichler

Karin Danner war am Montag schon wieder schwer beschäftigt. Gegen zwei Uhr nachts hatte die Frauenfußball-Managerin des FC Bayern die Meisterfeier im Grünwalder Stadion verlassen. Dort, in der Gaststätte unter der Haupttribüne am Giesinger Berg, "hatten wir schon vorher geplant, die Saison ausklingen zu lassen. Dass es dann eine Titelparty geworden ist, ist schon der Hammer", sagt Danner nach dem Tag, der dem FC Bayern im bisher wohl spannendsten Frauen-Bundesligafinale die zweite Meisterschaft nach 1976 beschert hat. Nach wenigen Stunden Schlaf machte Danner sich dann am Montagmorgen wieder auf in ihr Büro an der Säbener Straße, "wir haben jetzt gescheit was zu tun", sagt sie. Die Zukunft der Mannschaft will ordentlich geplant werden.

Am zeitlich dringlichsten waren dabei die möglichst argumentationssicheren Schreiben, die plötzlich an die internationalen Fußball-Verbände rausmussten. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran Lösungen zu finden, um unseren Spielerinnen die Meisterfeier und den Balkon zu ermöglichen", sagt Danner, "das Problem ist nur: Die meisten sind dann eigentlich schon bei ihren Nationalteams. Aber uns wurde vom Verein gesagt: ,Setzt alles daran, dass die herkommen!' Also bemühen wir uns jetzt, dass die Spielerinnen für die Feier von ihren Nationalteams frei bekommen und anreisen können."

"Wir werden sie unterstützen", sagt Vorstandschef Rummenigge

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge war am Sonntag direkt nach dem 2:0 gegen Essen von der Tribüne zur Mannschaft gegangen, um zu gratulieren und auch zwei Einladung auszusprechen: Eine für die jetzt gemeinsame öffentliche Titelfeier der Frauen und Männer auf dem Münchner Rathausbalkon am Sonntag, den 24. Mai; und eine für die ebenfalls erstmalige gemeinsame Titelfeier der Meister-Männer und Meister-Frauen am Abend zuvor, am Samstag, den 23. Mai.

"Das ist etwas Historisches", schwärmte Rummenigge, "Männlein und Weiblein deutscher Meister. Die haben kein Spiel verloren, sie haben es großartig gemacht." Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach war sich der Besonderheit der Situation bewusst: "Dass der deutsche Meister bei den Männern und Frauen aus einer Stadt kommt, ist ein absolutes Novum." Allerdings erschwert die anstehende Frauenfußball-Weltmeisterschaft die Partyplanungen. Denn schon am kommenden Montag, den 18. Mai, werden die Nationalspielerinnen bei ihren Nationalteams erwartet. Und wer Bundestrainerin Silvia Neid und ihre Ambitionen fürs Turnier in Kanada kennt, kann sich vorstellen, wie schwer es wird, die deutschen Spielerinnen für den Balkon loszueisen.

Ab 18. Mai erwartet die Bundestrainerin die Spielerinnen des erweiterten WM-Kaders zum zehntägigen Abschlusslehrgang in Feusisberg in der Schweiz, darunter die Münchnerinnen Melanie Behringer, Melanie Leupolz, Leonie Maier und auch Lena Lotzen, die damit gut zehn Monate nach ihrem Kreuzband wie erhofft die Chance bekommt, eines der 20 WM-Tickets zu ergattern. Dort treffen sie auf Nationalspielerin Sara Däbritz, deren Wechsel vom SC Freiburg zum FC Bayern bereits verabredet ist.

Einige Kilometer entfernt sammeln sich zur selben Zeit Bayerns Schweizer Nationalspielerinnen Caroline Abbé und Vanessa Bürki, die ihr Land erstmals bei einer WM vertreten werden. Anders als die beiden hat Mana Iwabuchi allerdings schon räumlich keine Chance auf eine kurzfristige Anreise zur Meisterfeier: Sie wird am 18. Mai zur WM-Vorbereitung des Titelverteidigers in Japan erwartet, wo sie ein letztes Testspiel gegen Italien und damit gegen die Münchner Klubkolleginnen Raffaella Manieri und Katja Schroffenegger absolvieren wird. Bayerns Nora Holstad wiederum bereitet sich zum selben Zeitpunkt mit Norwegen in der Heimat und mit einem Testspiel in Belgien auf die WM vor.

So kurzfristig die Balkonfeier zu organisieren ist, so langfristig denkt Danner bei der Kaderplanung. "Wir werden sie unterstützen", hatte Rummenigge am Sonntag mit Blick auf die anstehende Dreifachbelastung der Frauen angekündigt, doch Danner wiegelt ab: "Es ist nicht so, dass wir jetzt plötzlich über Geld sprechen, nur weil wir Meister sind. Wir haben schon vergangenen Sommer den Umbau gestartet, und wir schauen auch jetzt, wie wir die Mannschaft weiter verstärken und entwickeln können. Bis Ende August haben wir Zeit." Ziel sei es, "nächste Saison einen Kader zu haben, der in allen drei Wettbewerben konkurrenzfähig ist. Wir wissen, dass wir unseren Kader jetzt wohl breiter aufstellen müssen. Sollte dabei für die eine oder andere Verstärkung Geld nötig sein, werden wir darüber im Verein bestimmt reden können." Vielleicht ja schon bei der gemeinsamen Feier.

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