Frauen-Bundesliga:Mühelos durch die Hölle

06.09.2020, xemx, Fussball 1.Bundesliga Damen, FC Bayern Muenchen - SC Sand emspor, v.l. Viviane Asseyi (FC Bayern Muenc

Tor nach 80 Sekunden: Vivianne Asseyi brachte den FC Bayern in Führung.

(Foto: Jan Huebner/imago)

Die Fußballerinnen des FC Bayern starten mit einem 6:0 in die neue Saison - gleich vier Zugänge treffen gegen Sand.

Von Anna Dreher

Die Spielerin des FC Bayern, die zu denjenigen gehört, die am meisten Energie auf den Platz bringen, lief ganz langsam und vorsichtig an der Seite entlang. Jovana "Brovi" Damnjanovic stützte sich auf Krücken, behutsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, das rechte Bein in einer großen Schiene. Im Champions-League-Viertelfinale gegen Lyon hatte sie sich das vordere rechte Kreuzband gerissen. Monatelang werden die Münchnerinnen ohne ihre erfolgreichste Angreiferin der vergangenen Saison auskommen müssen. Und wie schwer den Klub dieser Ausfall getroffen hat, zeigte sich auch darin, dass die anderen Spielerinnen beim Warmmachen vor dem Auftakt der Fußball-Bundesliga am Sonntag über ihren Trikots rote T-Shirts mit der Aufschrift "Team Brovi" trugen.

Als sie diese ausgezogen hatten und die Partie gegen den SC Sand begonnen hatte, zeigte sich aber auch, dass es dem FC Bayern gut gelingen dürfte, den Ausfall von Damnjanovic zu kompensieren. Zumindest beim 6:0 (2:0) gegen den Tabellenachten der vergangenen Runde gelang das problemlos. "Wir werden ihnen die Hölle geben", rief Diane Caldwell, irische Kapitänin des SC Sand, ihren Mitspielerinnen im Kreis noch stimmgewaltig zu. "Von der ersten bis zur letzten Minute!" Aber stattdessen bekamen die Fußballerinnen aus dem baden-württembergischen Ortenaukreis recht zügig einen Dämpfer ab.

Lina Magull trat zum Freistoß an, sie schoss den Ball präzise zu Viviane Asseyi. Und die 26-jährige französische Nationalspielerin köpfte wuchtig von rechts zur Führung ins linke Eck ein, nach gerade einmal 80 Sekunden. Es war das erste Bundesligator für Asseyi und der ideale Start für den FC Bayern in eine Saison an deren Ende der Gewinn der Meisterschaft stehen soll. Sands Torhüterin Jacintha Weimar bekam früh die Bestätigung, dass dieses Wiedersehen mit ihrem früheren Verein ein arbeitsreiches werden würde. Den nächsten Versuch durch Sydney Lohmann konnte sie abwehren. Dann aber, nach einer Ecke von Magull, kam Lohmann in der neunten Minute erneut an den Ball, dieses Mal mit dem Kopf - und war erfolgreich.

Die Gäste wählten nach den ersten beiden Toren jeweils eine durchaus kuriose Anstoßvariante, bei der sie gar nicht erst versuchten, sich spielerisch dem Strafraum der Bayern zu nähern. Ein langer Ball ins linke Seitenaus war das Mittel der Wahl, um dann nach einem Einwurf der Bayern vielleicht mehr Glück beim Vorstoß zu haben. Aber der Plan ging nicht auf, und auch sonst tat sich Sand schwer beim Debüt der Schweizerin Nora Häuptle - in dieser Saison die einzige Trainerin in der Bundesliga - den Bayern gefährlich zu werden. Die beste Chance ergab sich in der 14. Minute, als Danielle Tolmais der Abwehr den Ball abluchste, Dina Blagojevic fehlte beim Kopfball jedoch der Mut. Danach war der tief stehende SC meist vor allem mit dem Verteidigen beschäftigt und konnte Ballgewinne bei den seltenen Fehlern der Münchnerinnen nicht nutzen.

Der FC Bayern ließ nach dem 2:0 nach, hatte aber weiterhin deutlich mehr Ballbesitz und drängte den SC Sand nach der Pause wieder konsequent in dessen Hälfte. Wobei Sand zwischendurch durchaus Offensivdrang zeigte, nur entstanden daraus nie wirkliche Chancen. Die Partie bestimmten die Münchnerinnen. "Wir haben unser Ziel erreicht, die Vorgabe heute war kein Gegentor. Unser Gegenpressing war überragend gut, jede hat sich voll eingebracht", sagte Bayerns Trainer Jens Scheuer. "Man hat gemerkt, die Mannschaft will unbedingt noch mehr. Das macht mich glücklich."

In der 55. Minute schoss Marina Hegering - nach einer Ecke von Magull - aus dem Gewühl heraus das 3:0, auch für sie war dieses ihr erstes Tor für den FC Bayern. Nach einer Stunde kam Sarah Zadrazil für Lohmann rein, Simone Laudehr für Giulia Gwinn. Und kaum hatten sie sich auf dem Platz orientiert, erhöhte Verteidigerin Kristin Demann auf 4:0 (74.), nach einer Ecke von? Richtig! Vier Tore nach Standards, vier Vorlagen von Magull - die Kapitänin des FC Bayern erwies sich am Sonntag als Chancenkreateurin erster Güte. Zadrazil trug sich mit einem kraftvollen Schuss aus 22 Metern ebenfalls in die Liste der Premierentorschützinnen ein (82.), wie kurz darauf Lea Schüller, die mit einem Kopfball zum 6:0-Endstand traf (87.).

Damit ergatterte der FC Bayern die Tabellenführung vor Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg. Und beendete den ersten Spieltag mit der Erkenntnis, dass die Tore zumindest zu Beginn dieser Saison vielleicht einfach auf noch mehr Spielerinnen verteilt werden.

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