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FC Bayern vs. VfL Wolfsburg:Die Köpfe gehen schlagartig nach unten

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Die Fußballerinnen des FC Bayern bleiben mit dem 1:1 im Spitzenspiel gegen Wolfsburg auf Meisterschaftskurs - sind aber trotzdem nur bedingt zufrieden.

Von Frank Hellmann, Wolfsburg/Frankfurt

Meisterschaften sollen bitteschön auch bei den Frauen des FC Bayern bald zur Selbstverständlichkeit gehören. Wie sehr dieser von oberster Führungsebene wiederholt formulierte Anspruch von den FCB-Fußballerinnen beherzigt wird, zeigte die Körpersprache nach dem 1:1-Remis im umkämpften Bundesliga-Spitzenspiel am Sonntag beim VfL Wolfsburg. Schlagartig gingen mit Schlusspfiff die Köpfe nach unten. VfL-Torjägerin Ewa Pajor hatte für den Doublesieger aus der Autostadt noch den Ausgleich geköpfelt (81.), nachdem Sydney Lohmann den Tabellenführer in Führung gebracht hatte (34.). Die Vorentscheidung in der Frauen-Bundesliga ist damit vertagt. Die Münchnerinnen gehen aber weiterhin mit zwei Punkten Vorsprung und der deutlichen besseren Tordifferenz auf die Zielgerade, um nach 1976, 2015 und 2016 das vierte Mal die Meisterschaft zu gewinnen.

Im Gegensatz zu dem seit Jahren eintönigen Titelkampf der Männer bleibt es bei den Frauen ausgesprochen spannend. Trainer Jens Scheuer hatte daher mit der Punkteteilung schneller seinen Frieden gemacht als seine Spielerinnen: "Wir haben die richtige Mentalität gezeigt, in den Zweikämpfen dagegengehalten und uns nicht einschüchtern lassen." Nach dem Aus im DFB-Pokal in Wolfsburg (0:2) und in der Champions League gegen Chelsea (2:1, 1:4) soll zumindest die dritte Option den Münchnerinnen nicht entgleiten.

Der FC Bayern tritt noch bei Bayer Leverkusen (23. Mai) und gegen Eintracht Frankfurt (6. Juni) an, um die kürzlich von Präsident Herbert Hainer erneuerte Vorgabe für die lange vernachlässigte Frauen-Abteilung zu erfüllen: "Es ist unser Anspruch, auch mit unseren Fußballerinnen internationale Spitze und in Deutschland die Nummer eins zu sein." Wolfsburg spielt noch in Frankfurt und gegen Werder Bremen - und zwischendrin das DFB-Pokalfinale gegen die Eintracht (30. Mai). Gut möglich, dass sich die beiden Topvereine die nationalen Trophäen aufteilen, nachdem zuletzt vier Mal in Folge das Double nach Wolfsburg ging.

Almuth Schult ist beim Führungstreffer in ihrem zweiten Saisonspiel

"Das Unentschieden ist völlig gerecht. Es war kein fußballerischer Leckerbissen, aber es waren viele Emotionen drin", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg als Augenzeugin im AOK-Stadion. Die mit deutschen Nationalspielerinnen gespickten Mannschaften lieferten tatsächlich eine nur kämpferisch anspruchsvolle Partie. Nach einem verbissenen Zweikampf zwischen Sara Doorsoun (Wolfsburg) und Klara Bühl (Bayern) bekamen die Münchnerinnen einen Freistoß zugesprochen: Lina Magull hob den Ball Richtung Torraum, den abgewehrten Ball verwertete Sydney Lohmann (34.).

Die für die am Finger verletzte Katarzyna Kiedrzynek eingesetzte Torhüterin Almuth Schult war bei dem von Lena Oberdorf abgefälschten Schuss machtlos - und hinterher arg unzufrieden. "Wir hatten uns heute vorgenommen, uns an den ersten Tabellenplatz zu setzen. Das haben wir leider nicht geschafft, von daher sind wir alle ein bisschen frustriert", sagte Schult. "Jetzt müssen wir hoffen, dass Bayern noch einmal patzt." Die 30-Jährige bestritt nach Baby- und Verletzungspause und der vorübergehenden Degradierung zur dritten Torfrau erst ihr zweites Bundesligaspiel in dieser Saison.

Eine ihrer Konkurrentinnen im Nationalteam, Laura Benkarth, wurde kaum geprüft: Die von den Bayern bereits im ersten Champions-League-Halbfinale erprobte Fünferkette erwies sich als das richtige Mittel, um die Wolfsburger Angriffswucht auszubremsen. Erst nach einem Eckstoß und Kopfballvorlage von Dominique Janssen war Ewa Pajor erfolgreich. Zuvor hatte Münchens fleißige Angreiferin Lineth Beerensteyn bei einem Lattenschuss das mögliche 2:0 vergeben (78.), was die erste Enttäuschung ihres Teams erklärte.

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