Franz Semper:Ein neuer Name

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Schaut her, hier bin ich: Franz Semper stellt sich dem WM-Publikum vor. (Foto: John Macdougall/AFP)

Das Publikum fremdelte nur kurz mit seinem Namen. Doch ob der Jüngste im Team weitere Einsätze bei der WM bekommt, ist fraglich. Zu stark scheint die Konkurrenz.

Von Saskia Aleythe

Mit seinem Namen hatte das Publikum noch Probleme. Es lief die dritte Minute der Partie gegen Serbien, da machte Franz Semper das erste Tor für die deutschen Handballer und als der Hallensprecher die Zuschauer in Berlin dazu animieren wollte, den Nachnamen des Torschützen zu rufen, war der Lautstärkepegel erst einmal recht gering. Der Name Semper hatte bisher ja auch noch keine große Rolle gespielt, insgesamt 15 Minuten war er zuvor erst zum Einsatz gekommen - der 21-Jährige muss sich die Bekanntheit noch erspielen. Wenn er die Gelegenheit dazu bekommt.

Auf der Tribüne schauten Steffen Weinhold und Kai Häfner dem Treiben zu, sie alle sind ja vorgesehen für diese Position im rechten Rückraum: Semper, Weinhold, Häfner und Fabian Wiede, der seinen Job dort bisher am besten erfüllt. Doch wer kann ihn ersetzen, sollte Wiede mal einen schlechten Tag erwischen oder sich verletzen? Weinhold zog sich im Spiel gegen Frankreich eine muskuläre Verletzung zu und stand gegen Serbien nicht im Kader. Vier, fünf Tage könnte er ausfallen, die medizinische Abteilung will sich angucken, ob das wieder was wird mit ihm oder nicht. Sicherheitshalber ist deshalb Kai Häfner am Mittwoch schon mal zur Mannschaft gestoßen, er müsste noch offiziell nachnominiert werden und für einen anderen Spieler ins Team stoßen. Der Wechsel könnte auch Franz Semper treffen.

Semper beginnt nervös, trifft dann aber sogar auf ungewohnter Position

Der Mann vom SC DHfK Leipzig ist der Jüngste im Team, er erlebt gerade sein erstes großes Turnier und musste zuletzt zuschauen, wie sich Wiede und Weinhold den Applaus des Publikums abholten, auch weil ihn nach der ersten Partie Fieber und Schüttelfrost außer Gefecht setzten. "Sicherlich spielen Steffen und Fabi eine Wahnsinns-WM auf halbrechts", hatte Semper noch am Mittwoch in aller Euphorie über den bisherigen WM-Verlauf der deutschen Mannschaft gesagt. "Wenn wir so die WM gewinnen, muss ich auch gar nicht spielen." Aber natürlich ist er dann doch nicht nur zum Zuschauen dabei. Gegen Serbien bekam er wieder die Chance, sich zu beweisen. Sein erster Wurf rauschte gleich mal in die Abwehrarme des Gegners, auch Fehlpässe unterliefen ihm, die Nervosität war ihm zu Beginn schon anzumerken.

In der zweiten Halbzeit tauchte Semper dann auf ungewohnter Stelle wieder auf: Bundestrainer Christian Prokop, der gerne mal mit Positionen experimentiert, schickte ihn in Überzahl auf Rechtsaußen, es ist ja die einzige Position, die mit Patrick Groetzki nur einfach besetzt ist. "Ich bin da, wenn der Trainer mich braucht", hatte Semper angekündigt und mit dem Fleck im Eck dann auch keine Probleme: In der 34. Minute lief er ein wie ein gelernter Außenspieler und verwandelte sicher. Diesmal ging ein deutlich hörbares "Semper" durch die Halle, er lächelte und tauschte Blicke mit Prokop aus. Einziges Problem: Die Fragezeichen auf der rechten Rückraumposition sind auch nach diesem Spiel nicht verschwunden.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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