Franz Beckenbauer:Der private Kaiser

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Das Recht auf Rente: Der 65-jährige Franz Beckenbauer gibt seinen Posten im Exekutivkomitee des Weltfußballverbandes Fifa auf. Er will mehr Zeit für die Familie haben.

Der "Kaiser" zieht sich ins Privatleben zurück. Franz Beckenbauer hat vier Monate vor dem Ende seiner Amtszeit im Fifa-Exekutivkomitee den Rückzug aus dem höchsten Gremium des Fußball-Weltverbandes angekündigt. Beckenbauer wünsche sich mehr Zeit für seine Familie und wolle vor allem nicht mehr so viel reisen. "Ich werde meine Aufgaben national und international drastisch reduzieren", hatte Beckenbauer schon kurz vor seinem 65. Geburtstag am 11. September gesagt.

Schon seit einem Jahr ist er nicht mehr Präsident des FC Bayern, jetzt gibt er auch den nächsten Funktionärsposten auf. Franz Beckenbauer zieht sich aus dem Fifa-Exekutivkomitee zurück. (Foto: dpa)

"Ich hatte und habe eine gute Zeit mit meinen Kollegen im Fifa-Vorstand, bei der Uefa und habe ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Sepp Blatter und Michel Platini. Ich bitte um Verständnis für meine Entscheidung", erklärte Beckenbauer. Der Weltmeister von 1974, Weltmeister-Teamchef 1990 und Präsident des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2006 traf den Entschluss aus rein persönlichen Gründen, hieß es in der Mitteilung.

Letzte wichtige Amtshandlung des Ehrenpräsidenten des FC Bayern München wird die Abstimmung zur Wahl der WM-Gastgeber 2018 und 2022 am 2. Dezember in Zürich sein.

Beckenbauer war 2007 als Nachfolger von Gerhard Mayer-Vorfelder in die Weltregierung des Fußballs eingezogen. In den internationalen Gremien ist DFB-Präsident Theo Zwanziger als Mitglied der UEFA-Exekutive der einzige verbliebene Deutsche. Beckenbauers Posten muss aber nicht zwingend von einem deutschen Repräsentanten wiederbesetzt werden.

Zwanziger kündigte an, den vakanten Platz nicht kampflos zu opfern. "Wir werden jetzt ganz in Ruhe darüber nachdenken, wie wir uns für die im kommenden Jahr anstehende Wahl eines Nachfolgers aufstellen", sagte der DFB-Chef. Beckenbauer selbst hat sich unterdessen in der Bild-Zeitung für Zwanziger als seinen Nachfolger bei der Fifa ausgesprochen. "Ich würde mir wünschen, er könnte sich dazu entschließen. Das wäre sicher die beste Lösung für den deutschen Fußball."

Der Rückzug des international profiliertesten deutschen Fußball- Botschafters wurde mit Bedauern aufgenommen. "Franz Beckenbauer ist ein exzellenter und in der ganzen Welt außerordentlich hoch geschätzter Vertreter des deutschen Fußballs", würdigte Zwanziger die Verdienste des "Kaisers".

Die Amtszeit Beckenbauers läuft im Frühjahr 2011 turnusgemäß nach vier Jahren ab. Gewählt wurde er vom Kongress des Europäischen Kontinentalverbandes UEFA, der nun bei seiner nächsten Zusammenkunft am 22. März in Paris auch einen Nachfolger für die Mitgliedschaft in dem zuletzt wegen der Korruptionsvorwürfe um die anstehende WM-Vergabe heftig umstrittenen FIFA-Gremium bestimmen muss.

Nur ein Jahr nach seinem Abschied vom Präsidenten-Amt beim FC Bayern zieht sich Beckenbauer damit von einem weiteren Funktionärsposten zurück. Im November 2009 hatte er den Chefsessel bei seinem Club für Uli Hoeneß geräumt. "Das wird alles weniger werden. Ich habe das Recht, in ein Rentenalter zu treten und weniger zu tun. Ich habe eine Familie mit zwei Kindern, die ich nicht versäumen möchte. Nicht dass da plötzlich wie bei meiner ersten Ehe drei Kinder sind, so groß wie ich, und ich fragen musste, wo kommt ihr auf einmal eigentlich her, weil ich keine Zeit hatte", erklärte Beckenbauer schon vor seinem 65. Geburtstag.

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