Süddeutsche Zeitung

Frankfurts Rückkehrer Alexander Meier:Gutes Heilfleisch

  • Alexander Meier spielt gegen Köln zum ersten Mal seit dem 4. April - und schießt gleich drei Tore beim 6:2-Sieg.
  • "Das ist etwas Besonderes", sagt er selbst.
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Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Es ist schwer zu sagen, wann die Rufe am lautesten waren. Vielleicht schon kurz vor dem Spiel, als der Stadionsprecher die offizielle Aufstellung bekanntgab. Vielleicht auch in der vierten Minute, als das 1:0 fiel. Oder in der 23. Minute, als Frankfurt das 3:0 bejubeln durfte. Aber inoffiziellen Dezibel-Schätzungen zu Folge dürfte es wahrscheinlich doch die 87. Minute gewesen sein, als das Publikum gleich einen doppelten Anlass zum Feiern hatte: Denn da erzielte Alex Meier erst mit seinem dritten Treffer des Tages den 6:2-Endstand - und direkt danach gönnte Trainer Armin Veh seinem Offensivspieler jene Applaus anstiftende Auswechslung, die Dreifach-Torschützen in dieser Branche zusteht.

Natürlich ist Alex Meier seit dem 4. April des Öfteren im Frankfurter Stadion gewesen. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison etwa hat er dort in der Halbzeit eine Currywurst verdrückt und sich nach dem Spiel als Torschützenkönig feiern lassen dürfen. Vor gut einer Woche hat er der Nationalmannschaft zugeschaut, wie sie an diesem Ort Polen mit 3:1 bezwang. Und selbstverständlich haben die Frankfurter Anhänger bei allen Heimspielen ihrer Mannschaft seit April ihren "Fußballgott" ausgiebig besungen. Aber wegen einer Verletzung an der Patellasehne im rechten Knie hat Alex Meier in dieser Zeit niemals bei einem Spiel seiner Eintracht mitgewirkt - bis zur Heimpartie gegen den 1. FC Köln an diesem Samstag.

Da gab Alex Meier sein Comeback, und ein solch ungewöhnliches Comeback kann nur ein ungewöhnlicher Fußballer wie Alex Meier hinlegen. Vierte Minute: Aleksandr Ignjovski flankt, Kopfball Meier, und mit seiner ersten Ballberührung erzielt er die frühe Führung für die Eintracht. 23. Minute: Hereingabe von Haris Seferovic, Meier hält den linken Fuß hin, und mit seiner zweiten auffälligen Aktion erzielt er das das 3:0 und die Entscheidung in diesem Spiel. 87. Minute: Diesmal bringt Johannes Flum den Ball in die Mitte, und Meier befördert ihn zum zweiten Mal mit dem Kopf zum 6:2-Endstand ins Netz. "Das ist etwas Besonderes", sagte er hinterher.

Dabei war es durchaus überraschend, dass Meier bereits jetzt sein Comeback geben konnte. Als er im April ausfiel, rechneten sie bei der Eintracht mit mindestens einem halben Jahr Pause. Erst ging's in die Reha in die Schweiz, vor drei Wochen stieg er wieder ins Mannschaftstraining ein, beim Testspiel gegen Sandhausen vor neun Tagen absolvierte er sein erstes Fußballspiel über 90 Minuten seit April; immer war Meier ein wenig vor dem Zeitplan. "Ich hab halt gutes Heilfleisch", sagte er zwischendurch mal. Dass Meier gegen Köln zum Einsatz kommen würde, hatte Veh schon in den vergangenen Tagen erklärt; dass Meier von Beginn an spielte, war trotzdem etwas überraschend. Nach der Trainingseinheit am Donnerstag habe er sich entschieden, sagte Trainer Veh später.

Alex Meier, inzwischen 32 Jahre alt, hat also gleich nach seiner Rückkehr eines seiner typischen Alex-Meier-Spiele hingelegt, in denen er seinen Wert für diese Mannschaft so nachdrücklich unterstreicht. Seit 2004, als er aus St. Pauli an den Main kam, hat er mehr als 100 Treffer für die Frankfurter erzielt, Vorstandschef Heribert Bruchhagen hat ihn mal zu einem der Spieler erklärt, für die es sich lohne, jeden Tag im Büro zu arbeiten. Wenn Alex Meier nix ist, dann ist die Eintracht auch nix, so galt das oft im vergangenen Jahrzehnt.

Aber doch sieht es so aus, als gebe es ein paar Unterschiede zwischen dem Alex Meier im September 2015 und dem Alex Meier im April 2015 - und damit ist nicht nur der Zopf gemeint, der einmal sein Markenzeichen war und den er über die Sommermonate zu einer Art Doppelzopf ausgebaut hat. Armin Veh hat dem langen Lulatsch mit dem feinen rechten Fuß nämlich wieder eine neue alte Rolle zugedacht.

Vor Meier stürmen Castaignos und Seferovic

Früher agierte Meier meist als Zehner, im vergangenen Jahr unter Thomas Schaaf war er aber ein paar Meter nach vorne gerückt. Doch mit der Rückkehr von Veh rückt nun auch Meier wieder auf seinen alten Posten, vor ihm stürmten gegen Köln Luc Castaignos und Haris Seferovic.

Armin Veh hat sich diebisch freuen dürfen über diese Formation, denn nicht nur Meier traf an diesem Abend, sondern auch Castaignos (2) und Seferovic. Und diese beiden schüren bei den Frankfurtern die Hoffnung, dass sich nun eine Kleinigkeit ändert gegenüber dem Vorjahr: dass wenn Meier ausnahmsweise mal nix ist, die Eintracht doch was ist.

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SZ vom 13.09.2015/schma
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