Frankfurter 1:0-Sieg:Fleißarbeit im Höhenflug

Eintracht Frankfurt v FC Cologne - German Bundesliga

Das Tor des Spiels: Bereits in der fünften Spielminute überwindet Frankfurts Mijat Gacinovic Kölns Torhüter Timo Horn.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Niko Kovac hat der Eintracht Kraft, Schnelligkeit und Disziplin beigebracht. Gegen Köln ist aber nicht nur Zweikampfstärke, sondern auch spielerische Dominanz entscheidend.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Heute bliebe auf jeden Fall der Alexander Meier zum Autogrammeschreiben stehen, erklärte der Mann, der bei Eintracht Frankfurt für die Stadionführungen zuständig ist, ein paar erwartungsfrohen Kindern zwei Stunden vor dem Anpfiff der Partie gegen den 1. FC Köln im Pressekonferenzraum der Arena. Nach drei Wochen Verletzungspause stand der in Frankfurt als "Fußballgott" verehrte Torjäger gegen den FC erstmals wieder in der Startelf. Das Autogrammeschreiben vor dem Anpfiff sollte an diesem Tag seine auffälligste Aktion bis zu seiner Auswechslung in der 73.Minute bleiben. Die Eintracht kam trotzdem zu einem verdienten 1:0 (1:0)-Sieg gegen Köln, blieb nun schon im vierten Spiel hintereinander ohne Gegentor und zog mit nun 18 Punkten mit den Kölnern gleich.

Und wie so oft in den vergangenen Wochen war die Frage: Wie, wenn nicht mit Meiers Hilfe, hatte sie das noch mal geschafft?

"Wir wissen, wo wir herkommen, aber wir freuen uns über den guten Moment", analysierte Meier gewohnt zurückhaltend den Höhenflug der Eintracht. In Frankfurt wächst nach dem Umbruch im Sommer eine Mannschaft unter dem Trainer Niko Kovac erstaunlich schnell zusammen. Kovac ist wie Meier keiner, der zu Überschwang im Erfolg neigt. "Wir müssen uns alles hart erarbeiten, um erfolgreich zu sein, die Tabelle ist eine Momentaufnahme. Wir wollen den Abstand nach unten bis Weihnachten ausbauen, der Blick geht weiter nach unten", sagte Kovac trocken nach dem Abpfiff. Er hat dieser Mannschaft einen starken Fitnesszustand antrainiert. Letzte Saison unter Armin Veh fehlten Kraft und Schnelligkeit, nun gehen die Profis 90 Minuten mit Tempo nach vorne und nach hinten.

Die Eintracht dominiert - nicht nur durch Zweikampfstärke

Außerdem werden unter Kovac viele Spieler deutlich besser, Offensivtalent Mijat Gacinovic zum Beispiel. Man muss nicht 1, 96 Meter groß und 96 Kilogramm schwer wie Meier sein, um Kopfballtore zu machen, es geht auch mit nur 1, 75 Meter und 66 Kilogramm - wie Gacinovic schon nach vier Minuten Spielzeit bewies: Der Serbe spielte den Ball aus dem Zentrum zu Timothy Chandler auf den rechten Flügel, sprintete dann in Richtung erster Pfosten und kam deshalb nach der abgefälschten Flanke von Chandler einfach einen Schritt schneller als alle anderen an die Kugel - und verlängerte diese ohne großen Luftsprung per Kopf ins Kölner Gehäuse. Diese Laufwege fordert Kovac von seinen Spieler, "sonst fehlt Torgefahr", sagt der Kroate.

Die Eintracht dominierte die erste Halbzeit nicht nur durch ihre Zweikampfstärke, sondern auch durchaus mit fußballerischer Klasse. Zwar erspielte sich die Elf nach Gacinovics Führungstreffer nur noch wenige Torchancen, aber die erstaunliche Ballsicherheit ließ die Kölner 45 Minuten lang fast nur hinterherrennen und war mitunter auch schön anzusehen. Und weil die Kölner fast nie am Ball waren, gab es keine Torchancen für den FC in Halbzeit eins. "Die erste Hälfte war das Schlechteste von uns in dieser Saison, da haben wir total verschissen", klagte FC-Kapitän Matthias Lehmann.

Kovac macht Hasebe zur zentralen Figur in der Abwehr

Der Kölner Torjäger Modeste, der bislang elf der 16 Kölner Saisontreffer erzielt hatte, kam kaum zur Geltung, weil die Dreier-Abwehrkette der Eintracht mit David Abraham, Makoto Hasebe und dem jungen Spanier Jesus Vallejo gut harmonierte und jeder einzelne schnell und gierig im Zweikampf agierte. Mittelfeldmann Hasebe zur zentralen Figur der Abwehr gemacht zu haben, erweist sich als Glücksgriff des Trainers. "Mit seiner Ruhe und Spielintelligenz hält er den Laden hinten zusammen und er kann den Ball gut nach vorne spielen", erklärte Kovac.

Kölns Trainer Peter Stöger ersetzte in der Pause den gelb-rot-gefährdeten Konstantin Rausch am linken Flügel mit dem nominellen Stürmer Simon Zoller. Die Kölner kamen so in der zweiten Hälfte besser ins Spiel und zu Torgelegenheiten. Die Eintracht erkämpfte sich am Ende ihr Glück und darf nun nach oben schauen - auch wenn ihr Trainer den Blick immer nach unten richtet.

Kurz vor dem Anpfiff gab die Eintracht übrigens via Videowürfel in der Arena die Vertragsverlängerung des starken Innenverteidigers David Abraham bis 2019 bekannt. Über dieses Autogramm des "Musterprofis und gefühlten Kapitäns" (Eintracht-Vorstand Fredi Bobic) freuten sich alle Frankfurter Anhänger ganz besonders.

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