Hugo EkitikéFrankfurts nächster Millionen-Stürmer?

Lesezeit: 3 Min.

Erzielte das einzige Tor für die Eintracht und sicherte den Frankfurtern so eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel kommende Woche: Hugo Ekitiké.
Erzielte das einzige Tor für die Eintracht und sicherte den Frankfurtern so eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel kommende Woche: Hugo Ekitiké. (Foto: Paul Childs/Action Images via Reuters)

Gerade erst hat die Eintracht Omar Marmoush für 80 Millionen transferiert, nun sollen die englischen Topklubs auch Hugo Ekitiké im Blick haben. Der Franzose zeigt beim 1:1 gegen Tottenham, was ihn auszeichnet.

Von Sven Haist, London

Nach Spielende schaute Hugo Ekitiké auf dem Spielfeld immer wieder hoch in den Ehrenbereich des Stadions. Es sah aus, als würde der Mittelstürmer von Eintracht Frankfurt nach den Talentspähern suchen, die, so die Gerüchte in England, seinetwegen in Scharen das Match bei Tottenham Hotspur in der Europa League verfolgt haben sollen. Angeblich soll der 22-jährige Franzose mit kamerunischen Wurzeln auf den Transferwunschzetteln von Liverpool, Arsenal und Manchester United stehen – drei Klubs, die alle dringend einen neuen Torjäger benötigen. Wegen dieser Konkurrenzsituation kursieren Fantasiepreise für Ekitiké von bis zu hundert Millionen Euro. In jedem Fall dürfte er nach seiner Leistung am Donnerstagabend für potenzielle Interessenten nicht günstiger geworden sein.

Mit seinem Führungstor war Ekitiké dafür verantwortlich, dass die Frankfurter Eintracht in dieser Viertelfinalpaarung gegen Tottenham mit einem für das Rückspiel achtbaren 1:1 (1:1) im Gepäck wieder nach Hause geflogen ist. In der sechsten Spielminute hatte er sich bei einem Konter auf die halblinke Seite abgesetzt und wurde kurz hinter der Mittellinie bedient. Von dort dribbelte Ekitiké mit dem Ball am Fuß gegen drei Gegenspieler aufs Tor. Die entscheidende Bewegung gelang ihm vor dem Strafraum, als er in die Mitte einbog und den Ball in die rechte untere Torecke schlenzte. Die gesamte Distanz überbrückte er mit gerade mal elf Ballkontakten.

Eintracht Frankfurt
:Die Wachablösung im Eintracht-Tor naht

Der 21-jährige Brasilianer Kauã Santos begeistert mit Sprungkraft, Reaktionen und positiver Ausstrahlung. Wenn Kevin Trapp seine Schienbeinverletzung auskuriert hat, muss Frankfurts Trainer Dino Toppmöller eine Entscheidung mit großer Tragweite treffen.

Von Frank Hellmann

Mitspieler Arthur Theate, der als Linksverteidiger einen guten Blick auf die Aktion hatte, sagte, er wisse, dass Ekitiké solche Tore erzielen könne, weil er „so viele davon im Training“ mache. Auch Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche lobte die „Abschlussqualität“. Die Aktion war einer von nur zwei Torschüssen der Frankfurter, den zweiten Versuch gab ebenfalls Ekitiké vor der Pause ab. Bei der besten Kombination seines Teams legte Ekitiké am Mittelkreis sehenswert mit dem Außenrist ab, sprintete dann nach vorn, erwischte aber den Ball beim Torschuss nach dem etwas zu weit in den Rücken gespielten Querpass von Theate nicht richtig. Tottenham glich durch den Hackentreffer von Pedro Porro aus (26.), Kevin Trapps Vertreter Kaua Santos im Tor und die Latte entschärften die weiteren Versuche der Nordlondoner.

Seit dem Abschied seines Sturmkollegen Omar Marmoush, der im Januar für 80 Millionen Euro zu Manchester City gewechselt ist und den er mal als seinen „Komplizen“ bezeichnete, fokussiert sich das Angriffsspiel der Eintracht auf Ekitiké. Im Duell mit den Spurs hatte er es erneut mit gleich zwei Verteidigern zu tun. Nach dem Spiel sagte Krösche, das Tor zum 1:0 sei beispielhaft für Ekitikés Qualitäten gewesen, diese Zielstrebigkeit müsse er beibehalten. Ausbaufähig sei hingegen das Abschirmen und Festmachen des Balls, damit die Kollegen nachrücken könnten. Hier fehlt Ekitiké trotz seiner Größe (1,91 Meter) die Robustheit und Geschicklichkeit, er wirkt bisweilen etwas schlaksig.

Der zweite Protagonist des Abends: Kaua Santos hielt die Eintracht im Spiel.
Der zweite Protagonist des Abends: Kaua Santos hielt die Eintracht im Spiel. (Foto: Frank Augstein/AP/dpa)

Im Winter 2024 hatte ihn Krösche zunächst für ein halbes Jahr von Paris Saint-Germain ausgeliehen und ihn anschließend für 16,5 Millionen Euro fest verpflichtet. Der Transfer des Talents wurde möglich, weil Ekitiké angesichts der Konkurrenz bei PSG fast nicht eingesetzt worden war. Am Ende nahm er sogar monatelang nicht mal mehr am Mannschaftstraining teil. Die Pariser hatten ihn ein halbes Jahr zuvor erst nach einer vorherigen Leihe für 28,5 Millionen aus der Talentschmiede von Stade Reims ausgelöst.

Die Odyssee blendete Krösche aus, er sah in erster Linie das Potenzial des Jungstürmers. Langsam baute ihn Trainer Dino Toppmöller auf. Obschon seine Fitness und Spielintensität nach wie vor Thema sind (gegen Tottenham nahm er sich ein paar Verschnaufpausen), reicht es inzwischen konstant zu Einsätzen über die volle Distanz. In dieser Saison sind ihm beachtliche 28 Torbeteiligungen in 41 Pflichtspielen gelungen, wobei seine Quote zuletzt ohne Marmoush zurückgegangen ist. An seinem Selbstvertrauen hat das nichts verändert. Auf die Frage, ob Ekitiké eventuell bei seinem ersten Auftritt in England ein bisschen nervös gewesen sei, lachte Eintrachts Mittelfeldspieler Hugo Larsson laut los: „Eki?“, entgegnete der Schwede, nein, der sei nie nervös.

Ekitikés Vertrag läuft bis 2029, eine Klausel soll er nicht haben

Bisher machen Ekitiké die Transferdebatten offenbar tatsächlich nichts aus. Einen Grund dafür sieht Krösche darin, dass dieser in seinen jungen Jahren bereits einiges mitgemacht habe und Gerüchte um seine Person gewohnt sei. Ekitiké könne „damit umgehen“, versichert er. Um die Chancen zu erhöhen, ihn zumindest ein weiteres Jahr zu halten, wäre die Qualifikation für die Champions League hilfreich, entweder über die Liga (wo die Frankfurter gerade auf dem dritten Platz stehen) oder durch einen Triumph in der Europa League.

Die Ambition, zu einem internationalen Spitzenklub zu wechseln, hat Hugo Ekitiké allemal. Sein Vertrag läuft bis Juni 2029, dem Vernehmen nach ohne Ausstiegsklausel. Vermutlich wäre er für andere Klubs als noch nicht ausgereifter Spieler in diesem Sommer noch erschwinglich. Für Ekitiké selbst ist es ebenso Abwägungssache. Und für die Eintracht? Das sei „heute egal“, bügelte Krösche das Thema ab, alles werde sich in Zukunft zeigen. Vor dem Ausgang schaute Hugo Ekitiké nochmals hoch zur Tribüne. Fündig schien er nicht zu werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

ManCity-Abschied von Kevin De Bruyne
:Herr der Pässe

Kevin De Bruyne verlässt Manchester City zum Saisonende – auch weil sein Einfluss auf das Spiel des Premier-League-Klubs nachgelassen hat. Über einen, dessen visionäre Zuspiele viele verzaubert haben. Dem aber der größte aller Titel weiter fehlt.

SZ PlusVon Sven Haist

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: