Frankfurt - Leverkusen (18 Uhr):Blind Dates mit Dreizack

Lazio Rom - Eintracht Frankfurt

Wird wegen einer Oberschenkelverletzung gegen Leverkusen fehlen: Makoto Hasebe, herausragender Frankfurter Defensivspieler der bisherigen Hinrunde.

(Foto: Arne Dedert/dpa)

Frankfurt gibt sich nach seinem Rekordtrip durch Europa forsch. Aber das Gebaren einiger Eintracht-Hooligans könnte den Klub noch teuer zu stehen kommen. Und Hasebes Verletzung schmerzt sportlich.

Von Johannes Kirchmeier

Ans Ende der vielen Nachrichten über die SG Eintracht Frankfurt seit Donnerstagabend reihte sich dann noch eine ausnehmend positive. Daher soll dieser Text mit den guten Nachrichten beginnen, bevor schlechtere folgen. Der Fußball-Bundesligist meldete am Samstagmittag alle Heimspiele bis zum Halbfinale der Europa League ausverkauft. Und das, obwohl noch gar nicht klar ist, ob die Eintracht überhaupt so weit kommt im zweitwichtigsten europäischen Pokalwettbewerb. Schließlich wird ja am Montag erst die Zwischenrunde ausgelost, die Fans sicherten sich sogenannte "Blind-Date-Pässe". Bis zum Halbfinale müsste Frankfurt noch drei Teams aus dem Wettbewerb schießen, um seinen Anhängern alle Blind Dates zu ermöglichen.

Das scheint in dieser Saison aber durchaus möglich zu sein. Es ist eine ganz eigene Euphorie um den Klub und seinen Dreizack im Angriff entstanden: Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic sorgen für die Tore. Am Donnerstag beim 2:1 (0:0) bei Lazio Rom gesellte sich dann auch noch ein vierter gefährlicher Offensivspieler dazu: Mijat Gacinovic - ein Traumtor und eine Vorlage für Haller steuerte der serbische Spielmacher bei. Auch ihm merkt man an, dass er sich unter dem neuen Trainer Adolf Hütter noch einmal weiterentwickeln konnte.

So war die erste wichtige Nachricht eine sportliche: Eintracht Frankfurt hat einen deutschen Rekord in der Europa League aufgestellt. Als erstes Bundesliga-Team beendeten die Hessen die Gruppenphase ohne Punktverlust. Sie sind daher am Montag gesetzt bei der Auslosung und gehen so in der Zwischenrunde Gegnern wie dem FC Sevilla aus dem Weg. Die nächste, nicht ganz so gute Nachricht: Am Sonntag geht es nach zwei Niederlagen in der Bundesliga gegen Bayer 04 Leverkusen, das mit heftigem Rückenwind aus der Europa League anreist: 5:1 gewann die Werkself bei AEK Larnaka auf Zypern.

Abgesehen davon waren da aber noch schlechtere Neuigkeiten aus Frankfurter Sicht zu vernehmen. Schließlich ist seit Donnerstag gar nicht mehr klar, ob die Anhänger ihre Blind Dates überhaupt alle wahrnehmen dürfen. Denn eine kleine Gruppe unter den 9000 mitgereisten Frankfurter Fans sorgte für üble Krawalle in Italiens Hauptstadt. Nach Angaben der römischen Polizei wurden "um die 15 Personen" festgenommen, eine wurde am Freitag bereits zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Schon vor der Partie war es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, dabei flogen Rauchbomben und Knallkörper. Auch während des Spiels zündeten Frankfurter Fans Pyrotechnik, die Polizei marschierte im Innenraum auf. Ein Eintracht-Anhänger wurde beim Versuch des Platzsturms festgenommen. Und so drohen dem Verein und seinen Anhängern nun sogenannte Geisterspiele, also Heimspiele vor leeren Rängen.

"Eine kleine Gruppe hat das Spiel missbraucht, um ihre private Auseinandersetzung mit Lazio Rom zu führen", sagte Vorstandsmitglied Axel Hellmann: "Diese kleine Gruppe nimmt alle anderen Fans in Sippenhaft, was die Wahrnehmung und Stimmung betrifft. Das schadet Eintracht Frankfurt. Das betrübt mich sehr, das macht mich traurig. Wir haben kein gutes Bild abgegeben."

Defensiv-Stratege Hasebe droht länger auszufallen

Die Frankfurter standen ja schon vor der Partie in Rom als Gruppensieger fest. Und so stellte sich dem Trainer Hütter bereits da die Frage: rotieren oder nicht rotieren? Er entschied sich für eine softe Variante der Startelfveränderung, die wichtigsten Spieler - unter anderem Makoto Hasebe als Chef der Abwehr-Dreierkette, Flügelläufer Danny da Costa und Haller als Sturmspitze - blieben drin, Rebic durfte sich dagegen ausruhen.

Im Falle Hasebes war die softe Rotation jedoch keine gute Entscheidung, er blieb nach einer halben Stunde im Zweikampf mit Roms Stürmer Joaquin Correa plötzlich stehen, fasste sich an den Oberschenkel und humpelte vom Platz. "Es ärgert mich natürlich wahnsinnig, dass er ausfällt", sagt Hütter. Wie lange, ist noch unklar: "Es ist schwierig abzusehen, ob er dieses Jahr noch spielen kann." Gegen Leverkusen reicht es nicht, fürs Derby in Mainz und die Abschlusspartie gegen den FC Bayern wird es also knapp.

Der 34-jährige Hasebe ist bisher der herausragende Frankfurter Spieler. Der Japaner gab der Eintracht-Abwehr nicht nur die nötige Ordnung, er organisiert auch den Angriff von hinten heraus. Wie sehr er der Eintracht bei den drei durchaus anspruchsvollen Aufgaben fehlen wird, offenbarte das 1:0 der Römer am Donnerstag: Im flinken Gegenstoß fehlte der neu formierten Dreierkette - dem in die Mitte gerückten Simon Falette, Marco Russ und Evan N'Dicka - ohne den erfahrenen Dirigenten die Stabilität. Correa zog Falette am Ende davon und traf. Hasebes Ausfall ist daher wohl die schlechteste Nachricht der ereignisreichen vergangenen Frankfurter Tage. Die Hessen hoffen, dass es die letzte schlechte bleibt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: