Mario Götze:Neuerdings ein alter Hase

Mario Götze: Die Bundesliga hat ihn wieder: Mario Götze bei seinem ersten Training für Eintracht Frankfurt.

Die Bundesliga hat ihn wieder: Mario Götze bei seinem ersten Training für Eintracht Frankfurt.

(Foto: Heiko Becker/Reuters)

Mit erstaunlichem Vergnügen präsentiert sich Mario Götze bei seiner Vorstellung in Frankfurt. Seine Zeit in Eindhoven hat offenbar alle Beklemmungen gelöst.

Von Philipp Selldorf

An Berichterstattung über Mario Götze und sein Engagement bei Eintracht Frankfurt hat es in den vergangenen Tagen nicht gemangelt. An veritablen Neuigkeiten dagegen schon. So mussten vermehrt Meldungen ohne Inhalt gemeldet werden, zum Beispiel, dass der Trainer Oliver Glasner erklärte, Götze "keine Sonderrolle" einräumen zu wollen. Hätte Glasner gesagt, er werde dem Weltmeister und Kinderzimmer-Poster-Star eine Sonderrolle geben, die ihn von defensiven Zweikämpfen und lästiger Verteidigungsarbeit befreie, wäre das tatsächlich eine Nachricht gewesen.

Aber ein Trainer, der sagt, auch der prominente neue Spieler werde sich ins Team integrieren müssen? Da besteht Alarmstufe Allgemeinplatz.

Nun jedoch ist die Zeit des Wartens und Fabulierens vorbei, Götze hat am Dienstag mit der Eintracht das Training aufgenommen und sich anschließend zur Präsentation seiner selbst im Stadion eingefunden, und man kann sagen, dass er zumindest Letzteres mit bemerkenswerter Gelassenheit und sogar mit beachtlichem Vergnügen erledigt hat. Auftritte vor der Presse hat Götze in seinen früheren Zeiten mit tiefsitzendem Widerwillen absolviert. Dem unguten Gefühl trotzte er, indem er so viele Phrasen ins Publikum streute, dass den Zuhörern der Mut für weitere Fragen verging - obwohl die meisten von Berufs wegen gegen Plattitüden gewappnet waren. Oft fragten sich die Leute später, ob sie den jungen Menschen Mario oder den sprechenden Roboter GötzeR2D2 erlebt hatten.

Bei der Eintracht, sagt er, hätten ihn "die ganzen letzten Jahre" überzeugt

Zeugen und Weggefährten hatten zuletzt berichtet, Götze habe es während der zwei Jahre bei PSV Eindhoven geschafft, die inneren Beklemmungen zu lösen, die ihn zu Beginn seines Engagements noch gehemmt hätten. Dass der Trainer Roger Schmidt und ein umfangreicher Betreuerstab während des Exkurses nach Holland seine Karriere gerettet hätten, das hat er am Dienstag zwar nicht explizit bestätigt. Vielleicht weil er nicht so tief blicken lassen wollte oder weil er es gar nicht so sieht. Aber Götze nannte Schmidt jedes Mal vertraulich beim Vornamen, als ob er in ihm einen Lehrmeister fürs Leben gefunden hätte. "Sehr gute Erfahrungen" habe er mit Schmidt gemacht und in Eindhoven "eine gute Zeit gehabt", sagte er leichthin. Das klang, als ob er's genauso meinte.

Das erste Kennenlernen mit dem 30 Jahre alten, bei PSV wieder auffallend versierten Mittelfeldspieler fiel aus Sicht der Frankfurter Fans vielversprechend aus. Götze traf mit seinen Komplimenten an die Eintracht den richtigen Ton. Er komme nicht zur Eintracht, weil sie plötzlich Europacupsieger geworden sei, "die ganzen letzten Jahre" hätten ihn überzeugt. Der Lauf der jüngeren Geschichte, die Zeiten mit den Trainern Niko Kovac und Adi Hütter inbegriffen, sprächen "für den Verein und für einen Top-Charakter", findet Götze. Gemeint ist damit wohl eine unabhängig vom Trainer überlieferte Klub-Mentalität. Das habe er "ja alles mitbekommen: die Wirkung der Fans, die Erfolge, die Konstanz - und als Mannschaft da zu sein, wenn es schwierig wird".

Götze hätte es unter seinem Förderer Schmidt, der ihn mit zu Benfica Lissabon hatte nehmen wollen, vielleicht etwas leichter gehabt als jetzt in Frankfurt, wo die Ansprüche nun größer werden. Den überzogenen Erwartungen, die ihn in Deutschland während seiner ganzen Karriere verfolgt hatten, sieht er sich einstweilen aber nicht ausgesetzt: Er habe ja schon "ein paar Spiele gemacht und ein bisschen was erlebt" und somit "einen anderen View auf die Thematik bekommen", berichtete er mit der lässigen Geste des alten Hasen. In den Niederlanden hat er offenbar eine Vorliebe dafür entwickelt, englische Vokabeln in seine Rede einzufügen. Er sprach von den "Learnings" in der fremden Liga, vom "Fokus auf die Challenges", die ihm nun wieder in der Bundesliga bevorstehen, und vom Wunsch, einen "Impact auf die Mannschaft" zu erreichen.

Mit Bundestrainer Hansi Flick hat er auch wieder Kontakt

Bundestrainer Hansi Flick, verriet Götze mit amüsiertem Lächeln, habe ihm gratuliert zur Rückkehr nach Deutschland. In Frankfurt will er sich jetzt mit der Familie niederlassen, bisher war er zwischen Eindhoven und dem Wohnsitz Düsseldorf gependelt.

Schon im Vorjahr hatte ihn die Eintracht kontaktiert und für einen Wechsel zu gewinnen versucht, aber da wollte er "das mit Roger zu Ende bringen". So wurde er zwar nicht mit Frankfurt Europacupsieger, aber mit Eindhoven niederländischer Pokalsieger, weshalb im zweiten Anlauf nun zwei Gewinner zusammenfinden.

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