Frankenderby:Beschwingt nach Hause

SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg

Früher Lohn: Mikael Ishak (r) feiert mit Kevin Möhwald seinen Führungstreffer.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Erstmals seit 38 Jahren gewinnt der 1. FC Nürnberg wieder ein Derby in Fürth - beim 3:1 tritt jedoch auch allein der Club wie eine Zweitligamannschaft auf.

Von Christoph Ruf

Es gibt die Theorie, dass in Zeiten der Globalisierung, in der national und international bunt zusammengewürfelte Mannschaften mit wenig angeborenem Bezug zum jeweiligen Verein aufeinandertreffen, auch Derbys nichts Besonderes mehr sind. Das widerlegte das lange Zeit etwas bedächtige 263. Derby zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg auf dem Rasen am Sonntag erst in der Schlussphase, als Fürth mit einem umstrittenen Elfmeter auf 1:2 verkürzte, bevor Hanno Behrens in der dritten Minute der Nachspielzeit den Nürnberger 3:1-Sieg sicherstellte. "Die haben uns jetzt eine Viertelstunde gefeiert", freute sich der starke Torwart Fabian Bredlow, der den verletzten Thorsten Kirschbaum zum zweiten Mal in Folge vertrat. Bereits am Morgen hatte Bredlow an den Schwingungen im Umfeld gespürt, dass sein zweiter Zweitliga-Einsatz nicht viel mit dem ersten zu tun haben würde. "Das war ein ganz anderes Gefühl als gegen Bochum." Ein beschwingtes Gefühl hatten auch die Kollegen und Trainer Michael Köllner, der sich an ein Schild in der Mannschaftskabine seines Dorfvereins erinnert fühlte: "Da stand '11 Freunde müsst ihr sein, um Siege zu erzielen'. Und so ist die Mannschaft unter der Woche auch aufgetreten."

Zumindest auf den Rängen herrschte am Sonntag natürlich ohnehin 90 Minuten lang echte Derbyatmosphäre. Fast schon traditionell präsentierten die Fürther dabei eine aufwendige Choreografie, während der Preis für die gelungenste Gemeinheit nach Nürnberg ging: "In die Regionalliga gehören keine Chinesen, sondern Fürther", stand auf einem Transparent, das sich auf die Pläne des DFB bezog, in der Rückrunde die chinesische U20-Nationalmannschaft außer Konkurrenz in der Regionalliga Südwest mitspielen zu lassen.

Am Freitag geht es für Fürth nach Kaiserslautern, zum einzigen Team mit weniger Punkten

Das mit der Regionalliga war nun etwas hart, aber was die Fürther im ersten Durchgang boten, war erschreckend schwach. Vor allem physisch waren sie den Nachbarn, einer im besten Sinne des Wortes echten Zweitligamannschaft, klar unterlegen. Obwohl die Nürnberger Hintermannschaft nicht immer gut gestaffelt stand, spielten sich die Fürther nicht ein einziges Mal gefährlich in den Strafraum. Alle drei Torabschlüsse waren Einzelaktionen, und es war kein Zufall, dass drei Mal der gleiche Spieler daran beteiligt war. Julian Green, Leihgabe vom VfB Stuttgart, fiel zwei Mal mit Distanzschüssen auf, die Bredlow zwei Mal unschädlich machte (14./31.). Das dritte Mal meinte Green, einen vielversprechenden Konter allein abschließen zu müssen. Keine gute Idee, denn Tolcay Cigerci und Serdar Dursun waren frei.

Besser stellten sich die Nürnberger an, die schon zur Pause mit zwei, drei Toren Unterschied hätten führen können, es aber nach dem Pfostenschuss von Eduard Löwen (4.) beim frühen Treffer durch Mikael Ishak beließen (9.). Im zweiten Durchgang, den Fürth zunächst deutlich verbessert anging, fiel dann das 0:2 im genau richtigen Moment: Als Fürth gerade zu merken schien, dass auch an diesem Tag ein Spiel 90 Minuten dauern würde, erzielte Cedric Teuchert nach tollem Pass von Hanno Behrens das 0:2 (59.). Fraglich, ob die nun bemühte, aber instabile Fürther Mannschaft ohne fremde Hilfe noch einmal herangekommen wäre. Doch nach einem Kontakt zwischen Keeper Bredlow und Fürths Philipp Hofmann verwandelte Jürgen Gjasula den umstrittenen Elfmeter zum 1:2-Anschlusstreffer, ehe Behrens zum 1:3 traf. Für den Club war es der erste Sieg in Fürth seit 38 Jahren, die Mannschaft kehrte auf einen Aufstiegsplatz zurück.

Mann des Tages war dennoch Torwart Bredlow, der zwei weitere Paraden gegen Serdar Dursun (83./87.) zeigte und sich ein Sonderlob abholte. Und zwar vom gegnerischen Trainer, Damir Buric: "Der Nürnberger Keeper war heute sensationell. Er hat in zwei, drei Situationen Hundertprozentige gehalten." Das stimmte, und dennoch täte Fürth wohl gut daran, den bisherigen Saisonverlauf zumindest intern anders aufzuarbeiten als das Marco Caligiuri tat, als er davon sprach, dass man "mit zwei Siegen wieder nach oben blicken" könne. Dass es schon am Freitag nach Kaiserslautern geht, wirkt bei den derzeitigen Leistungen wie ein echter Glücksfall. Schließlich sind die Pfälzer derzeit das einzige Team, das noch weniger Punkte (zwei) auf dem Konto hat als die Fürther (vier).

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