Frank Rost geht zum HSV:Neue Karriere in der Abstiegszone

Schalkes auf die Ersatzbank verbannter Torwart Frank Rost wechselt zum Hamburger SV, die Ablöse soll eine Million Euro betragen.

Philipp Selldorf

Von der Begabung Manuel Neuers sind die Schalker schon lange überzeugt. Der Torwart, der bereits als Vierjähriger bei Schalke 04 eingeschult wurde, erhielt noch vor seinem Bundesligadebüt im August Fürsprache von bedeutenden Leuten im Verein. Der frühere Manager Rudi Assauer prophezeite, Neuer werde die künftige ,,Nummer eins in Deutschland'' sein. Torwarttrainer Oliver Reck schwärmte, sein Lehrling sei ,,so weit wie keiner zuvor in seinem Alter''. Und Stammtorwart Frank Rost sagte voraus: ,,Manuel wird mein Nachfolger.''

Allerdings hatte Rost nicht vorhergesehen, dass er bereits zu seinen Lebzeiten als Profi den Nachlass an den Erben abtreten müsste. Seit dem Spiel gegen den FC Bayern (2:2) vor zwei Monaten ist Neuer Stammtorwart bei Schalke 04; Trainer Mirko Slomka traf damit eine Personalentscheidung, die viel Unruhe heraufbeschwor, sich sportlich aber auszahlte. Neuer zeigte in den folgenden acht Partien selten Schwächen, und Schalke hat seit der Umbesetzung kein Spiel mehr verloren. Es kommt daher nicht sonderlich überraschend, dass Frank Rost den Plan aufgegeben hat, sein Lebenswerk als Torwart in Schalke zu vollenden.

Stattdessen wird er seine Karriere beim Hamburger SV fortsetzen. Nachdem sich die Klubs über die Ablösemodalitäten geeinigt haben, wird der 33-Jährige bereits am Donnerstag mit seiner neuen Mannschaft in das Trainingslager nach Dubai fliegen. Schalke erhält angeblich eine Million Euro Entschädigung sowie eine weitere Summe, falls der HSV den Klassenverbleib schaffen sollte.

Der Wechsel ist ein geglücktes Geschäft für alle Parteien. Rost hatte neulich noch ausgesagt, er habe nicht vor, seine Zeit ,,als Sitzfußballer'' auf der Reservebank zu verbringen. Der Hamburger SV glaubt, im Abstiegskampf einen stärkeren Rückhalt zu benötigen, als ihn die bisher tätigen Torleute Sascha Kirschstein und Stefan Wächter boten. Schalke 04 spart durch den Transfer viel Geld: Rosts Vertrag galt noch bis Juli 2009 und war mit rund zwei Millionen Euro pro Jahr dotiert. Die Stellenstreichung schafft Luft im Personaletat, wenngleich sich der Klub nun nach einem soliden Ersatz umsehen muss, denn zurzeit steht als Alternative zu Neuer lediglich der erst 19-jährige Dennis Lamczyk bereit.

Nur noch Adieu

Rost hatte sich zwar nach Darstellung der Schalker Verantwortlichen professionell verhalten, nachdem er seinen Platz hatte abgeben müssen. Doch schon vor dem Auftritt des Torwarts im Sportstudio am Abend des letzten Hinrundenspieltags hatten Trainer Slomka und Manager Andreas Müller eingesehen, dass ein Wechsel die beste Lösung sein würde, um Unruhen zu vermeiden. In dem Fernsehgespräch hatte Rost eine Verschwörung mit dem Ziel seiner ,,Demontage'' beklagt, die bereits unter der Aufsicht von Trainer Ralf Rangnick begonnen habe.

Er betrauerte auch den Verlust Assauers (,,Damals hatte ich noch Rückendeckung''), zu dem er nach wie vor ein enges Verhältnis unterhält. Und schließlich gab er auch klar zu verstehen, dass er das Verhältnis zum Trainer aufs Nötigste beschränken wolle: ,,Ich bin ein höflicher Mensch. Ich sage Guten Tag und Auf Wiedersehen.'' Nun braucht er nur noch Adieu zu sagen.

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